Baselland: Endlich kommt Bewegung ins Ständeratsrennen
Der Mitte-Politiker und ehemalige Landratspräsident Pascal Ryf rückt ins Zentrum der bürgerlichen Kandidatur.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2027 wählt der Kanton Baselland wieder sein Mitglied im Ständerat.
- Bei den Bürgerlichen hat sich dafür bisher noch kein Kandidat herauskristallisiert.
- Zumindest Mitte-Politiker Pascal Ryf sagt, ihn würde Bundespolitik «reizen».
Bei den Baselbieter Bürgerlichen war es bisher ruhig, wenn es darum ging, einen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Wahl des einzigen Ständerats des Kantons Baselland im Jahr 2027 nur schon in Betracht zu ziehen.
Anders auf linker Seite. Dort zeichnete sich schon am Abend der Nationalratswahlen 2023 in Liestal eine Kandidatur von Samira Marti ab.
Die 31-Jährige erreichte nach ihrem Parteikollegen Eric Nussbaumer das beste Resultat aller Kandidierenden. Und dank einer steilen Karriere in Bern bis hin zur Co-Fraktionschefin der SP hat die Politikerin aus Binningen noch weiteren Schub erhalten, um für die Nachfolge der amtierenden Ständerätin Maya Graf zu kandidieren.

Demgegenüber schien auf bürgerlicher Seite bis heute eine gewisse Ratlosigkeit zu herrschen. Es entstand geradezu der Eindruck, als hätte man das Rennen wegen Martis «Vorsprung» im Vornherein aufgegeben.
Doch nun wird von mehreren politischen Exponenten – und zwar auf linker wie auf bürgerlicher Seite – Pascal Ryf als möglicher bürgerlicher Ständeratskandidat ins Spiel gebracht. Der Mitte-Politiker ist 46 Jahre alt, Gemeinderat in Oberwil und gehört dem Landrat seit 2015 an.
2023 wurde er zum höchsten Baselbieter gewählt. Der dreifache Familienvater, frühere Lehrer und Schulleiter und mittlerweile Unternehmer im Bildungsbereich wird im ganzen bürgerlichen Lager und darüber hinaus geschätzt. Eine Kandidatur wäre demnach keineswegs chancenlos.
Kein SVP-Kandidat in Sicht
Bei der SVP ist eine Kandidatur schlicht nicht auszumachen. Die beiden Bundesparlamentarier Thomas de Courten und Sandra Sollberger haben als Kandidierende für die Kantonsregierung beide schon eine Majorzwahl verloren und kommen auch deshalb für den Ständerat kaum mehr infrage.
Vielleicht vermag Ryf als einstiges SVP-Mitglied aber, die grösste Partei im Kanton über die dünne Personaldecke hinwegzutrösten.
Bei den Freisinnigen will sich offenbar (noch) niemand so richtig aus dem Fenster lehnen. Zwar wurden und werden als mögliche Kandidaten immer wieder Balz Stückelberger und Andreas Dürr genannt. Doch bisher hat sich keiner der beiden offiziell zur Verfügung gestellt.
Neuerdings wird auch der Name von Regierungsrätin Monica Gschwind genannt. Doch die Freisinnige wäre im Jahr 2027 schon 64 Jahre alt und damit nur gerade ein Jahr jünger als Maya Graf.

Auch geht das Gerücht um, die verdiente Bildungsdirektorin erwäge noch in diesem Jahr einen Rücktritt. Da erscheint es doch eher unwahrscheinlich, dass sie dann zwei Jahre später ausgerechnet nach Bern wechseln will.
Noch fehlt Maya Grafs Rücktritt
Nun hat die amtierende Ständerätin Maya Graf bisher keinerlei Rücktrittsabsichten bekundet. Allerdings feiert die Grüne im Wahljahr 2027 ihren 65. Geburtstag und hat dann praktisch das ganze laufende Jahrhundert in Bern verbracht – von 2001 bis 2019 im Nationalrat und seither im Ständerat. Es ist also anzunehmen, dass Graf sich aus der eidgenössischen Politik zurückziehen wird.

Eine Abwahl, wie sie 1979 Werner Jauslin nach zwölf Jahren in der kleinen Kammer hinnehmen musste, wird Maya Graf nicht riskieren. Der Freisinnige unterlag damals dem erst 37-jährigen Eduard Belser aus Lausen.
Zwar geniesst die Oberbaselbieterin immer noch ein hohes Mass an Popularität. Das garantiert aber in diesem Fall keine Wiederwahl mehr. Der Binninger Freisinnige Sven Inäbnit erzielte bei den Wahlen 2023 gegen Graf unter schwierigsten Bedingungen und quasi aus dem Stand als bürgerlicher Gegenkandidat ein erstaunlich gutes Resultat.
Ryf: «Natürlich reizt mich die Bundespolitik sehr»
Ryf selbst geht offen mit einer möglichen Kandidatur um. «Natürlich reizt mich die Bundespolitik sehr», sagt er unumwunden zu «OnlineReports». Mit drei noch kleinen Kindern wäre ein Ständeratsmandat auch eher zu bewältigen als das Amt eines Regierungsrats. Für dieses war Ryf nämlich auch im Gespräch.

Allzu sehr möchte der Mitte-Politiker aber nicht vorpreschen. Diplomatisch ergänzt er: «Darüber müssen natürlich erst noch Gespräche geführt werden, bevor es spruchreif ist.» Insofern komme das Thema derzeit noch zu früh.
Damit steht zumindest schon mal fest, dass sich Ryf eine Ständeratskandidatur vorstellen kann. Allerdings ist für ihn auch klar, dass die Bürgerlichen geschlossen mit einer Person antreten müssen. Diese Forderung ist nicht nur nachvollziehbar, sondern auch logisch. Denn es besteht offensichtlich kein Überangebot an Bewerberinnen und Bewerbern.
Doppelkandidatur?
Um seine Chancen zu erhöhen, müsste Ryf sowohl für den Ständerat als auch für den Nationalrat kandidieren. Dies dürfte für seine Parteikollegin Elisabeth Schneider-Schneiter gewisse Gefahren bergen – so die Nationalrätin dann tatsächlich erneut antreten sollte. Doch diese Frage dürfte Ryf tatsächlich noch etwas zu früh kommen.
Wer von bürgerlicher Seite eine Ständeratskandidatur in Erwägung ziehen möchte, müsste sich auf jeden Fall baldmöglichst outen. Denn je mehr Zeit verstreicht, ohne dass die Bürgerlichen ihre Karten aufdecken, desto grösser wird der Vorsprung der praktisch gesetzten linken Kandidatin Samira Marti.
Es sei denn, man gibt den Weg frei für Pascal Ryf.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.