HRW fordert Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen von Haftars Truppen in Libyen
Human Rights Watch (HRW) fordert dringend eine Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen der Streitkräfte von General Chalifa Haftar in Libyen.

Das Wichtigste in Kürze
- Videoaufnahmen zeigen laut Human Rights Watch Leichenschändungen und Folter.
Die Menschenrechtsorganisation verwies am Dienstag in einer Erklärung auf «offensichtliche Beweise für Folter» und «schnelle Hinrichtungen».
Konkret geht es um die Kämpfer der Libyschen Nationalen Armee (LNA), die auf der Seite von Haftar gegen die von der UNO anerkannte Regierung der nationalen Einheit (GNA) in Tripolis kämpfen. Sie sollen Gefangene gefoltert, Leichen geschändet und mehrere Menschen hingerichtet haben. Die Kriegsverbrechen seien auf Videos dokumentiert, die im Mai 2020 aufgenommen und in Onlinenetzwerken veröffentlicht wurden.
«Chalifa Haftar muss seine Streitkräfte dringend für alle Kriegsverbrechen verantwortlich machen», sagte Hanan Salah, Libyen-Expertin bei HRW.
Die UN-Unterstützungsmission für Libyen zeigte sich zuletzt ebenfalls «entsetzt», nachdem es Berichte über mindestens acht Massengräber gab, die in Tarhuna entdeckt wurden. Der Ort galt als die letzte Hochburg der Pro-Haftar-Truppen im Westen, am 5. Juni wurden Haftars Streitkräfte jedoch durch das Militär der GNA verdrängt.
General Haftar hatte im April 2019 eine Offensive auf Tripolis gestartet, zuletzt mussten sich seine Truppen nach einer Reihe von Rückschlägen immer weiter in den Osten zurückziehen. In den Konflikt involviert sind aktuell mehrere Länder. Die Türkei unterstützt die GNA, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Russland hingegen Haftar.
Bei den Kämpfen am Rande von Tripolis wurden zuletzt Hunderte Menschen getötet, darunter auch Zivilisten. Zudem wurden mehr als 200.000 Menschen vertrieben. Libyen geriet nach dem Sturz des Regimes von Muammar al-Gaddafi 2011 in einen Bürgerkrieg.