Jetzt betritt er auch die Weltbühne: Keir Starmer wird britischer Premierminister. Er gilt als langweilig – und ist stolz darauf.
Keir Starmer Wahlen Grossbritannien
Labour-Chef Keir Starmer und Ehefrau Victoria treffen bei einem Wahllokal in London ein, um ihre Stimme abzugeben, am 4. Juli 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der neue britische Premierminister trägt den Übernamen «No-Drama Starmer».
  • Er stammt aus einer Familie der Arbeiterklasse.
  • Früher war er bei den Jungsozialisten, jetzt zieht es ihn Richtung Mitte.
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Nach dem Erdrutsch-Sieg seiner Labour-Partei sind zwei Dinge klar: Partei-Chef Keir Starmer wird der nächste Premierminister des Vereinigten Königreichs. Und: Er wird es sicher nicht wegen seines Charismas oder überschäumenden Temperaments.

Ganz im Gegenteil, Starmer wird seit Jahren vorgeworfen, zu wenig Charisma zu haben. Seine eher nüchterne Art hat ihm den Übernamen «No-Drama Starmer» eingetragen. Was, wenn schon, eher als Kompliment verstanden werden kann. Ein «Partygate» wie unter Vor-Vor-Vorgänger Boris Johnson kann man sich mit Starmer schlecht vorstellen.

Johnson Truss Sunak Premierminister
Die letzten drei Amtsvorgänger von Keir Starmer als Premierminister: Boris Johnson (l.), Liz Truss (m.) und Rishi Sunak (r.). Sie waren 1140, 49 bzw. 619 Tage im Amt. - keystone

Fünf Jahre arbeitete er lang als Verbrecherjäger und wurde dafür zum Ritter geschlagen: Als Anwalt leitete er von 2008 bis 2013 den Strafverfolgungsdienst der Krone. Trotzdem wird Starmer seinen Ruf als Langweiler nicht los. Doch auch das trägt er mit Fassung: «Solange sie dich langweilig nennen, gewinnst du», sagte er im Frühling gegenüber dem britischen Sender ITV.

Keir Starmer: Arbeiterklasse und doch nicht sehr sozialistisch

Starmer ist 1962 in London geboren, seine Familie typische Arbeiterklasse: Er ist sogar nach dem Gründer der Labour-Partei, Keir Hardie, benannt. Die Mutter Krankenschwester, der Vater Werkzeugmacher – einen Fakt, den Starmer immer wieder gerne betont.

Mit 16 wurde er Mitglied im britischen Pendant zur Juso. Doch mit Sozialismus hat er seit seinem Amtsantritt als Parteichef nicht viel am Hut. Anders als sein Vorgänger Jeremy Corbyn sieht er auch nicht gerade wie ein Sozialist aus, sondern eher wie ein Bürogummi. Sein Bemühen, Labour wieder in Richtung politischer Mitte zu ziehen, scheint nun von Erfolg gekrönt zu werden.

Jeremy Corbyn
Keir Starmers Vorgänger als Labour-Chef, Jeremy Corbyn, bei einem Wahlkampf-Event in einem Pub in Barry Island (Wales), im Dezember 2019. - keystone

Starmer kam erst in seinen 50ern zur Politik, nach einer Karriere, die von einem vorsichtigen und methodischen Ansatz geprägt war. Er verliess sich auf Kompetenz und Pragmatismus. Ähnlich ging er auch an die Aufgabe als Parteiführer heran. Er warf einige etablierte Kernanliegen über Bord, denn: «Ich werde vor der Wahl kein Versprechen abgeben, bei dem ich nicht überzeugt bin, dass wir es auch halten können.»

So geht es weiter

Nachdem Rishi Sunak zurückgetreten ist, hat König Charles III. formell Keir Starmer zum Premierminister ernannt und gebeten, eine neue Regierung zu bilden. Danach wird Starmer vor der Downing Street 10, der Residenz des Premierministers, seine erste Rede halten.

Glaubst du, dass Keir Starmer in Grossbritannien für Stabilität sorgen kann?

Es folgen einige Formalitäten und Notwendigkeiten. Staatschefinnen und -chefs werden anrufen und gratulieren. Und dann wird regiert. Aber Vorsicht: Es könnte langweilig werden.

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