AfD gewinnt in Thüringen erstmals Landtagswahl
In Sachsen und Thüringen finden heute Sonntag die Landtagswahlen statt. Dabei könnte der AfD eine Premiere gelingen. Nun ist die erste Prognose da.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Osten Deutschland fanden heute zwei Landtagswahlen statt.
- Die AfD ist erstmals in einem Bundesland, Thüringen, die stärkste Kraft geworden.
- In Sachsen hat die CDU die Nase vorn.
- Nau.ch hält dich im Ticker auf dem Laufenden.
Es ist ein wichtiger Stimmungstest vor der Bundestagswahl 2025: In Sachsen und Thüringen entschieden die Wähler heute über die künftigen Machtverhältnisse in den Landtagen. Die Wahllokale waren seit 8 Uhr geöffnet, sie schlossen um 18.00 Uhr. Erste Prognosen gab es unmittelbar danach.
Im Fokus steht vor allem die Frage, wie gut die AfD (Alternative für Deutschland) abschneidet, die erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft werden könnte. In beiden Ländern ist laut Umfragen ein Sieg der in Teilen rechtsextremen Partei möglich.
Hier gibt es die wichtigsten Updates im Ticker.
Alles ausgezählt: CDU wird stärkste Kraft in Sachsen
00.30: Die CDU ist bei der Landtagswahl in Sachsen mit 31,9 Prozent stärkste Kraft geworden. Damit liegt sie nach Auszählung aller Wahlkreise vor der AfD, die auf 30,6 Prozent der Stimmen kam. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) trat erstmals bei der Landtagswahl an und erreichte auf Anhieb 11,8 Prozent, wie die Landeswahlleitung auf ihrer Webseite bekanntgab. Sie stellt künftig damit die drittstärkste Fraktion im Landtag.
Die SPD erhielt 7,3 Prozent der Stimmen, die Grünen kamen auf 5,1 Prozent. Die Linke rutschte auf 4,5 Prozent ab, schaffte jedoch den Wiedereinzug in den Landtag durch den Gewinn von zwei Direktmandaten. Die Wahlbeteiligung lag mit 74,4 Prozent so hoch wie noch nie bei einer Landtagswahl in dem Bundesland.
AfD gewinnt in Thüringen erstmals Landtagswahl
23.14: In Thüringen hat die AfD erstmals bei einer Landtagswahl in Deutschland die meisten Stimmen bekommen. Die Partei von Spitzenkandidat Björn Höcke erzielte nach Auszählung aller Wahlbezirke mit einem deutlichen Plus 32,8 Prozent, wie die Landeswahlleitung auf ihrer Webseite bekanntgab. Sie landete damit deutlich vor der CDU, die 23,6 Prozent erhielt.
Auf den dritten Rang kam das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das 15,8 Prozent erreichte und damit die Linke (13,1 Prozent) auf den vierten Rang verwies. Die SPD schaffte mit 6,1 Prozent ebenso den Einzug in den Landtag, nicht aber die Grünen, die nur 3,2 Prozent erreichten. Die Wahlbeteiligung lag mit 73,6 Prozent deutlich höher als zuletzt.
Neue Hochrechnungen: CDU in Sachsen knapp vor AfD
21.46: Knapper Sieg nach langem Zittern: Die CDU hat die Landtagswahl in Sachsen gewonnen – knapp vor der zweitplatzierten AfD. Nach dem Stand der Hochrechnungen von ARD (21.00 Uhr) und ZDF (21.30 Uhr) legt die AfD gegenüber der Wahl von 2019 zwar deutlich zu, vermag aber nicht, die leicht verlierende Union zu überrunden.
Den Hochrechnungen zufolge kommt die CDU auf 31,5 bis 31,8 Prozent (2019: 32,1 Prozent), die AfD liegt mit 30,4 bis 30,8 Prozent (27,5) knapp dahinter.
Die Regierungsbildung könnte dennoch schwierig werden, denn mit der AfD will keine der übrigen Parteien zusammenarbeiten und für eine Neuauflage von Kretschmers derzeitigen Koalition aus CDU, Grünen und SPD reicht es nicht.
