«Panama Papers»-Whistleblower macht dem Bundeskriminalamt Vorwürfe
Der Whistleblower hinter den «Panama Papers» hat erstmals ein Interview gegeben. Darin erhebt er Vorwürfe gegenüber dem deutschen Bundeskriminalamt.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor sechs Jahren deckten die «Panama Papers» diverse Steuerbetrüger auf.
- Der Whistleblower hat nun erstmals ein anonymes Interview gegeben.
- Er erhebt darin Vorwürfe gegenüber dem deutschen Bundeskriminalamt.
Vor sechs Jahren brachten die «Panama Papers» Licht in den dunklen Abgrund der Briefkastenfirmen. Jetzt hat der anonyme Whistleblower in seinem ersten Interview Vorwürfe gegen das Bundeskriminalamt (BKA) erhoben.
Das BKA habe sich nicht an Vereinbarungen gehalten und ihn in Gefahr gebracht. Das sagte der Mensch mit dem Decknamen John Doe – das englische Äquivalent zu Max Mustermann – gegenüber dem «Spiegel».
Vorwürfe: BKA soll Whistleblower im Stich gelassen haben
Er bestätigte, dass er dem BKA die «Panama Papers» verkauft habe. «Ich war von Anfang an bereit, mit den Regierungsbehörden zusammenzuarbeiten.» Ihm sei klar gewesen, dass die in den «Panama Papers» beschriebenen Verbrechen strafrechtlich verfolgt werden müssten, so Doe.
Die deutsche Regierung habe ihm zunächst versichert, seine Familie zu schützen. Nach Medienberichten hatte das BKA 2017 fünf Millionen Euro für die Daten bezahlt. Doe wirft dem BKA nun aber vor, nach der Übergabe der Daten auf sich allein gestellt gewesen zu sein. Ausserdem habe die Behörde sich nicht an die finanzielle Abmachung gehalten.
Zu den Staaten, die Steueroasen nutzen, zähle auch Russland. «Briefkastenfirmen sind involviert, wenn Putins Raketen bei Angriffen auf Einkaufszentren in der Ukraine unschuldige Zivilisten töten», sagte Doe. Briefkastenfirmen machten solche Gräueltaten möglich, «weil sie ihre Besitzer verschleiern und somit von der Rechenschaftspflicht befreien», fügte er hinzu.
John Doe gab sein erstes Interview seit der Veröffentlichung der «Panama Papers» den Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer. Beiden hatte er 2015 etwa 11,5 Millionen Dokumente aus der Kanzlei des panamaischen Finanzdienstleisters Mossack Fonseca zugespielt. Die Journalisten wechselten inzwischen von der «Süddeutschen Zeitung» zum «Spiegel».
Das Interview fand über eine gesicherte Internetverbindung statt. Dabei war die Stimme des Whistleblowers aus Sicherheitsgründen verfremdet.
«Panama Papers»: Politiker, Sportler, Prominente
Mehr als 400 Journalisten aus rund 80 Ländern hatten die Dokumente ausgewertet und sie im April 2016 veröffentlicht. Sie enthüllten unter anderem, dass Regierungschefs und Prominente aus Finanzen, Sport und Kunst Geld vor dem Fiskus versteckt hatten.
In der Folge traten der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson und der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif von ihren Ämtern zurück. Auch der ehemalige britische Premierminister David Cameron und der Fussballstar Lionel Messi waren aufgeführt. Der «Spiegel» zitiert Schätzungen, nach denen nach der Veröffentlichung der «Panama Papers» mehr als 1,3 Milliarden Dollar eingetrieben wurden.