Experten halten Video zu Journalist Jim Acosta für verfälscht

AFP
AFP

USA,

Das vom Weissen Haus veröffentlichte Video, dass den CNN-Journalisten Jim Acosta belastet, soll laut Experten gefälscht sein.

Ein Bildausschnitt aus einem Video, in dem sich Us-Präsident Donald Trump eine Diskussion mit CNN-Reporter Jim Acosta liefert und dem eine Praktikantin das Mikro weggerissen hat.
Das Weisse Haus unter US-Präsident Donald Trump (r) beschuldigt CNN-Reporter Jim Acosta (l) eine Praktikantin (M) geschlagen zu haben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Video, das Jim Acosta der Gewalt gegen Frauen belastet, soll gefälscht sein.
  • Das Weisse Haus publizierte es, um den Entzug von Acostas Akkreditierung zu rechtfertigen.

In den USA sind Vorwürfe erhoben worden, das Weisse Haus habe zur Begründung von Anschuldigungen gegen den CNN-Korrespondenten Jim Acosta ein manipuliertes Video veröffentlicht. Experten und Journalisten äusserten am Donnerstag die Vermutung, dass der Ausschnitt aus der tumultartigen Pressekonferenz mit Präsident Donald Trump vom Mittwoch nachträglich beschleunigt worden sei. Dadurch werde ein Schlag Acostas auf den Arm einer Praktikantin des Weissen Hauses suggeriert. CNN erhob nach der Enthüllung scharfe Vorwürfe gegen die Regierung.

Trumps Sprecherin Sarah Sanders hatte das Video nach der Pressekonferenz im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht und damit den Entzug der Akkreditierung von Acosta begründet. Die Regierung werde «nie tolerieren, dass ein Reporter eine junge Frau anfasst, die nur ihren Job als Praktikantin im Weissen Haus machen wollte», erklärte Sanders.

Eine Praktikantin des Weissen Haus greift nach dem Mikrofon, dass der CNN-Reporter Jim Acosta festhält.
Jim Acosta (l) soll die Praktikantin des Weissen Hauses (r) geschlagen haben, als sie nach seinem Mikrofon griff. - Keystone

Zunächst von Verschörungswebsite verbreitet

US-Medienberichten zufolge war die mutmasslich manipulierte Version zuerst von einem Mitarbeiter der Verschwörungswebsite Infowars verbreitet worden. Acosta hatte die Anschuldigungen des Weissen Hauses ebenso wie sein Sender umgehend zurückgewiesen.

Der Journalistik-Professor Dan Kennedy von der Northeastern University bezeichnete die Begründung des Weissen Hauses für den Entzug der Akkreditierung als «Lüge». Dies könne jeder nachvollziehen, der das Originalvideo angesehen habe. «Ich denke, wir haben eine neue Linie überschritten», sagte Kennedy. Das Weisse Haus lüge «offenkundig» und erwarte, dass Trumps Anhänger auch noch daran glauben.

Das Originalvideo belegt, dass zuerst die Praktikantin nach dem Mikrofon des hartnäckig nachfragenden CNN-Korrespondenten griff. Dieser hielt das Mikrofon fest, drückte den Arm der jungen Frau beiseite und entschuldigte sich dabei.

«Bedrohung unserer Demokratie»

CNN zeigte sich empört über die Enthüllung. Die vom Weissen Haus erhobenen Vorwürfe gegen Acosta seien eine «Beleidigung für die wahren Opfer sexueller Gewalt», schrieb die Kolumnistin Jane Merrick auf der Website des Senders. Zuvor hatte CNN wegen des Entzugs der Akkreditierung von einer «Bedrohung unserer Demokratie» gesprochen.

Auch Journalistenverbände hatten Protest eingelegt. Es war das erste Mal seit der Gründung der Vereinigung der Korrespondenten beim Weissen Haus im Jahr 1914, dass einem Reporter seine Akkreditierung entzogen wurde.

Bei der Pressekonferenz am Tag nach den Zwischenwahlen zum Kongress hatte Trump wütende Attacken gegen kritische Medien geführt und mehrere Journalisten verbal scharf angegriffen. Acosta wurde dabei von Trump beleidigt und als «Volksfeind» diffamiert. «Sie sind eine unverschämte, fürchterliche Person. Sie sollten nicht für CNN arbeiten», sagte der Präsident.

Acostas Methoden bereits umstritten

Allerdings sind auch die scharfen Interview-Methoden Acostas in US-Journalistenkreisen umstritten. Der 47-Jährige hatte sich wiederholt verbale Auseinandersetzungen mit dem Präsidenten und dessen Sprecherin Sanders geliefert und sich dabei den Vorwurf der Selbstdarstellung zugezogen.

Acosta hätte das Mikrofon bei der Pressekonferenz zurückgeben und die Unterbrechung seiner Fragen durch Trump für sich stehen lassen sollen, schrieb die «Washington Post». Die konservative Website «The Blaze» hielt den Entzug der Akkreditierung wie die meisten anderen US-Medien für nicht gerechtfertigt. «Aber es ist schwierig, für jemanden Sympathien zu haben, der es darauf anlegt.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Donald Trump und CNN-Reporter Jim Acosta beim Eklat.
US-Präsident Donald Trump (l) beantwortet Fragen von Journalisten.
1 Interaktionen

Mehr in News

Mehr aus USA