Trump leugnet bei Besuch in Waldbrandgebieten erneut den Klimawandel
Donald Trump hat bei einem Besuch in den Waldbrandgebieten in Kalifornien erneut den Klimawandel geleugnet. «Es wird kühler werden», so der US-Präsident.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump liess sich am Montag in Sacramento über die riesigen Brände unterrichten.
- Joe Biden bezeichnete den US-Präsidenten währenddessen als «Klima-Brandstifter».
- Der US-Präsident machte die unzureichende Pflege der Wälder für die Brände verantwortlich
Komplett niedergebrannte Häuser, zerstörte Autos, verkohlte Natur: Wo die Feuer im Westen der USA bereits gewütet haben, ist wenig übrig geblieben.
Allein in Kalifornien kamen 24 Menschen ums Leben, wie Gouverneur Gavin Newsom am Montag sagte. Elf weitere starben laut US-Medien in Oregon und Washington. Zehntausende sind auf der Flucht. Die Brände historischen Ausmasses schüren die Ängste vor den Folgen des Klimawandels. US-Präsident Donald Trump sieht die Gründe allerdings woanders.
.@realDonaldTrump’s smirk in this video when he’s being told of record high temperatures in California due to climate change indicates that not only does he not care about science, but he gets off on the suffering of his enemies—Trump is a sadistic fascist.pic.twitter.com/I8gCUXbg84
— Marc Davis (@marcedavis) September 14, 2020
Das Weltklima werde sich bald wieder abkühlen, sagte Trump am Montag in Sacramento. «Es wird wieder kühler werden. Sie werden schon sehen», sagte er zum Leiter der kalifornischen Behörde für natürliche Ressourcen, Wade Crowfoot. Crowfoot erwiderte: «Ich wünschte, die Wissenschaft würde Ihnen zustimmen.»
Für die riesigen Waldbrände im Westen der USA machte Trump erneut eine unzureichende Pflege der Wälder verantwortlich. «Es muss starke Waldbewirtschaftung geben», forderte Trump. Umgestürzte Bäume würden schon nach kurzer Zeit sehr trocken. «Sie werden wirklich wie ein Streichholz und explodieren einfach», sagte Trump.
Kaliforniens Gouverneur Gavon Newsom räumte zwar Verbesserungsbedarf bei der Waldpflege ein, brachte die Brände aber mit dem Klimawandel in Verbindung: «Die Hitzewellen werden immer heisser, die Dürren immer trockener», sagte der Politiker der oppositionellen Demokraten. Der Klimawandel sei «real» und verschärfe die Krise.
Biden bezeichnete Trump als «Klima-Brandstifter»
Trump war in die Katastrophenregion gereist, um sich persönlich über die riesigen Brände unterrichten zu lassen. Schon vor seinem Besuch war ein heftiger politischer Streit über die Ursache der Feuer ausgebrochen.
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden bezeichnete Trump am Montag als «Klima-Brandstifter». Weil Trump den Klimawandel leugne, trage er auch eine Mitverantwortung für die Waldbrände, sagte Biden.
«Wenn ein Klima-Brandstifter vier weitere Jahre im Weissen Haus bekommt, wird sich niemand wundern, wenn noch mehr von Amerika in Flammen steht», sagte Biden.
Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten warf Trump vor, keine Verantwortung für die Waldbrände zu übernehmen. «Wir brauchen einen Präsidenten, der die Wissenschaft respektiert. einer der versteht, dass die Zerstörung durch den Klimawandel schon da ist», forderte der frühere Vizepräsident.
Wetterextreme sind Teil der Klimakrise
Wissenschaftler sehen es als erwiesen an, dass die Klimakrise Wetterextreme wie Trockenheit und Hitze verschärft, die zu heftigeren Waldbränden beitragen können.
Trump hat sich in der Vergangenheit mehrfach skeptisch geäussert, ob es den Klimawandel überhaupt gibt und falls ja, ob er vom Menschen verursacht ist.
Seine Regierung hat viele Vorschriften im Bereich des Umweltschutzes aufgeweicht und setzt sich unter anderem auch mit Nachdruck für die Förderung von Kohle und Öl ein. Über Windräder macht Trump sich dagegen lustig.
