Austritt von Franziska Roth – SVP Chef Burgherr erklärt
Sie sei zum Rücktritt genötigt worden. Von der Parteispitze. Deshalb verlasse Franziska Roth die Aargauer SVP. Deren Präsident, Thomas Burgherr, nimmt Stellung.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP Kanton Aargau entschuldigte sich: Sie habe sich in Franziska Roth getäuscht.
- Diese gab heute bekannt, aus der SVP auszutreten und kritisierte die Parteileitung arg.
- Nun nahm Parteichef Thomas Burgherr zu Austritt und Kritik Stellung.
Diffus und allgemein seien die Vorwürfe gegen ihre Person und ihr Departement gewesen. Die Aargauer Regierungsrätin Franziska Roth gab heute Dienstagvormittag ihren Austritt aus der SVP bekannt. Ihr Regierungsamt will sie jedoch behalten. Ihr Departement sei auf Kurs und sie vom Volk gewählt.
SVP Aargau: «Franziska Roth mangelt es an Willen und Talent»
Die Aargauer SVP sieht das ganz anders: Mit «hoffnungslos» war die Medienmitteilung am Dienstag überschrieben. «Franziska Roth mangelt es an Willen, Interesse und Talent, das Regierungsamt auszufüllen», hiess es darin. «Auch ihr Arbeitseinsatz ist ungenügend. Sie hat das Vertrauen verspielt, sieht die Schuld dafür aber nicht bei sich.»
Der Aargauer SVP-Chef Thomas Burgherr wusste nicht, warum Franziska Roth heute zur Medienkonferenz rief. Er weilte noch in den Osterferien und erklärt nun gegenüber Nau: «Wir von der Parteileitung hatten zwei Vorschläge für Frau Roth.»
«Entweder der sofortige Rücktritt, denn wir waren nicht zufrieden mit ihrer Arbeit. Oder: Wir schauen, ob Frau Roth bis zu den Sommerferien entscheidende Verbesserungen vornimmt. Das wäre auch für uns die bevorzugte Variante gewesen. Nun ist uns Frau Roth halt zuvorgekommen.»
Warum wollte Franziska Roth keine Hilfe annehmen?
Zu Beginn sei die Zusammenarbeit gut gewesen, sagt Burgherr. «Wir haben ihr von Anfang an unsere Hilfe angeboten. Hätte sie diese angenommen, wäre es nie so weit gekommen.»
Sie wollte jedoch keine Hilfe annehmen, bedauert Burgherr. Warum nicht?
«Frau Roth ist eine sehr kritische Person. Das ist eine Stärke, wenn man Dinge hinterfragt, sich nicht von aussen beeinflussen lassen will.» Aber eben nicht nur.
«Die SVP will Lösungen. Deshalb wollten wir die Sache nicht aussitzen und warten, bis die Legislatur ohnehin endet.» Darum formulierte die SVP Kritik, bot Hilfe an. «Es war für mich nicht einfach, unsere eigene Regierungsrätin kritisieren zu müssen», sagt Burgherr heute.
Burgherr fühlt sich bestätigt. Denn auch andere Parteien und sogar die Regierung haben die Arbeit von Franziska Roth kritisiert. Das sage doch alles, so Burgherr.
Nicht alles war schlecht
Wie geht es jetzt weiter? «Wir gehen zur Tagesordnung über: Wir wollen eine gute Gesundheitspolitik im Kanton Aargau. Dafür sind wir auf Franziska Roth angewiesen», sagt Burgherr. Er wolle daher professionell mit der Situation umgehen, das erwarte er auch von Frau Roth.
Die SVP entschuldigte sich heute dafür, Franziska Roth als Regierungsratskandidatin vorgeschlagen zu haben. Dennoch: «Am Nominierungsprozess werden wir nichts ändern. Für uns war es ein toller Erfolg, 2016 mit Frau Roth den zweiten Regierungsratssitz zu erobern.»
Schliesslich habe punktuell auch gute Arbeit geleistet, gibt Burgherr zu. «Etwa bei der Senkung der Kosten im stationären Bereich, zudem vertritt sie die SVP-Positionen sehr gut.»