Vor 20 Jahren löste sich die Rote Armee Fraktion auf
Am 1. April 1998 gab die Rote Armee Fraktion (RAF) ihre Selbstauflösung bekannt. Diesem Endpunkt voran gingen 20 Jahre Terror, 33 Morde und 10 Jahre ideologische Rechtfertigung.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus den Studentenbewegungen gegen Kapitalismus, Bürgertum oder Atomenergie, entstand eine gewalttätige Terrorgruppe.
- Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin waren die Köpfe der Roten Armee Fraktion.
- Insgesamt gehen 33 Morde auf das Konto der RAF.
- Am 1. April 1998 gab die dritte Generation «Stadtguerillas» ihre Selbstauflösung bekannt.
Während die deutschen Fünfzigerjahre von Erleichterung und Wirtschaftswunder geprägt waren, begann die Jugend der Sechziger, Kinder der Nachkriegszeit, nachzudenken. Besonders die Studenten wurden kritisch, laut und fordernd. Man kämpfte gegen Atomkraft und für die Menschenrechte.
Am 2. Juni 1967 reiste der Schah von Persien nach West-Berlin. Ein Mann, von dem der Westen wusste, dass er die Menschenrechte aufs Gröbste missachtete. Es kam zu Protesten. Die Polizei schritt ein und plötzlich war einer tot: Der Student Benno Ohnesorg.
Aus Wut wird Hass
Gestorben war einer. Getroffen wurden viele. «Der Staat hat auf uns alle geschossen», skandierten die jungen Leute. «Dann müssen wir zurückschiessen», dachten sich Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Ein Jahr später begannen sie ihren Kampf gegen Kapitalismus und Bürgertum, in dem sie in zwei Frankfurter Kaufhäusern Feuer legten. Das Feuer brachte den beiden viel Aufmerksamkeit - und Andreas Baader ein Jahr hinter Gitter. Von dort entkam er mit Hilfe der Journalistin Ulrike Meinhof. Nun war das Führungs-Quartett vollständig: Baader, Meinhof, Ensslin und der Anwalt Horst Mahler. Der Terror konnte beginnen.
Die RAF ist geboren
Sie überfielen Banken und stahlen, um den Krieg gegen den Kapitalismus zu finanzieren. Journalistin Meinhof verfasste das Konzept Stadtguerilla. Man verband sich also geistig mit den kommunistischen Freiheitskämpfern in Lateinamerika.
Von nun an nannten die Untergrund-Rebellen sich Rote Armee Fraktion. Ihr Zeichen: Der rote Stern mit Maschinenpistole. Am 22. Oktober 1971 zückten sie letztere erstmals: Der Hamburger Polizist Norbert Schmid wurde bei einer Verfolgungsaktion erschossen.
Bombenattentat bei Axel Springer
Es folgten blutige Bomben-Attentate, um gegen den blutigen Krieg in Vietnam zu protestieren. Auch im Axel Springer Verlag gingen Bomben hoch und forderten 30 Verletzte. Auf die Bombenserie folgte die grösste Fahndungsaktion der Bundesrepublik Deutschland. Die Köpfe der RAF konnten verhaftet und nach 192 Verhandlungstagen verurteilt werden.
Deutschland und ganz Europa verfolgte die Verhandlung mit Abscheu, Hass, Erleichterung - und Faszination. Und während die Gründer der RAF im Gefängnis Selbstmord begingen, bildete sich draussen die zweite Generation Terroristen für eine bessere Welt. Diese Generation setzte statt auf Bombenanschläge vor allem auf auf gezielte Morde «kapitalistischer Verbrecher» wie Alfred Herrhausen, Chef der Deutschen Bank (1989) oder Detlev Karsten Rohwedder, ein wichtiger Manager (1991).
Kein Platz im vereinten Deutschland
Während die zweite Generation «Stadtguerillas» ermüdete, übernahm eine Dritte und versuchte, vergangene Taten zu rechtfertigen. Doch die Wut hatte sich nach dem Mauerfall gelegt, Faszination und Schrecken in der Gesellschaft verebbten. Am 1. April 1998 gab die RAF ihre Selbstauflösung bekannt.