Nicht nur Gavin Newsom, auch weitere Gouverneure der betroffenen Bundesstaaten schlagen Alarm. «Das ist ein Weckruf, dass wir alles tun müssen, was wir können, um den Klimawandel zu bekämpfen», sagte Oregons Gouverneurin Kate Brown am Sonntag beim TV-Sender CBS.
Washingtons Gouverneur Jay Inslee beklagte beim Sender ABC, dass «während die gesamte Westküste der Vereinigten Staaten in Brand steht», der Präsident leugne, dass es sich dabei nicht nur um Waldbrände, sondern um «Klimabrände» handele.
Schon 19'000 Quadratkilometer Land verkohlt
Mehr als 30'000 Feuerwehrleute und Helfer sind im Einsatz, um der Flammen Herr zu werden. Schon jetzt sind laut Behörden rund 19 000 Quadratkilometer Land verkohlt.
In Oregon sind rund 4000 Quadratkilometer Waldfläche abgebrannt - doppelt so viel wie in einem durchschnittlichen Jahr. Die Flammen bedrohen nicht nur Hab und Gut, sondern die Gesundheit der Menschen.
«In unserer Region herrscht derzeit die schlechteste Luftqualität der Welt», sagte die Gesundheitsbeauftragte vom Clackamas County südöstlich der Stadt Portland im US-Bundesstaat Oregon, Sarah Present, am Sonntag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. «Es ist nicht nur ungesund, sondern liegt im gefährlichen Bereich.»
Seit Tagen vernebelt Rauch die Sicht in Teilen des US-Westens, bedeckt den Himmel und färbt diesen teilweise rötlich. Fotos sehen aus, als wären sie mit einem Filter bearbeitet worden.
Menschen berichteten von Ascheflocken. Für Montag gab die US-Wetterbehörde Warnungen für mehrere Gebiete an der Westküste heraus. Starke Winde und hohe Temperaturen könnten die Flammen weiter schüren, hiess es. Etwas feuchtere Luft in den kommenden Tagen könne aber bei der Eindämmung der Feuer helfen
Detroit in Oregon komplett zerstört
In Oregon haben Flammen die Kleinstadt Detroit nahezu komplett zerstört, wie CNN berichtete. Dort stünden nur noch etwa zwei Dutzend Gebäude. Mehrere Feuerwehrleute im Ort hätten ihr eigenes Zuhause verloren und kämpften nun für den Schutz der verbliebenen Häuser. Anwohnerin Elizabeth Smith sagte dem Sender, ihr Haus sei vollkommen zerstört worden. «Es sieht aus, als sei eine Bombe explodiert.»
RT @BonnieSilkman: This video has my stomach in knots. From what I can see, most of downtown Detroit, #Oregon is gone. Including City Hall, Korner Post, Cedars Restaurant. Mountain High Grocery Store is still standing. I have so many memories here.pic.twitter.com/6f6kWl0y6O
— Aviva Gabriel (@avivajazz) September 10, 2020
In Kalifornien gilt die vermutlich noch wochenlange Waldbrandsaison bereits jetzt als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Was man dort sehe, seien Ereignisse, bei denen man klar sagen könne, dass der Klimawandel sie verschlimmert habe, sagte der Klima-Experte Zeke Hausfather der Denkfabrik Breakthrough Institute der «Los Angeles Times». «Leute, die seit 30, 40 Jahren in Kalifornien leben, sagen, es ist beispiellos, es war noch nie so heiss, es war noch nie so verraucht in all den Jahren, in denen ich hier lebe.»
Ländliche und bewaldete Gebiete sind in den drei Bundesstaaten besonders betroffen. Doch auch Millionen Menschen in den Grossstädten an der Westküste - darunter Los Angeles, San Francisco, Seattle und Portland - bekommen die Auswirkungen zu spüren.
Dort verschlechtert der Rauch die Luftqualität ebenfalls dramatisch. Die vier US-Metropolen befinden sich nach Informationen der Webseite IQAir unter den Top-Ten der Städte mit der weltweit gravierendsten Luftverschmutzung. Portland steht an erster Stelle.