Iran-Krise: Baut der Iran jetzt bald Atombomben?
Nach der Ermordung Soleimanis wächst die Angst, der Iran könnte eine Atombombe bauen. Mit einem Ende des Atomdeals wäre das Programm schwer nachzuverfolgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Iran hat sich quasi vollends aus dem Atomabkommen verabschiedet.
- Seit der Ermordung des iranischen Topgenerals steigt die Gefahr einer iranischen A-Bombe.
- Iran will eine Rückkehr zum Wiener Abkommen, sollten die Sanktionen wegfallen.
Die EU will das Atomabkommen mit dem Iran weiterhin retten. Und auch gemäss dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani will man daran festhalten. Ein Ausstieg würde «in die Hände von US-Präsident Donald Trump spielen», sagte er am Donnerstag gemäss der iranischen Nachrichtenagentur Ilna.
Doch bestätigte er auch, dass man täglich mehr Uran anreichere, als noch vor dem Zustandekommen des Atom-Deals 2015. Damit ist klar: Der Deal ist quasi tot.
Nachdem die USA mit einem Luftschlag den iranischen Top-General Kasem Soleimani im Irak hingerichtet haben, ist klar, dass Teheran sich definitiv über die Beschränkungen des internationalen Atomabkommens hinwegsetzen wird.
Mit dem Atomabkommen hätte verhindert werden sollen, dass der Iran je Zugang zu einer Atombombe erlange. Doch seit der Tötung Soleimanis werden die Befürchtungen einer iranischen Atombombe wieder laut.
Klar ist: Auch ohne Anschlag auf den iranischen General wäre das Mullah-Regime bald komplett aus dem Wiener Abkommen ausgestiegen. Dadurch, dass US-Präsident Donald Trump im Mai 2018 den Vertrag einseitig aufgekündigt hatte, war es ohnehin zum Scheitern verurteilt.
Das iranische Atomprogramm
Ironischerweise war es die USA, welche mit der Schenkung eines Forschungsreaktors den Grundstein für ein iranisches Atomprogramm gelegt hatte. Damals noch unter dem USA-gestützten Schah Mohammed Reza Pahlavi.
Nach der islamischen Revolution wurde Atomenergie erst ab 1984 ein Thema. Ajatollah Ruhollah Chomeini bezeichnete zunächst die Atomenergie als «unislamisch».
Der Iran betonte seit jeher, die Energiegewinnung zu friedlichen Zwecken nutzen zu wollen. Doch Satellitenaufnahmen zweier geheimer Atomanlagen von 2002 weckten die Befürchtung, der Iran nutze die Atomenergie zur Entwicklung von Atombomben. 2003 folgten internationale Sanktionen. Im 2011 ging das erste Atomkraftwerk ans Netz.
2015 dann der Erfolg: Mit dem durch Barack Obama vorangetriebenen Atomdeal verpflichtete sich Teheran, die Uran-Anreicherungskapazität um mehr als die Hälfte zu reduzieren und die Neuentwicklung von Zentrifugen zu stoppen. Damit sollten die Aktivitäten für 15 bis 25 Jahre eingedämmt sein.
Neue Drohkulisse
Nun baut der Iran eine neue Drohkulisse auf. Teheran werde sein Atomprogramm unbegrenzt weiterführen und Uran ohne jede Einschränkung anreichern, so Aussenminister Javad Zarif. Auch die Anzahl Zentrifugen zur Uran-Anreicherung solle nicht beschränkt werden. Ob und wie hoch der Iran Uran anreichern werde, liess Zarif offen.
An der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA werde jedoch festgehalten. Sollte der Deal vertragsrechtlich umgesetzt und die US-Sanktionen aufgehoben werden, würde man zum Atomabkommen zurückkehren.
Wie nah an der A-Bombe ist Iran?
Für den Bau einer Atombombe braucht der Iran waffenfähiges Plutonium oder angereichertes Uran. Zudem sind zur Uran-Anreicherung spezielle Zentrifugen nötig. Über einen ebenfalls nötigen Schwerwasserreaktor verfügt das Land.
Für eine Atombombe müsste das Uran auf 90 Prozent konzentriert werden. Ist die Anreicherung auf 20 Prozent erfolgt, ist es jedoch nur noch ein kleiner Schritt bis zu atomwaffenfähigem Uran.
Mithilfe des Atomabkommens hätten die Vertragsstaaten mindestens ein Jahr vor Fertigstellung einer A-Bombe davon erfahren müssen. Dieser Zeitraum hat sich mit dem Rückzug aus dem Abkommen verkürzt.
Es bleibt darum zu hoffen, dass der Iran die Uran-Anreicherung lediglich als Drohkulisse nutzt und mit dem Bau einer Atomwaffe nicht ernst macht.