Forscher: China betreibt auch in Tibet umstrittenes Arbeitsprogramm
Ein chinesisches Zwangsprogramm in Tibet hat zum Ziel, «Arbeitsethik» und «Arbeitsdisziplin» zu fördern. Es droht die Auslöschung der tibetischen Kultur.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in Tibet zwingt China Hirten und Bauern in Arbeitsprogramme.
- Experten befürchten den «Verlust des kulturellen Erbes» Tibets.
China zwingt laut einem Bericht eines US-Forschungsinstitutstibetische Hirten und Bauern in Arbeitsprogramme ähnlich denen in der chinesischen Unruheregion Xinjiang.
Diese Praxis drohe zum «Verlust des kulturellen Erbes» Tibets zu führen, hiess es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Die Behörden in Tibet bewerben das umstrittene Arbeitsprogramm. Dabei würden, als Massnahme im Kampf gegen die Armut, Bewohner ländlicher Regionen in Fabriken geschickt.
Assimilierung der Tibeter
Forscher der Jamestown Foundation kritisierten dagegen: Das «militarisierte Berufstraining» sei eine Form der ideologischen Indoktrinierung und Assimilierung der Tibeter. Diese machten 90 Prozent der Bevölkerung in der abgelegenen Region im Westen von China aus.
Den Forschern zufolge wurden allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres mehr als 500'000 Hirten und Bauern ausgebildet.
Chinesische «Disziplin und Ethik»
Laut einem in dem Bericht zitierten Aktionsplan der chinesischen Regierung sollen in dem Programm vermittelt werden: «Arbeitsdisziplin, chinesische Sprache und Arbeitsethik». In einem Bericht der Stadtverwaltung von Nagqu vom Jahr 2018 sollten damit «faule Leute wirksam eliminiert» werden.
Studien-Autor Adrian Zenz warnte: Die zunehmend assimilatorische Minderheitenpolitik der chinesischen Regierung könne zu einem Verlust des sprachlichen, kulturellen und geistigen Erbes Tibets zu führen.
Der Studie zufolge hat das Programm in Tibet Parallelen zu chinesischen Programmen in der Uiguren-Region Xinjiang. In der muslimisch geprägten Region nahmen laut Regierungsangaben zwischen 2014 und 2019 jährlich durchschnittlich 1,29 Millionen Menschen an Arbeitsprogrammen teil.
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sind in Xinjiang zudem mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in Haftlagern eingesperrt. Sie werden dort nach Angaben der Aktivisten zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise auch misshandelt. Peking weist die Vorwürfe zurück und spricht von «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten.