Tiananmen-Massaker: Gedenkstätte entfernt
In Hongkong gab es bis vor Kurzem Statuen, die an das Tiananmen-Massaker erinnerten. Nun wurden sie entfernt, was bei einigen auf Missfallen stösst.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Universitäten haben in Hongkong Gedenkstatuen entfernen lassen.
- Die Objekte erinnerten an die Unruhen auf dem Tiananmen-Platz von 1989.
- Damals wurden Studentenproteste von der chinesischen Regierung gewaltsam niedergeschlagen.
Am Freitagmorgen wurde auf dem Campus der Chinese University of Hong Kong (CUHK) die Statue «Göttin der Demokratie» entfernt. Die sechs Meter hohe Skulptur des Künstlers Chen Weiming war eine Nachbildung einer riesigen Statue. Diese hatten an das Tiananmen-Massaker erinnert. Für Hongkongs Demokratie-Bewegung war sie ein wichtiges Symbol.
Ungefähr zur selben Zeit liess die Lingnan University of Hong Kong eine ebenfalls von Chen geschaffene Reliefstatue entfernen. Eine Wand mit einem Bild der «Göttin der Demokratie» wurde zudem übermalt. Wegen der Weihnachtsferien war der Campus am Freitagmorgen fast menschenleer.
Statuen werden Opfer von internen Überprüfungen
Der in den USA lebende Chen äusserte «Bedauern und Wut» über die Entfernung seiner Werke. Das Verhalten der Hongkonger Universitäten sei «illegal und unvernünftig». «Sie haben sich wie ein Dieb in der Nacht verhalten», sagte Chen der Nachrichtenagentur AFP. «Das war das Gegenteil von sauber und ehrlich.»
Die CUHK erklärte, sie habe die «nicht autorisierte Statue» nach einer internen Überprüfung entfernt. Auch die Lingnan University erklärte, sie habe das Reflief entfernt. Dies, nachdem sie «Gegenstände auf dem Campus überprüft hatte, die rechtliche und Sicherheitsrisiken für die Universität darstellen könnten».
Am Freitagnachmittag wurden auf dem Campus der Lingnan University Flugblätter mit dem chinesischen Schriftzeichen für «Schande» gesichtet. Zwei junge Frauen, die sich als ehemalige Studentinnen vorstellen, sagten AFP, sie hätten die Flugblätter aufgehängt. «Sie löschen die Geschichte aus. Ich möchte nicht gezwungen werden zu vergessen», sagte eine der Frauen.
Bereits am Donnerstag hatten Bauarbeiter eine Statue an der Hong Kong University (HKU) abgebaut. Die acht Meter hohe «Säule der Schande» erinnerte ebenfalls an die gewaltsame Niederschlagung der Demokratie-Proteste in Peking 1989. Sie stand seit 1997, als die frühere britische Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben wurde, auf dem Campus der HKU.
Zahl der Toten auf Tiananmen-Platz bis heute unklar
Die Sonderverwaltungszone Hongkong war jahrzehntelang der einzige Ort in China, an dem ein Gedenken an die Tiananmen-Toten noch toleriert wurde. Nach monatelangen Massenprotesten 2019 gegen den wachsenden Einfluss Pekings gehen die Behörden inzwischen jedoch mit zunehmender Härte gegen Kritiker vor. Im Juli 2020 trat das sogenannte Sicherheitsgesetz in Kraft: Es erlaubt den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.
Zahlreiche Führungsfiguren der Opposition wurden seither festgenommen oder gingen ins Exil. Die Behörden erklärten, dass auch Gedenkveranstaltungen zu den Ereignissen auf dem Tiananmen-Platz als «umstürzlerisch» gewertet und bestraft würden.
Im Juni 1989 hatte die chinesischen Armee Studentenproteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz gewaltsam niedergeschlagen. Wie viele Menschen dabei getötet wurden, ist bis heute unklar. Dei Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von mehreren hundert bis mehreren tausend Opfern.