Bund bindet verstärkt deutsche Wirtschaft in Beschaffung von Schutzausrüstung ein
Angesichts der massiven Engpässe bei medizinischer Schutzkleidung bindet der Bund verstärkt die deutsche Wirtschaft in Einkauf und Verteilung ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Konzerne sollen Kontakte nach China nutzen - Logistiker verteilt Masken im Inland.
«Was geht, kaufen wir von ausländischen Herstellern», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag beim Besuch eines Logistikzentrums in Thüringen, von wo die Masken an die Länder verteilt werden. Deutsche Konzerne sollen für den Einkauf ihre Kontakte - insbesondere zum Haupthersteller China - nutzen. Die Regierung stütze aber auch Firmen, die eine Produktion im Inland aufbauen wollen.
Das Logistikunternehmen Fiege verteilt vom thüringischen Standort Apfelstädt die Masken an die Länder, welche die Schutzausrüstung ihrerseits weitergeben an Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese versorgen wiederum die Arztpraxen.
Deutschland solle nicht abhängig vom ausländischen Markt bleiben, sagte Spahn bei seinem Besuch. Deswegen werde mit Unterstützung der Regierung auch die Produktion im Inland wieder aufgebaut. Medizinische Schutzmasken fehlen derzeit vielerorts in Kliniken, Arztpraxen sowie in der Alten- und Krankenpflege.
Spahn verwies darauf, dass die Corona-Pandemie und die Maskenbeschaffung erst am Anfang stünden. «Diese Krise ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf», betonte der Gesundheitsminister.
Der Bund hat nach Angaben von Spahns Ministerium in der vergangenen Woche rund 20 Millionen Atemmasken beschafft. «Wir rechnen diese Woche mit einer höheren Zahl», sagte eine Sprecherin in Berlin. Die Lage auf dem Weltmarkt für Schutzkleidung sei «sehr schwierig».
Das Ministerium werde auch selbst beim Kauf aktiv. «Wir versuchen, so viel an Land zu ziehen, wie es geht», sagte die Sprecherin.
In China helfen derzeit Experten des Konzerns BASF gemeinsam mit anderen Firmen mit ihren Kontakten vor Ort bei der Beschaffung und beim Transport medizinischer Schutzkleidung und Ausrüstung, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte.
Nach Angaben der ARD-«Tagesschau» hat das Corona-Kabinett der Bundesregierung kürzlich die Einbindung der Firmen in die Beschaffung des Materials beschlossen. Betroffen sind demnach auch VW, Lufthansa und Otto. Mit ihnen habe Spahns Ministerium bereits Rahmenverträge abgeschlossen. Es sei ein gemeinsamer Beschaffungsstab gebildet worden, dem neben Unternehmensvertretern Mitarbeiter der Ressorts für Gesundheit, Finanzen und Auswärtiges angehörten.
Man wolle damit der «dynamischen Marktentwicklung» begegnen, zitiert die «Tagesschau» aus dem Papier der Regierung. Gemeint ist offensichtlich, dass derzeit ein weltweiter Überbietungswettbewerb um die knappen Güter herrscht, von «Wildwestmethoden» ist die Rede.