Lauterbach will Preisregel bei Kindermedikamenten ändern

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Deutschland,

Wegen der Lieferengpässe bei vielen Medikamenten will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Preisregeln bei Arzneien für Kinder lockern.

Karl Lauterbach
Karl Lauterbach (SPD) fühlt sich nicht für Hausarbeit berufen. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesundheitsminister plant laut Bericht Änderungen auch bei weiteren Arzneien.

«Wir müssen Arzneimittel für Kinder aus den Festbeträgen rausnehmen, sodass sie teurer verkauft werden», sagte er am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». Der Minister legte ein Eckpunktepapier vor, das überwiegend auf ein positives Echo stiess.

Lauterbach kündigte an, die Krankenkassen noch im Laufe des Tages anzuweisen, 50 Prozent mehr als den Festbetrag zu zahlen. Dann würden diese Medikamente auch in Deutschland verkauft, zeigte sich Lauterbach überzeugt. Die Bundesrepublik sei aktuell ein unattraktiver Markt für Medikamente. Bei den niedrigen Einheitspreisen lohne es sich für Hersteller oft nicht, Kinderarzneimittel zu produzieren. «In diesem Bereich haben wir es mit der Ökonomie übertrieben», sagte der Minister.

Krankenkassen sollen zudem einen Teil der Arznei aus Übersee und einen anderen aus Europa besorgen. Es müsse dafür gesorgt werden, dass auch wieder in Europa produziert werde. In der aktuellen Krankheitswelle gibt es Probleme bei der Versorgung mit gewissen Medikamenten, für Kinder fehlt etwa Fiebersaft.

Ähnliche Massnahmen gegen Medikamentenknappheit sind auch für bestimmte Krebsmedikamente und Antibiotika für Erwachsene geplant. Insgesamt sollten künftig andere Kriterien bei der Medikamentenbeschaffung gelten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ein Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums. So solle nicht wie bisher nur der billigste Anbieter zum Zug kommen. Stattdessen solle bei wichtigen Arzneien stets neben einem Vertrag mit dem günstigsten Anbieter aus dem nicht-europäischen Ausland auch immer ein zweiter Vertrag mit dem günstigsten Hersteller aus der EU geschlossen werden. Der Auftrag werde dann geteilt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kann bei seinen Plänen gegen die Lieferengpässe auf Unterstützung aus der Ampel-Koalition bauen. «Ich begrüsse das Eckpunktepapier von Gesundheitsminister Lauterbach», sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus, der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag in Berlin.

«Das Reduzieren von Rabattverträgen sowie die Einführung einer Standortberücksichtigung im Rahmen der Rabattvertragsausschreibung fordert die FDP seit langem», sagte die Gesundheitspolitikerin. Die Problematik der Lieferengpässe von Arzneimitteln sei jahrzehntelang vernachlässigt worden. «Deswegen müssen wir diesen ersten Aufschlag im parlamentarischen Verfahren verfeinern. Unser Langstreckenziel muss es sein, die Produktion von Arzneimitteln nach Deutschland und Europa zurückzuholen.»

Auch nach Überzeugung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gehen Lauterbachs Pläne in die richtige Richtung: «Es ist ein richtiger Ansatz, unter anderem die Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern und Festbeträge sowie Rabattverträge abzuschaffen», erklärte der stellvertretenden KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister am Dienstag in Berlin.

Demgegenüber sieht der GKV-Spitzenverband die von Lauterbach angekündigten Massnahmen gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln kritisch: «Statt kurzfristiger Weihnachtsgeschenke für die Pharmaindustrie brauchen wir einen Medikamentengipfel, bei dem von der Politik über die Apothekerschaft bis zu der Pharmaindustrie und den Krankenkassen alle wichtigen Akteure an einem Tisch sitzen», erklärte die Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer am Dienstag in Berlin.

«Die Sparwut der Krankenkassen hat die pflegebedürftigen und schwerkranken Menschen längst erreicht», beklagte der Stiftungsvorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. «Antibiotika, Krebsmedikamente und radioaktive Arzneimittel fehlen. Damit verzögern sich Diagnosen und Therapien. Das muss ein Ende haben.» Aber «kurzfristige Wunder werden die Pläne von Lauterbach nicht bringen».

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