Rockstar Rod Stewart denkt auch mit 80 nicht ans Aufhören
Rod Stewart, einer der grössten Stars der britischen Musikgeschichte, deutet vor seinem 80. Geburtstag an, beruflich kürzertreten zu wollen – oder doch nicht?
Seine Stimme erkennt man sofort. Sir Rod Stewart zählt zu den grössten Stars der britischen Musikgeschichte. Vor seinem 80. Geburtstag deutet er an, beruflich etwas kürzertreten zu wollen. Oder doch nicht?
Bald will er Schluss machen mit grossen Welttourneen. Doch für 2025 hat Rod Stewart 40 Konzerte rund um den Globus geplant. Höhepunkt ist ein prestigeträchtiger Auftritt beim berühmten Glastonbury-Festival in England. Der britische Kultsänger hat dort den Legenden-Slot und wird rund 120'000 Besucherinnen und Besucher mit Welthits wie «Maggie May» oder «Da Ya Think I'm Sexy?» erfreuen.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem Rock- und Popveteranen vor seinem 80. Geburtstag am 10. Januar nicht. «Ich bin mehr als in der Lage, das Publikum zu begeistern und zu unterhalten», sagte er zur Glastonbury-Ankündigung. Quasi als Vorbereitung gibt er im März und erneut im Mai und Juni zwei Konzertreihen in Las Vegas mit dem Titel «Die Zugabe».
Ruhestand ist nicht in Sicht
Seine Europa-Tournee läuft unter dem Motto «Ein letztes Mal», was nicht wörtlich zu nehmen ist. Denn auch wenn der Musiker mit der ikonischen blonden Mähne ein Ende langer Konzertreisen andeutet – von Ruhestand ist nicht die Rede. Er denke nicht ans Aufhören, betonte er bei X. «Ich liebe, was ich tue, und ich tue, was ich liebe. Ich bin fit, habe volles Haar und schaffe die 100 Meter in 18 Sekunden.»
Der Mann mit der markanten Stimme, der 1945 als Sohn eines Schotten und einer Engländerin geboren wurde, heisst mit vollem Namen Roderick David Stewart. Für Aufsehen sorgte er erstmals als Frontmann der Jeff Beck Group. 1967 trat er der Band des Ausnahmegitarristen bei, verliess sie aber zwei Jahre später, weil ihm die musikalische Richtung nicht mehr passte.
Zusammen mit dem heutigen Rolling-Stones-Gitarristen Ronnie Wood und Ex-Mitgliedern der Band The Small Faces gründete er eine neue Gruppe namens Faces. Mit dem zweiten Album «Long Player» von 1971 und der Hitsingle «Stay With Me» gelang ihnen der internationale Durchbruch. Doch schon 1975 gingen die Faces getrennte Wege. Da hatte sich Stewart längst als Solokünstler etabliert.
Vom Klassiker «Every Picture Tells A Story» zum Riesenhit «Maggie May»
Sein erstes Album «An Old Raincoat Won't Ever Let You Down» hatte der Brite schon Ende der 60er-Jahre veröffentlicht. Sein drittes, «Every Picture Tells A Story», machte den Sänger 1971 zum Star. Die Mischung aus Rock, Folk und Blues gilt heute als Klassiker. «Maggie May», ursprünglich als B-Seite gedacht, entwickelte sich zum Riesenhit.
Fortan hagelte es Erfolge. Und Stewart, der als Sexsymbol galt, beherrschte jedes Genre – fast. «Ich kann keine Opern singen und ich weiss nicht, wie man rappt», scherzte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. «Ich habe auch nie versucht zu rappen. Da würde ich mich zum Gespött der Leute machen.»
Mit «Da Ya Think I'm Sexy?» gelang dem Rocker ein Klassiker der Disco-Ära, dann wechselte er mit «Young Turks» mühelos zum aufkommenden Synthie-Pop. Balladen wie «Every Beat Of My Heart» oder das von Van Morrison gecoverte «Have I Told You Lately» wurden ebenfalls zu seiner Spezialität.
Von Soul bis zu Weihnachtsklassikern
Oft bediente sich Sir Rod Stewart, der 2016 von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, im Repertoire anderer Künstler. In späteren Jahren spezialisierte er sich zeitweise darauf. Er veröffentlichte fünf Alben mit dem «Great American Songbook», Klassikern der amerikanischen Musikgeschichte, dazu eines mit Soulklassikern («Soulbook») und diverse Weihnachtsalben.
Seine markante Stimme – rau und zugleich warm mit emotionaler Tiefe – gilt als eine der bekanntesten der Rock- und Popmusik. Sein Gesangstil änderte sich jedoch während seiner Karriere. Anfangs klang Stewart wild und bluesig. In den 80ern wirkte seine Stimme etwas glatter. Im Alter ist die Klangfarbe etwas höher, der Gesang nicht mehr ganz so kräftig, aber doch unverkennbar Rod Stewart.
Mit früheren Weggefährten wie Ronnie Wood oder bis zu dessen Tod Jeff Beck stand er später immer wieder im Studio und auf der Bühne. Bei der Verleihung der Brit Awards 2020 trat er sogar wieder mit den Faces auf. Die von vielen Fans erhoffte längerfristige Reunion wurde daraus jedoch nicht.
Ewige Liebe für den Fussball
Fast so vielseitig wie seine musikalische Karriere ist Rod Stewarts Privatleben. Er hat acht Kinder mit fünf verschiedenen Frauen. Nach Alana Stewart und Rachel Hunter ist er in dritter Ehe mit Topmodel und Fotografin Penny Lancaster verheiratet, die die Mutter seiner Söhne Alastair und Aiden ist. Die Familie lebt auf dem Land in Essex und hat eine Wohnung im Osten von London.
Neben der Musik gilt seine Leidenschaft Modelleisenbahnen und Fussball. Stewart ist glühender Fan von Celtic Glasgow und der schottischen Nationalmannschaft. In seiner Jugend galt er selbst als begabter Fussballer und absolvierte ein Probetraining beim heutigen Premier-League-Verein FC Brentford, der damals in der dritten Liga kickte.
Rod Stewart mit 80 in Topform
Dass er mit 80 und nach überstandener Prostatakrebs-Erkrankung vor einigen Jahren heute in Topform ist, liege daran, dass er den Sport auch aktiv verfolgt habe. «Ich habe immer Fussball gespielt», so Stewart im Gespräch mit der DPA. «Erst vor acht Jahren oder so habe ich aufgehört, wettbewerbsmässig Fussball zu spielen. Aber ich habe mich immer fit gehalten.»
Fit klingt er auch auf «Swing Fever», seinem aktuellen Album, auf dem er mit Bandleader Jools Holland die Big-Band-Ära zelebriert. Gern möchte Rod Stewart die Songs mit einem Orchester auf Tournee singen.
«Ich hab schon mit Jools gesprochen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn er keine Lust hat, dann stelle ich das selbst auf die Beine.» Klingt, als läge nicht nur der Ruhestand, sondern auch das angedachte Ende der Tourneen in weiter Ferne.