Zahl der politischen Gefangenen in Russland auf über 400 gestiegen
Die Menschenrechtsorganisation schlägt Alarm: In Russland gebe es derzeit mehrere hundert politische Gefangene. Weiter seien es deutlich mehr als noch 2020.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut der NGO Memorial gibt es in Russland derzeit weit mehr als 400 politische Gefangene.
- Die Menschenrechtsorganisation beklagt Zustände wie zu Sowjetzeiten.
- Damals gab es Schätzungen zufolge rund 700 politische Gefangene.
In Russland gibt es laut der Menschenrechtsorganisation Memorial immer mehr politische Gefangene.
Derzeit seien mindestens 420 politische Gefangene in russischen Gefängnissen inhaftiert. Darunter auch der bekannte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Dies erklärte Memorial am Mittwoch.
Vergangenes Jahr hatte die Organisation noch rund 360 Fälle gezählt. «Die Zahlen steigen leider jedes Jahr», sagte der Memorial-Experte Sergej Davidis.
Er ging davon aus, dass die Gesamtzahl der aus politischen Gründen Inhaftierten in Russland «zwei- bis dreimal höher» sei als die Zahl der von Memorial aufgelisteten Fälle. «Das ist absolut vergleichbar mit den Zahlen während der Sowjetzeit», sagte Davidis. Schätzungen von Dissidenten zufolge gab es im Jahr 1987 mehr als 700 politische Gefangene.
Auch religiöse Minderheiten betroffen
Zahlreiche Menschenrechtler und Aktivisten sind seit Nawalnys Verurteilung Anfang vergangenen Jahres aus Russland geflohen. Seitdem hat die russische Justiz dessen Organisationen verboten. Zudem wurden mehrere unabhängige Medien als «ausländische Agenten» eingestuft.
Neben Menschenrechtsaktivisten zählt Memorial auch Vertreter religiöser Minderheiten zu den politischen Gefangenen. So sitzen derzeit 68 Zeugen Jehovas in russischen Haftanstalten. Diese Glaubensgemeinschaft wurde 2017 in Russland als «extremistisch» eingestuft.