Sahel-Gipfel berät über Kampf gegen islamistische Milizen
Das Wichtigste in Kürze
- Macron, Maas und Blinken nehmen teil.
Der zweitägige Gipfel der sogenannten G5-Sahelgruppe begann am Montagnachmittag in N'Djamena im Tschad, Macron war aus Paris zugeschaltet. Am Dienstag will auch Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) aus Berlin an den Beratungen teilnehmen. Zudem wird eine Videobotschaft des neuen US-Aussenministers Antony Blinken erwartet.
Zur G5-Sahelgruppe gehören die Staaten Mauretanien, Burkina Faso, Mali, Tschad und Niger. Die Lage in der Region gilt als äusserst instabil. Dort verüben Dschihadisten-Gruppen und kriminelle Banden immer wieder Angriffe, hinzu kommen Zusammenstösse zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien.
Seit 2012 gab es in der Region tausende Todesopfer, mehr als zwei Millionen Menschen wurden nach UN-Angaben vertrieben. Das militärische Eingreifen der früheren Kolonialmacht Frankreich vor gut acht Jahren hat die Lage nicht befrieden können - auch wenn die französische Armee nach eigenen Angaben die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und das Terrornetzwerk Al-Kaida im islamischen Maghreb (Aqmi) geschwächt hat.
Beim deutsch-französischen Sicherheitsrat Anfang Februar hatte Präsident Macron mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine enge Abstimmung bei der Sahel-Politik vereinbart. Deutschland ist mit rund 1500 Soldaten an Ausbildungsmissionen der EU und der UNO in Mali und im Niger beteiligt. Frankreich hat derzeit im Rahmen der Mission Barkhane 5100 Soldaten zur Terror-Abwehr in der Region stationiert, will die Kampftruppen aber reduzieren.
Hoffnungen setzt Macron auf den neuen US-Präsidenten Joe Biden: Er hat ein verstärktes Engagement für die Krisenregion in Aussicht gestellt. Der Beitrag seines Aussenministers Blinken wird deshalb von Paris als «wichtiges Zeichen» gewertet. Auch Vertreter der EU, der UNO und der Afrikanischen Union sowie mehrerer anderer europäischer Länder nehmen teil.
Der Gipfel im Tschad baut auf ein Treffen im südfranzösischen Pau im Januar des vergangenen Jahres auf. Danach hatte Frankreich die Zahl seiner Soldaten in der Sahelzone zunächst um rund 600 Kräfte aufgestockt. Zugleich drängte Präsident Macron die europäischen Partnerländer zur Beteiligung an einer «Sahel-Koalition» gegen Islamisten.
Zwar gibt es inzwischen eine europäische Kampfeinheit namens «Takuba». Diese ist aber noch schwach ausgestattet. Neben Frankreich und Estland beteiligt sich nun auch Schweden mit 150 Soldaten. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly hatte zu Beginn von bis zu zwölf kooperationswilligen Ländern in Europa gesprochen, ohne diese jedoch namentlich zu nennen.
In den afrikanischen Sahel-Ländern ist der Militäreinsatz der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich umstritten. Und auch in Frankreich selbst wachsen die Zweifel angesichts von inzwischen 50 im Einsatz getöteten Soldaten.
Die Gewalt in der Region hält unterdessen an: Am Wochenende wurden zwei malische Soldaten in Dioura im Zentrum des Landes durch eine von Dschihadisten gelegte Bombe auf einer Schnellstrasse getötet, wie die Behörden mitteilten. Damit kamen nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP seit Jahresbeginn 29 Anti-Terror-Kräfte ums Leben. Darunter waren 21 Malier, sechs UN-Blauhelmsoldaten und zwei Franzosen.