Tausende Demonstranten versammeln sich in Minsk
Die anhaltenden Proteste bereiten Staatschef Lukaschenko Sorgen. Die Bevölkerung demonstriert gegen Polizeigewalt und fordert Lukaschenkos Rücktritt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Demonstrationen in Belarus halten an.
- Die Demonstranten protestieren gegen Polizeigewalt und fordern Lukaschenkos Rücktritt.
- Der Staatschef Lukaschenko berät sich nun mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
In der belarussischen Hauptstadt Minsk haben sich am Samstag tausende Menschen zu einer Kundgebung versammelt. Sie protestierten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko. Lukaschenko berät mit Putin über Umgang mit Protestbewegung.
Eine grosse Menschenmenge befand sich in der Nähe der U-Bahnstation Puschkinskaja, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Menschen gedachten eines Demonstranten. Dieser war Anfang der Woche in der Nähe der Station bei der Niederschlagung der Proteste durch die Polizei gestorben.
Polizeigewalt gegenüber Demonstranten
Viele Menschen aus der Menge legten Blumen an der Stelle nieder, an der Alexander Taraikowskij am Montag starb. Einige der Teilnehmer trugen Schilder mit der Aufschrift «Nein zur Gewalt» und «Keine Folter mehr». Es wurden auch Bilder von misshandelten Demonstranten hochgehalten.
Zuvor hatten zahlreiche Demonstranten darüber berichtet, wie sie während der Haft von der Polizei gefoltert und schwer misshandelt wurden. Der Tod von Taraikowskij sei durch einen Sprengsatz verursacht worden, hatten die Behörden erklärt. Dieser sei in der Hand des 34-jährigen Demonstranten explodiert.
Lukaschenko wendet sich an Putin
Wegen der andauernden Proteste in seinem Land telefonierte Staatschef Lukaschenko am Samstag mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Dies meldete die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta.
«Die Präsidenten redeten über die Situation, die sich in und um Belarus herum entwickelt», hiess es in dem Bericht. Kurz zuvor hatte Lukaschenko das Gespräch mit Putin angekündigt. «Die Aggression gegen Belarus nimmt zu. Wir müssen mit Putin, dem Präsidenten Russlands, Kontakt aufnehmen, damit ich mit ihm reden kann», sagte er vor Regierungsvertretern.
Proteste seien eine Bedrohung
Lukaschenko sagte weiter: Er halte die Proteste im Land nicht mehr allein für eine Bedrohung für Belarus, sondern für die gesamte Region. «Bei der Verteidigung von Belarus geht es heute um nichts weniger als den Schutz unserer gesamten Region, der russisch-weissrussischen Union.»
Der Staatschef Lukaschenko regiert seit 26 Jahren autoritär in Belarus. Er war von den Behörden seines Landes zum Sieger der Präsidentenwahl vom vergangenen Sonntag erklärt worden. Die Opposition spricht jedoch von Wahlbetrug, seit Tagen fordern zehntausende Demonstranten den Rücktritt Lukaschenkos.
Die Polizei ging in den vergangenen Tagen gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Mindestens 6700 Menschen wurden bisher festgenommen. Zwei Demonstranten kamen zu Tode.