Präsidentschaftswahl in Tschechien beginnt
In Tschechien beginnt am Freitag die Wahl eines neuen Präsidenten. Experten sagen ein knappes Rennen voraus – eine Stichwahl ist wahrscheinlich.

Das Wichtigste in Kürze
- In Tschechien beginnt am Freitag die Präsidentschaftswahl.
- Das Ergebnis könnte sehr knapp werden.
- Experten rechnen mit einer Stichwahl.
In Tschechien beginnt am Freitag die Wahl der neuen Präsidentin oder des neuen Präsidenten. Die grössten Siegeschancen haben Umfragen zufolge der umstrittene Ex-Ministerpräsident und Milliardär Andrej Babis, der frühere Fallschirmjäger Petr Pavel und die Ökonomin Danuse Nerudova. Experten sagen ein knappes Rennen voraus.
Umfragen zufolge wird die Entscheidung noch nicht im ersten Wahlgang am Freitag und Samstag fallen. Wahrscheinlicher ist eine Stichwahl Ende Januar. Gewählt wird der Nachfolger oder die Nachfolgerin des 78-jährigen Milos Zeman, dessen Amtszeit im März endet.

Der Milliardär Babis verfügt laut dem Magazin «Forbes» über ein Nettovermögen von mehr als vier Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro). Er steht nicht nur wegen seiner kommunistischen Vergangenheit als angeblicher Geheimdienstler in der Kritik, sondern auch wegen seiner Geschäfte. Am Montag sprach ihn ein Prager Gericht in einem Fall von EU-Subventionsbetrug in Höhe von zwei Millionen Dollar frei. Babis verspricht, ein «starker, aktiver, unabhängiger, fairer und hart arbeitender» Präsident zu sein.
Der 61 Jahre alte frühere Fallschirmjäger Pavel wirbt damit, die «Ordnung wiederherzustellen.» Auch will er das EU-Land mit Ruhe und Erfahrung führen. Von 2015 bis 2018 leitete er den Militärausschuss der Nato. Als hochdekorierter Elite-Fallschirmjäger half er einst, französische Truppen aus serbisch-kroatischem Kriegsgebiet zu befreien.
Nur eine Frau unter den Kandidierenden
Die Ökonomin Nerudova ist nicht nur die einzige kandidierende Frau, sondern mit einem Alter von 44 Jahren auch die jüngste. Ihr Wahlkampf spielte sich grossteils in den sozialen Netzwerken ab. In ihrer wissenschaftlichen Karriere stieg die Wirtschaftswissenschaftlerin bis zur Rektorin der Mendel-Universität in ihrer Heimatstadt Brünn auf. Sie verspricht, «das Ego hinten anzustellen» und «mit allen Gruppen von Menschen zu sprechen».
Babis und Pavel liegen in Umfragen zwischen 26 und 29,5 Prozent der Stimmen, Nerudova kommt auf 21 bis 25 Prozent. Damit würde keiner der Kandidatinnen und Kandidaten im ersten Anlauf die erforderliche Mehrheit von mehr als 50 Prozent erreichen.

Für den ersten Wahlgang öffnen die Wahllokale am Freitag um 14.00 Uhr, am Samstag um 08.00 Uhr. Die Ergebnisse werden für Samstagabend erwartet.
«Wenn Sie mich bitten würden, eine Wette (auf das Ergebnis) abzuschliessen, würde ich das nicht tun.» Dies sagte der Politikwissenschaftler Petr Just von der Metropolitan Universität Prag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Rolle des Präsidenten in Tschechien ist in erster Linie zeremoniell. Er ernennt jedoch die Regierung, bestimmt den Chef der Zentralbank sowie die Verfassungsrichter und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte.