Recep Tayyip Erdogan

Putin trifft Erdogan in Sotschi - neue Angriffe in der Ostukraine

Keystone-SDA
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Ukraine,

Kremlchef Wladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sind am Freitag erneut zu einem Austausch unter anderem über den Krieg in der Ukraine zusammengekommen. Putin dankte Erdogan bei einem Statement vor den Gesprächen für dessen Vermittlung im Konflikt um Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer sowie bei einer «Paketlösung über die störungsfreie Lieferung russischer Lebens- und Düngemittel auf die Weltmärkte», die mit der UN vereinbart wurde. Die russischen Truppen haben unterdessen nach ukrainischen Angaben im Gebiet Donezk im Osten des Landes eine grössere Offensive gestartet.

Putin
Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin. (Archivbild) - POOL/AFP

«Im Raum Donezk führt der Feind eine Angriffsoperation Richtung Bachmut und Awdijiwka durch», teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Freitagmorgen mit.

Mit den Gefechten versuchen die russischen Truppen demnach, sich in eine gute Ausgangsposition für die Eroberung der Städte Soledar und Bachmut zu bringen und ihre Kontrolle auf das Gebiet westlich von Donezk zu erweitern. Die beiden Städte sind Teil der Verteidigungslinie östlich eines Ballungsraums - des letzten im Donbass, der noch von Kiewer Truppen kontrolliert wird.

Putin und Erdogan verbinden viele schwierige Themen

Die Türkei und Russland haben in einigen Bereichen gemeinsame Interessen, allerdings ist die Türkei Mitglied des Nato-Bündnisses. Erdogan hatte im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine mehrfach die Rolle eines Vermittlers eingenommen - unter anderem bei den Ende Juli unterzeichneten Abkommen über Getreide-Exporte.

Vor den Gesprächen lobte Putin die aus Russland über die Türkei verlaufende Pipeline Turkstream. Die sei nicht nur eine der wichtigsten Versorgungsadern Europas, sondern funktioniere «im Gegensatz zu anderen Richtungen unserer Kohlenstofflieferungen störungsfrei, dynamisch und ohne Ausfälle», sagte der Kremlchef mit Blick auf die seit Juni zurückgefahrenen Gasliefermengen bei der Pipeline Nord Stream 1.

Erdogan sagte, man werde auch über die Situation in Syrien sprechen. Die Türkei kündigt seit Wochen eine neue Offensive im Norden des Landes an. Russland ebenso wie der Iran - beide Akteure im syrischen Bürgerkrieg - hatten der Türkei bisher von einem solchen Schritt abgeraten. Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und begründet eine erneute Offensive mit «terroristischer Bedrohung» von Seiten der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Terrororganisation ansieht.

Weitere Getreidelieferungen durchs Schwarze Meer

Drei weitere Getreidefrachter sind am Freitagmorgen aus ukrainischen Häfen ausgelaufen. «Aus den Häfen von Gross-Odessa ist die erste Karawane mit ukrainischem Getreide aufgebrochen», teilte Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow auf dem Telegram-Kanal der Behörde mit. Insgesamt befinden sich an Bord der drei Schiffe 57 000 Tonnen Mais. Die Frachter sind aus Odessa und dem anliegenden Hafen Tschornomorsk gestartet und nach ukrainischen Angaben auf dem Weg in die Türkei sowie nach Grossbritannien und Irland. Laut dem türkischen Verteidigungsministerium werden sie in Istanbul inspiziert.

Anfang der Woche war nach mehrmonatiger russischer Seeblockade der erste Getreidefrachter aus der Ukraine gestartet. Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte gilt als wichtig für die Stabilisierung der Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt. Vorerst will Kiew aus Sicherheitsgründen allerdings täglich nur drei Schiffe entsenden.

Der Abtransport von Millionen Tonnen Getreide auf dem Schiffsweg ist nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) allerdings kaum zu schaffen. Für die eingelagerten 20 Millionen Tonnen müssten rund 570 Schiffsladungen abgefertigt werden. «Gerade weil die Ernte von Getreide jetzt wieder beginnt und die Lager dafür dringend gebraucht werden, müssen auch andere Transportmöglichkeiten wie Züge und Lkw voll ausgeschöpft werden», teilte der Leiter des Kiel Trade Indicators des IfW, Vincent Stamer, am Freitag mit.

1000 ukrainische Patienten in EU-Krankenhäusern

Die EU-Staaten haben nach Daten der Europäischen Kommission bereits 1000 Patienten aus ukrainischen Krankenhäusern aufgenommen, um das durch den Krieg stark geforderte Gesundheitssystem zu entlasten. «Da die Zahl der Verletzten in der Ukraine Tag für Tag steigt, kämpfen lokale Krankenhäuser darum, mit dem Andrang Schritt zu halten», erklärte die EU-Kommission am Freitag. Um den Druck auf die örtlichen Krankenhäuser zu lindern, koordiniere die EU bereits seit dem 11. März die Verlegung von Patienten in andere europäische Länder.

Insgesamt haben sich nach Angaben der EU-Kommission bereits 18 Staaten an der Hilfsaktion beteiligt. Bei den jüngsten Transfers seien zuletzt Anfang des Monats 15 Patienten nach Deutschland, vier in die Niederlande sowie je 2 nach Tschechien und Norwegen gebracht worden, teilte die Brüsseler Behörde mit.

London sieht grösstes Atomkraftwerk Europas in Gefahr

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste gefährden Aktionen der russischen Streitkräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja. Moskaus Absichten im Hinblick auf das grösste Atomkraftwerk in Europa seien fünf Monate nach Beginn des Krieges noch immer unklar, hiess es am Freitag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Russische Truppen hatten die Anlage Anfang März besetzt. Danach wurde das Kernkraftwerk von ukrainischem Personal weiterbetrieben, aber von russischen Nuklearspezialisten überwacht.

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