Rund 400 Menschen demonstrieren in Thüringen gegen AfD
21.29: Rund 400 Menschen haben nach Polizeiangaben gegen das Erstarken der rechtspopulistischen AfD bei der Thüringer Landtagswahl vor dem Parlamentsgebäude in Erfurt protestiert.
Das waren deutlich weniger Demonstranten, als von den Veranstaltern angemeldet worden waren. Die Protestierenden standen mit Schildern wie «Nein zu Nazis» in unmittelbarer Nähe des Landtagsgebäudes, das von der Polizei komplett abgeriegelt worden war. Bislang sei die Kundgebung weitgehend störungsfrei verlaufen, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion am Abend.
19.20: Die sächsische BSW-Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann hat erneut einer möglichen Koalition mit der AfD eine Absage erteilt. «Wir schliessen eine Koalition mit der AfD klar aus», sagte sie im ZDF.
Stattdessen blicke die Partei auch auf die Christdemokraten. «Wir werden sehen, wie die CDU sich entscheidet, ob sie mit den Grünen und mit der SPD weiter machen wollen, dann bleibt alles so wie es ist – oder ob sie Gespräche sucht mit dem BSW.» Dann könne die Partei etwas verändern.
19.06: AfD-Chefin Alice Weidel erklärt nach der ersten Wahlprognose gegenüber der «Bild»-Zeitung: Sowohl in Thüringen als auch in Sachsen habe die AfD zumindest ein Drittel der Parlamentssitze erringen können.
«Wir können nicht ignoriert werden und erheben selbstverständlich den Anspruch auf eine Regierungsbeteiligung. Alles andere wäre ein eklatantes Ignorieren des Wählerwillens.»
Höcke: «Bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen»
18.40: Thüringens AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke will Gespräche mit den anderen Parteien über eine Regierungsbeteiligung führen. Es sei gute parlamentarische Tradition, dass die stärkste Kraft nach einer Wahl zu Gesprächen einlädt, sagte Höcke nach der ersten Prognose zur Landtagswahl in Thüringen. «Wir sind bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen.»
18.30: Thüringens CDU-Chef Mario Voigt sieht in den Prognosen zum Ausgang der Landtagswahl den Auftrag zur Regierungsbildung bei den Christdemokraten. «Wir begreifen das als CDU auch als Chance für den politischen Wechsel unter der Führung der CDU», sagte der 47-Jährige in Erfurt
CDU hat nach erster Prognose in Sachsen die Nase vorne
18.15: Bei der Landtagswahl in Sachsen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU und der AfD ab. Nach den 18-Uhr-Prognosen von ARD und ZDF liegen beide Parteien etwa gleich auf, bei der ARD mit einem Vorsprung für die CDU.
Den Prognosen zufolge erreicht die CDU von Ministerpräsident Michael Kretschmer 31,5 bis 32 Prozent, die AfD kommt auf 30,0 bis 31,5 Prozent. Auf dem dritten Platz landet das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
AfD gewinnt erstmals eine Landtagswahl
18.02: Die Wahllokale sind zu, die erste Prognose ist da: Die in Teilen rechtsextreme AfD ist laut Prognosen erstmals in einem deutschen Bundesland stärkste Partei geworden.
Laut Berechnungen von ARD und ZDF liegt sie bei der Landtagswahl in Thüringen weit vor den zweitplatzierten Christdemokraten (CDU). Diese haben im benachbarten Sachsen die Nase knapp vorn.
Den Prognosen zufolge erreicht die AfD 30,5 bis 33,5 Prozent und gewinnt damit elf Jahre nach ihrer Gründung erstmals eine Landtagswahl. Dass sie künftig den Ministerpräsidenten stellen wird, gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Die CDU kommt demnach auf 24,5 Prozent. Das BSW landet aus dem Stand heraus auf dem dritten Platz.
13.30: Zur Wahl zum Thüringer Landesparlament haben bislang ähnlich viele Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen abgegeben wie vor fünf Jahren. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 12 Uhr rund 32 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen in den Wahllokalen abgegeben.
Die Briefwähler sind dem Landeswahlleiter zufolge in diesen Zahlen nicht enthalten. Bei der Landtagswahl 2019 belief sich Wahlbeteiligung zu dieser Uhrzeit auf 31,2 Prozent.
