Zahl der zivilen Todesopfer nach Anschlag in Kabul auf 16 gestiegen
Nach dem jüngsten Taliban-Anschlag in Kabul ist die Zahl der Todesopfer auf 16 gestiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nato will afghanische Sicherheitskräfte auch nach US-Teilabzug unterstützen.
119 weitere Menschen seien durch eine schwere Explosion und Schüsse am Montagabend verletzt worden, sagte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums vor Journalisten. Demnach soll die Explosion von einem mit Sprengsätzen beladenen Traktor ausgegangen sein. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte an, das Bündnis werde die afghanischen Streitkräfte auch nach dem geplanten Teilabzug der USA unterstützen.
Nach Angaben des Innenministeriums ereignete sich die Explosion in der Nähe von Green Village, einem Gebiet, in dem Hilfsorganisationen und internationale Organisationen ansässig sind. In der Nähe liegt auch die extrem gesicherte Green Zone, in der Botschaften wie die der USA und Grossbritanniens ihren Sitz haben.
Afghanische Fernsehsender zeigten einen gewaltigen Krater neben einer bröckelnden Explosionsschutzwand. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
In Green Village kommt es immer wieder zu Anschlägen. Bewohner reagierten aufgebracht auf die erneute Attacke. Einige setzten Autoreifen in Brand und blockierten eine grosse Strasse in der Nähe des Anschlagsorts.
«Wir wollen, dass diese Ausländer aus unserer Nachbarschaft verschwinden», sagte der Anwohner Abdul Dschamil der Nachrichtenagentur AFP. «Es ist nicht das erste Mal, dass wir wegen ihnen zu leiden haben», fügte er an.
Der Anschlag ereignete sich während der Ausstrahlung eines Interviews mit dem US-Sondergesandten für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, im afghanischen Fernsehen. Khalilzad sprach darin zum möglichen Abschluss eines Friedensabkommens zwischen den USA und den Taliban. Die USA hatten am Montag den Abzug ihrer Soldaten von fünf afghanischen Militärstützpunkten im Zuge eines möglichen Abkommens mit den Taliban in Aussicht gestellt.
Die US-Regierung habe sich in Verhandlungen mit der Islamistenmiliz darauf verständigt, innerhalb von 135 Tagen nach einem Abkommen fünf ihrer Militärstützpunkte in Afghanistan zu verlassen, wenn die «Voraussetzungen entsprechend dem Vertrag» erfüllt würden, sagte Khalilzad dem afghanischen Sender Tolo News.
Nato-Chef Stoltenberg erklärte nach einem Treffen mit US-Aussenminister Mike Pompeo in Brüssel, das Bündnis unterstütze «in jeder Hinsicht Bemühungen, einen Frieden in Afghanistan zu erreichen». Er verurteilte zugleich jüngste «schreckliche Angriffe» am Hindukusch.
Nach dem Ende ihres Kampfeinsatzes in Afghanistan ist die Nato seit Anfang 2015 noch mit der Unterstützungsmission «Resolute Support» im Land. Sie umfasste zuletzt rund 17.000 Soldaten. Offiziellen Angaben zufolge befinden sich noch 14.000 US-Soldaten in Afghanistan. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass auch nach einem möglichen Friedensabkommen mit den Taliban zunächst 8600 US-Soldaten in dem Land bleiben sollen.
Taliban-Experte Rahimullah Jussufsai sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Islamisten seien davon überzeugt, dass ihre militärische Stärke Washington an den Verhandlungstisch gezwungen hätte. «Das ist die Waffe, die sie haben, und sie werden sie weiter benutzen, bis sie ihre Ziele erreichen.»