New IRA bekennt sich zu Tötung von Journalistin Lyra McKee
Die paramilitärische Splittergruppe New IRA hat sich zu dem tödlichen Schuss auf die nordirische Journalistin Lyra McKee bekannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Polizei in Nordirland nimmt 57-Jährige fest - Trauerfeier am Mittwoch.
Die Reporterin sei «tragischerweise getötet» worden, als sie an der Seite «feindlicher Kräfte» gestanden habe, zitierte die Zeitung «The Irish News» am Dienstag aus einer Erklärung der Splittergruppe. Die Polizei nahm eine 57-jährige Frau im Zusammenhang mit dem Vorfall fest.
Die New IRA bat die Angehörigen McKees «aufrichtig um Entschuldigung». Die Gruppe erklärte, sie habe nach dem «Einfall schwer bewaffneter Streitkräfte der britischen Krone in den Stadtteil Creggan, der Ausschreitungen provozierte, unsere Freiwilligen eingesetzt, um einzugreifen». Nach Angaben der «Irish News» benutzten die Paramilitärs in der Erklärung ein einst festgelegtes Codewort - eine gängige Kommunikationsform während des jahrzehntelangen Konflikts in Nordirland.
McKee war am Donnerstagabend am Rande von schweren Ausschreitungen im nordirischen Derry erschossen worden. Die Journalistin wurde nach Polizeiangaben getroffen, als jemand auf Polizisten schoss. Zunächst war von einem Mann als Schützen die Rede gewesen. Die Behörden gingen früh davon aus, dass die New IRA für die Tat verantwortlich ist. Die Gruppe setzt sich für einen Zusammenschluss Nordirlands mit Irland ein.
Die Polizei in Nordirland erklärte am Dienstag, sie habe im Zusammenhang mit der Tötung McKees eine 57-jährige Frau nach dem Terrorismusgesetz festgenommen. Zwei am Samstag festgenommene junge Männer waren bereits am Sonntag wieder freigelassen worden. Anschuldigungen gegen sie wurden laut Polizei nicht erhoben.
Die sechs grössten Parteien Nordirlands, darunter Republikaner und Unionisten, verurteilten die Tötung McKees in einer seltenen gemeinsamen Mitteilung als «sinnlosen» Versuch, die Fortschritte der vergangenen 20 Jahre zu zerstören.
Der gewaltsame Tod der 29-Jährigen weckte Erinnerungen an die düstersten Zeiten des Nordirland-Konflikts, in dem rund 3500 Menschen getötet wurden. In der britischen Provinz hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft.
Die Stadt Derry, von den Protestanten Londonderry genannt, war 1972 Schauplatz des «Bloody Sunday». Damals schossen britische Soldaten auf unbewaffnete Teilnehmer eines Bürgerrechtsmarschs. 14 Menschen wurden getötet. Es war der Auftakt des Bürgerkriegs zwischen Katholiken und Protestanten.
Die paramilitärische IRA hatte 1997 eine unbefristete Waffenruhe in dem Konflikt ausgerufen. 2005 beendete sie offiziell ihren bewaffneten Kampf. Die New IRA ist eine von mehreren Splittergruppen, die diesen Schritt im Kampf um ein vereintes, unabhängiges Irland ablehnen.
Die Begräbnisfeier für McKee wird am Mittwoch in der St. Anne's Kathedrale in Belfast abgehalten. Ihre Freundin, die Autorin Sara Canning, kündigte im Online-Netzwerk Facebook eine «Feier ihres Lebens» an und bat darum, T-Shirts mit Motiven aus der Fantasiewelt von Harry Potter oder dem Marvel-Comic-Universum zu tragen. «Ich weiss, das hätte ihr gefallen.»