Unzufriedenheit mit Bundesregierung spielt grosse Rolle
13.15: Die Themen Migration und Frieden dürften bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen eine zentrale Rolle spiele. Dies erklärt Hermann Binkert, Chef des Meinungsforschungsinstituts INSA, gegenüber der «Bild».
Auch Wahlforscher Matthias Jung äussert sich ähnlich. Denn: «Besonders im Osten Deutschlands sind Vorbehalte gegenüber der Asyl- und Flüchtlingspolitik stärker ausgeprägt.»
Sicherlich spiele bei der Wahl aber auch die ausgeprägte Unzufriedenheit mit der Bundesregierung und den Ampelparteien eine grosse Rolle.
Jung fasst seine Einschätung zusammen: «Es ist ein Konglomerat aus Migration, Unsicherheit und Unzufriedenheit mit der Ampelregierung.»
Polizei ermittelt wegen Bedrohung in Wahllokal
12.21: Nach einem Vorfall in einem Thüringer Wahllokal hat die Polizei eine Anzeige wegen Bedrohung aufgenommen. Ein mit einem AfD-T-Shirt bekleideter Mann habe das Wahllokal zur Stimmabgabe am Vormittag betreten, so ein Polizeisprecher. Der Wahllokalleiter habe den Mann daraufhin aufgefordert, das Shirt abzulegen, da es im Wahllokal verbotene Parteien-Werbung sei.
Der Mann sei der Aufforderung zwar nachgekommen. Beim Verlassen des Wahllokalgeländes habe er allerdings gedroht, «wiederzukommen», da er mit dem Umgang mit ihm unzufrieden sei. Die Polizisten fertigten anschliessend eine Anzeige und ermahnten den Mann.
Daneben ermittle die Polizei in Erfurt wegen einiger in der Nacht zu Sonntag angebrachten politischen Schmierereien («Höcke ist ein Nazi») in der Nähe von Wahllokalen wegen Sachbeschädigung, so der Polizeisprecher.
AfD in Umfragen vorne – Migrationsdebatte weiter angefacht
09.00: In den Umfragen lag die AfD zuletzt mit 30 Prozent weit vor den Christdemokraten (21 Prozent) und dem erstmals antretenden linkspopulistischen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
In Sachsen lieferte sich die CDU von Ministerpräsident Michael Kretschmer ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD. Da keine Partei mit der AfD zusammenarbeiten will, es aber auch zwischen den übrigen Kräften zum Teil beträchtliche ideologische Differenzen gibt, dürfte die Regierungsbildung nach den Wahlen schwierig werden.
Zuletzt wurde der Wahlkampf von dem Terroranschlag in der westdeutschen Stadt Solingen überschattet, der die Migrationsdebatte weiter anfachte. Dort waren drei Menschen bei einem Volksfest durch Messerstiche in den Hals getötet und acht verletzt worden.
Ein tatverdächtiger 26 Jahre alter Syrer sitzt in Untersuchungshaft, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die Tat für sich reklamiert. Der abgelehnte Asylbewerber hätte Deutschland eigentlich längst verlassen müssen. Mit Hashtags wie «Höcke oder Solingen» versuchte die AfD die Tat für sich auszuschlachten.
Die kaum verminderte Zuwanderung von Asylbewerbern, die Kommunen und Landkreise in Deutschland überfordert, gilt als einer der Gründe für die Stärke der AfD.
Hinzu kommt in Ostdeutschland ein allgemeines Gefühl der Benachteiligung gegenüber dem Westen, die AfD gilt daher als eine Protestpartei. Sowohl AfD als auch BSW sprechen sich ausserdem für ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und der Russlandsanktionen aus, eine im Osten populäre Position.
«Ampel»-Koalition droht Desaster
Den Parteien der in Berlin regierenden «Ampel»-Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz – SPD, FDP und Grüne – droht im Osten ein Desaster. Sie liegen in den Umfragen zusammen nur bei höchstens zwölf Prozent. Dass die «Ampel»-Koalition ein Jahr vor dem regulären Wahltermin im September 2025 hinschmeisst, gilt angesichts der düsteren Aussichten aller drei Parteien bei einer Neuwahl des Bundestags aber als unwahrscheinlich.