Coronavirus: Berner buchen Kita-Personal Impftermine weg
Das Berner Kita-Personal kann Impftermine gegen das Coronavirus buchen. Diese sind per Link für alle zugänglich. Der Kanton bittet, ihn nicht zu verwenden.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kita-Personal im Kanton Bern darf sich ohne Warterei für einen Imptermin anmelden.
- Die Termine sind aber mit dem richtigen Link für alle Personen frei zugänglich.
- Obwohl die Gruppe vier Tage Zeit hatte, bittet der Kanton, die Termine frei zu lassen.
Seit knapp einer Woche sind im Kanton Bern alle Personen über 18 Jahren zur Impfung gegen das Coronavirus zugelassen. In einer Nacht- und Nebel-Aktion gaben die Behörden die Impfgruppen frei.
Seither gibt es im Kanton kaum mehr ein anderes Thema. Während tausende Junge nun bereits einen Impftermin diese Woche haben, schauen viele 60-Jährige in die Röhre. Verzweifelt versuchen sie seither, an einen der raren Termine zu gelangen.
Mehr Glück haben tausende Kita-Betreuer und Tageseltern. Sie dürfen sich seit Freitag über einen gesonderten Link prioritär und ohne Warterei für den Piks eintragen. Schliesslich haben sie täglich Kontakt zu mehreren Kindern. Längst nicht alle haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Impf-Link gegen Coronavirus macht die Runde
Hunderte Termine sind weiter verfügbar, weil sie niemand in Anspruch nahm. Das geschieht nun nach und nach – aber längst nicht nur von Kita-Personal. Denn wer den richtigen Link hat, kann sich innert 90 Sekunden einen Termin im Impfzentrum der Stadt Bern schnappen. Egal, was er oder sie beruflich tut.
Der entsprechende Link geistert offenbar seit Tagen durch Chat-Gruppen, gemäss Nau.ch-Informationen nutzten viele die unverhoffte Möglichkeit. Manche mit schlechtem Gewissen, andere sehen das Ganze pragmatisch, weil sie gemäss Kanton Anrecht auf eine Impfung gegen das Coronavirus haben.
Kanton: «Schämen Sie sich!»
Bei der kantonalen Gesundheitsdirektion ärgert man sich über die neue Art Impfdrängler. