Irakische Ministerin tritt wegen ihres Bruders zurück
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bruder einer irakischen Ministerin soll Verbindungen zum IS haben.
- Deswegen trat sie nach zwei Wochen im Amt bereits zurück.
Iraks neue Bildungsministerin tritt wegen angeblicher Verbindungen ihres Bruders zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zurück. Die Hochschullehrerin Schaima al-Hajali, die ihr Amt erst vor zwei Wochen angetreten hatte, erklärte am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, sie habe bei Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi ihren Rücktritt eingereicht. Mahdi müsse über ihr Rücktrittsgesuch entscheiden, «wenn er eine Verbindung zwischen mir und Terroristen feststellt», schrieb al-Hajali.
Vor einigen Tagen hatten Abgeordnete und Politiker aus al-Hajalis Heimatstadt Mossul im Internet den Vorwurf erhoben, al-Hajalis Bruder Laith gehöre der IS-Miliz an. Sie belegten ihre Anschuldigungen mit zwei Propagandavideos der Dschihadisten von 2016, in denen Laith al-Hajali zu sehen sein soll. Er hatte damals für eine Behörde in der vom IS kontrollierten Provinz Ninive gearbeitet, wo auch die einstige IS-Hochburg Mossul liegt.
In den Videos verurteilt er die US-geführten Luftangriffe gegen die Dschihadisten. Al-Hajali sagte dazu, ihr Bruder sei «unter der Androhung von Waffengewalt» dazu gezwungen worden, in der vom IS kontrollierten Verwaltung zu arbeiten. Er habe aber »nie eine Waffe angefasst und nie bei der Tötung eines irakischen Mitbürgers geholfen«. Wo sich ihr Bruder derzeit aufhält, ist nicht bekannt.
Nach Medienberichten und nach Angaben von zwei Aktivisten sind zwei Söhne von Laith al-Hajali im Kampf für den IS gestorben: Einer beging demnach einen Selbstmordanschlag, der andere wurde im Kampf gegen irakische Truppen getötet. Das Büro von Ministerpräsident Mahdi äusserte sich zunächst nicht.
Die IS-Miliz hatte Mossul im Juni 2014 erobert und die Stadt zur «Hauptstadt» ihres «Kalifats» erklärt. 2017 wurde Mossul befreit. Inzwischen kontrolliert der IS nur noch wenige Dörfer in der Badia-Wüste in Syrien sowie entlang des Euphrat an der Grenze zum Irak, nachdem er in den vergangenen Jahren aus allen anderen Gebieten vertrieben wurde.