Journalistin bei «terroristischem Vorfall» in Nordirland erschossen
Im Nordirischen Derry wurde in der Nacht zum Karfreitag eine Journalistin getötet. Die Polizei spricht von einem «terroristischen Vorfall».
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Journalistin wurde in Londonderry mit einem Kopfschuss getötet.
- Polizei spricht von einem «terroristischen Vorfall» und startet Mordermittlungen.
Zwei Jahrzehnte nach dem Karfreitagsabkommen ist im nordirischen Derry am Rande von schweren Ausschreitungen eine Journalistin erschossen worden. Die Polizei bezeichnete den Tod der 29-jährigen Lyra McKee in der Nacht zum Karfreitag als «terroristischen Vorfall». Zudem nahm die Polizei Ermittlungen wegen Mordes auf.
McKee sei getroffen worden, als ein Mann im Wohnviertel Creggan auf Polizisten geschossen habe. Der Schütze sei ein «gewalttätiger Nationalist», sagte der Vize-Chef der nordirischen Polizei, Mark Hamilton.
Die Sicherheitskräfte seien im Einsatz gewesen, weil rund 50 Brandsätze gegen die Polizei geschleudert worden seien. Zwei Fahrzeuge seien in Brand gesetzt worden. Die 29-Jährige sei verletzt worden und im Krankenhaus gestorben.
Führende Politiker verurteilten die Tat aufs Schärfste. Der Vorfall zeigte die angespannte Lage in Nordirland, die im Brexit-Drama eine entscheidende Rolle spielt. Die britische Premierministerin Theresa May bezeichnete die Tat als «schockierend und wirklich sinnlos».
"The death of Lyra McKee in last night's suspected terrorist incident in Londonderry is shocking and truly senseless. My deepest condolences go to her family, friends and colleagues. She was a journalist who died doing her job with great courage." – PM @theresa_may
— UK Prime Minister (@10DowningStreet) April 19, 2019
McKee hat viel über den Nordirland-Konflikt und seine Folgen geschrieben. Auch war sie für das Magazin «The Atlantic» und Buzzfeed News tätig.
Noch am Donnerstagabend hatte sie ein Foto im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht, dass die Unruhen in Creggan zeigte. «Derry heute Abend. Völlig verrückt», schrieb sie dazu.
Londonderry war Schauplatz des «Bloody Sunday»
Die Ausschreitungen trugen sich vor dem Osterwochenende zu – 21 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem irisch-katholische Nationalisten an den Aufstand gegen die Briten in Dublin im Jahr 1916 erinnern.
Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den Nordirland-Konflikt beendet. Die Stadt Derry, von den Protestanten Londonderry genannt, war 1972 Schauplatz des «Bloody Sunday». Damals schossen britische Soldaten auf unbewaffnete Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration. 14 Menschen wurden getötet.
Das Karfreitagsabkommen sieht eine Grenze zwischen Irland und Nordirland ohne Kontrollen vor. Die Grenzfrage ist einer der zentralen Knackpunkte im Brexit-Streit. Die EU-Staaten sehen das Karfreitagsabkommen als gefährdet an. Dies wenn im Zuge des Austritts Grossbritanniens aus der EU wieder Grenzkontrollen zwischen Nordirland und Irland eingeführt werden.