EU-Parlament fordert Legalisierung von Abtreibungen in Polen
Der Tod einer Schwangeren, der trotz Komplikationen eine Abtreibung verweigert worden war, hatte in Polen Proteste ausgelöst. Die EU übt Druck aus.
Das Wichtigste in Kürze
- In Polen sind Abtreibungen weiterhin illegal.
- Menschenrechtler helfen Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen im In- und Ausland.
- Das EU-Parlament fordert nun eine Legalisierung.
Das EU-Parlament hat von der polnischen Regierung zum Schutz von Frauen eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gefordert. Abgeordnete rufen EU-Länder zu medizinischer Unterstützung für Polinnen auf.
Die Parlamentarier verlangten, «alle im Zusammenhang mit Abtreibung stehenden Sachverhalte aus dem Strafrecht zu streichen und damit sicherzustellen, dass Ärzte sich bereiterklären», Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, hiess es in einer heute Donnerstag in Brüssel verabschiedeten Erklärung.
Frau stirbt nach Komplikationen
Der Tod einer Schwangeren, der trotz schwerer Komplikationen eine Abtreibung verweigert worden war, hatte in Polen landesweite Proteste ausgelöst.
Polens Oberstes Gericht hatte mit Unterstützung der Regierung im Oktober vergangenen Jahres auch die Abtreibung schwer fehlgebildeter Föten für verfassungswidrig erklärt und damit das ohnehin schon sehr restriktive Abtreibungsrecht weiter verschärft.
Frauen treiben im Ausland ab
Das Verbot stelle «eine Verletzung der Menschenrechte und eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt» dar, betonten die Europaabgeordneten in ihrer Entschliessung.
Sie seien «zutiefst besorgt darüber, dass Tausende von Frauen ins Ausland reisen müssen, um eine grundlegende ärztliche Leistung wie Abtreibung in Anspruch nehmen zu können». Dies sei keine wirkliche Lösung. Das EU-Parlament forderte gleichzeitig die Mitgliedstaaten auf, «wirksamer zusammenzuarbeiten, um den Zugang zu Abtreibungen im Ausland zu erleichtern».
Das Parlament wies darauf hin, dass die Organisation «Abtreibung ohne Grenzen» in den vergangenen zwölf Monaten rund 34'000 Frauen aus Polen half, einen Schwangerschaftsabbruch im In- oder Ausland vornehmen zu lassen.
Nach Angaben des EU-Parlaments, das sich auf Daten der polnischen Frauenrechtsorganisation Federa stützt, liessen in den vergangenen zehn Monaten lediglich 300 Frauen einen Schwangerschaftsabbruch in einem polnischen Krankenhaus vornehmen.