Trump und Putin telefonieren – das kann man erwarten
Am Dienstag sollen Donald Trump und Wladimir Putin miteinander telefonieren. Experten schätzen ein, was dieser Dialog bringen könnte.

Das Wichtigste in Kürze
- Beide Seiten haben bestätigt, dass Trump und Putin am Dienstag telefonieren werden.
- Experten erklären, was vom geplanten Gespräch zu erwarten ist.
Seit dem Comeback von Donald Trump im Weissen Haus hat sich die geopolitische Situation verändert. Unter anderem im Ukraine-Krieg gibt es seither immer wieder neue Entwicklungen.
Die grosse Hoffnung: Der US-Präsident soll – wie im Wahlkampf angekündigt – endlich Frieden in die Region bringen.
Zuletzt gab es mehrfach Zeichen, die diese Hoffnung zumindest etwas nähren. Vertreter der USA und Russlands sprechen regelmässig miteinander.
Am Dienstag soll es nun ein Telefonat zwischen Trump und Kremlchef Wladimir Putin höchstpersönlich geben. Das hat Trump selbst mitgeteilt – zuvor hatte bereits der US-Sondergesandte Steve Witkoff ein Gespräch in Aussicht gestellt.
Am Montagvormittag bestätigte schliesslich auch Kremlsprecher Dmitri Peskow das Telefonat.
Frontlinie und Sicherheitsgarantien als umstrittene Punkte
Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen erklärt gegenüber Nau.ch zunächst, welches Thema hierbei im Vordergrund stehen dürfte: «Es wird um die zahlreichen russischen Bedingungen für den von den USA vorgeschlagenen Waffenstillstand für 30 Tage gehen.»
Mit diesem Thema rechnet auch Nicolas Hayoz von der Universität Freiburg. Der Osteuropa-Experte führt gegenüber Nau.ch aus: «Ob Trump Putin dazu bringen kann, von seinen maximalistischen Forderungen für einen Waffenstillstand abzukommen, ist schwer zu sagen.»
Wichtige Aspekte, die es zu klären gilt, sind die Frontlinie und die sogenannten Sicherheitsgarantien.
Hayoz erklärt zum ersten Punkt: «Zumindest müsste darüber gesprochen werden, wo und wie die Frontlinie durch einen Waffenstillstand ‹eingefroren› werden würde.»
Bei den Sicherheitsgarantien ist laut Hayoz das Problem, dass beide Seiten unterschiedliche Vorstellungen davon haben. Russland fordert Dinge wie die Anerkennung der besetzten Gebiete als russisch und einen Verzicht auf Friedenstruppen. Dazu soll die ukrainische Armee demobilisiert werden.
Für die Ukrainer steht derweil im Vordergrund, dass sie nicht wieder von Russland angegriffen werden. Hayoz sagt: «Die Ukraine braucht somit europäischen und amerikanischen Schutz gegen Russland, inklusive Friedenstruppen, Waffenhilfe und so weiter.»
Land gegen Sicherheit könnte möglicher Deal sein
Das Ziel Putins dürfte letztlich sein, einen Minimalsieg zu erzielen. Laut Schmid sind dabei drei Punkte wichtig: Die Eroberung der vier annektierten Oblaste, Einfluss auf die ukrainische Innen- und Aussenpolitik sowie ein Ende der Sanktionen.
Trump gehe es derweil darum, die Unterstützung für die Ukraine herunterfahren zu können. Die wirtschaftlichen und militärischen Kosten sollen von den Europäern übernommen werden, so seine Vorstellung.

Hayoz sagt, dass vom Gespräch nicht viel zu erwarten sei, sollte Trump das Putin-Narrativ zum Ukraine-Krieg übernehmen. «Wenn er dagegen den Faden seiner Experten oder Unterhändler aufnimmt, dann wird er über einen ‹Deal› sprechen müssen.»
Ein solcher könnte in etwa lauten: Land gegen die bereits angesprochenen Sicherheitsgarantien. Lies: Die Ukraine müsste bereit sein, auf russisch besetzte Gebiete zu verzichten – dafür würde sie Sicherheitsgarantien erhalten.
Hayoz sagt: «In einem Telefongespräch kann das nur angedeutet werden, aber immerhin könnten die Eckpfeiler eines Kompromisses besprochen werden.»
Beim Telefonat geht es auch um Innenpolitik
Trump stehe letztlich vor einem Dilemma. Er möchte zwar den Krieg möglichst schnell beenden, er muss auf Russland aber auch Druck ausüben. Denn ein Deal im Sinne der Russen würde möglicherweise in der Ukraine oder bei den Europäern nicht durchkommen.

Beim Gespräch geht es jedoch nicht nur um die Situation in der Ukraine an sich. Beide Präsidenten dürften vor allem die jeweilige innenpolitische Situation im Kopf haben, sagt Schmid. «Trump wird sich als Friedensstifter inszenieren. Putin wird sich als starker Führer präsentieren, der nichts zum Nachteil Russlands geschehen lässt.»
Allgemein dürfte vom Gespräch zu erwarten sein, dass der russische Präsident seine bisherige Strategie fortsetze. Schmid führt aus: «Er wird Ja sagen, aber Nein meinen.»
Telefongespräch nur mit Übersetzern möglich
Übrigens: Wegen der Sprachbarriere wird die Kommunikation während des Telefonats über Übersetzer laufen, sagt Schmid. Putins Englisch sei nicht besonders gut und Trump spreche ohnehin keine Fremdsprachen.
«Die beiden müssen über (Simultan-)Übersetzung kommunizieren», sagt auch Hayoz.