Weniger Kaiserschnitte und weniger Dammschnitte

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Neuchâtel,

Weniger Kaiserschnitte, weniger künstliche Befruchtungen und vor allem viel weniger Dammschnitte: In der Schweiz haben in den letzten Jahren medizinische Eingriffe in den natürlichen Fortpflanzungs- und Geburtsvorgang abgenommen.

Weniger künstliche Befruchtung, weniger Kaiserschnitte und vor allem viel weniger Dammschnitte: In der Schweiz wird bei Schwangerschaften und Geburten immer seltener nachgeholfen. Vor allem der Rückgang der oft unnötigen Dammschnitte ist ein extremer Fortschritt. (Archivbild)
Weniger künstliche Befruchtung, weniger Kaiserschnitte und vor allem viel weniger Dammschnitte: In der Schweiz wird bei Schwangerschaften und Geburten immer seltener nachgeholfen. Vor allem der Rückgang der oft unnötigen Dammschnitte ist ein extremer Fortschritt. (Archivbild) - sda - Keystone/GAETAN BALLY

Das Wichtigste in Kürze

  • Am deutlichsten zeigt sich das beim Dammschnitt, der Erweiterung des Geburtskanals durch einen Schnitt zwischen Vagina und Anus.

In den 1980er Jahren war der Eingriff in Spitälern beinahe Routine. 2012 wurde er noch bei einem Viertel der natürlichen Geburten angewendet, 2017 nur noch bei einem Sechstel, was einem Rückgang von fast 8 Prozentpunkten entspricht. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik BFS.

Dabei bestätigt sich, was Experten seit Jahrzehnten betonen: Dammschnitte sind in den meisten Fällen unnötig. Obwohl deutlich weniger Dammschnitte vorgenommen wurden, nahmen schwere Komplikationen nämlich nicht zu. Zwar kam es 2017 bei gut der Hälfte aller natürlichen Geburten zu Dammrissen, aber in 95 Prozent der Fälle waren sie von geringem Schweregrad.

Kaiserschnitte sind seit 2014 um 1,4 Prozentpunkte zurückgegangen. Im internationalen Vergleich ist die Schweizer Kaiserschnittrate mit rund einem Drittel gemäss BFS aber immer noch «sehr hoch». Frauen mit Privatversicherung wählen sogar in fast der Hälfte der Fälle die Geburt per Kaiserschnitt.

Am weitaus häufigsten sind die Kaiserschnitte aber medizinisch indiziert, beispielsweise bei Mehrlingsgeburten (80 Prozent) oder wenn sich das Kind in einer Steiss- oder einer anderen anormalen Lage befindet (72-94 Prozent).

Vor der Geburt kommt die Schwangerschaft, und auch dabei wird in der Schweiz immer seltener nachgeholfen. Behandlungen für medizinisch unterstützte Fortpflanzung sind seit 2010 rückläufig. Zwischen 2016 und 2017 gingen sie um 3,2 Prozentpunkte zurück. Sie sind nun auf dem tiefsten Stand seit 2007.

Das Durchschnittsalter der Frauen, die eine Erstbehandlung begonnen haben, lag bei rund 36 Jahren und ist in den letzten zehn Jahren stabil geblieben. Die In-vitro-Fertilisation führte bei 44 Prozent der behandelten Frauen zu einer Schwangerschaft.

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 2188 Lebendgeburten nach künstlicher Befruchtung registriert, 1,2 Prozent mehr als 2016. Bei 15,9 Prozent der Entbindungen infolge einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung handelte es sich um Mehrlingsgeburten.

Das Alter der Mütter steigt seit 1970 kontinuierlich. Der Anteil der Frauen, die mit 35 Jahren oder später Mutter werden, hat sich seither von gut 11 auf über 32 Prozent fast verdreifacht. Verschwindend gering ist dagegen der Anteil der Teenager-Schwangerschaften: 1970 machten sie noch 3,6 Prozent aus, 2017 nur noch 0,4.

Obwohl das erhöhte Alter der Erstgebärenden medizinische Risiken birgt, ist die Müttersterblichkeit in der Schweiz konstant niedrig: Zwischen 2007 und 2016 wurden jährlich im Schnitt fünf Todesfälle auf 100'000 erfolgreiche Entbindungen gezählt.

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 85'990 Entbindungen in Gesundheitsinstitutionen durchgeführt, 98,3 Prozent in Spitälern, der Rest in Geburtshäusern. Mehr als die Hälfte waren nichtinstrumentelle vaginale Entbindungen, ein Drittel Kaiserschnittgeburten und ein Zehntel Saugglocken- oder Zangengeburten. Diese Verteilung ist vergleichbar mit jener im Jahr 2012.

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