Indien plant Abschiebung zahlreicher Rohingya-Flüchtlinge nach Myanmar
Im Norden Indiens droht zahlreichen Rohingya-Flüchtlingen die Abschiebung nach Myanmar.
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 168 Menschen in Gefangenenlager gebracht.
Der Generalinspekteur des indischen Bundesstaats Jammu und Kashmir, Mukesh Singh, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag, mindestens 168 Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit seien aufgegriffen und in Gefangenenlager gebracht worden. Nach einer Überprüfung der Nationalität «dieser illegalen Einwanderer» werde ihre Abschiebung nach Myanmar veranlasst, sagte Singh.
Insgesamt leben Singh zufolge etwa 5000 Rohingya in Jammu und Kashmir. Die Vereinten Nationen beziffern die Gesamtzahl der in Indien registrierten Rohingya-Flüchtlinge auf etwa 16.000, zahlreiche weitere halten sich demnach mutmasslich ohne Papiere in dem Land auf.
Seit 2017 sind hunderttausende Rohingya vor der Verfolgung durch das Militär aus Myanmar geflüchtet, die meisten von ihnen ins Nachbarland Bangladesch. Der hindu-nationalistischen Regierung von Indiens Premierminister Narendra Modi sind die Menschen ein Dorn im Auge. Seit Jahren fordert sie die Regionalregierungen in den Bundesstaaten und autonomen Gebieten zur Abschiebung der Menschen auf.
In der Darstellung Neu Delhis stellen die Rohingya eine Sicherheitsbedrohung für Indien dar. Die Behörden werfen ihnen Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und anderen islamistischen Gruppen vor.
Die Situation in Myanmar ist nach dem Militärputsch vor fünf Wochen äusserst instabil. Bei Protesten gegen den Putsch wurden nach UN-Angaben mindestens 55 Menschen getötet, mehr als 1700 Menschen wurden seit Beginn der Demonstrationen festgenommen.
Nach offiziellen Angaben waren am Samstag zahlreiche Myanmarer über die Grenze zu Indien geflüchtet, darunter auch acht Polizisten. Die Behörden in Myanmar forderten Indien dazu auf, die Polizeibeamten zurückzuschicken.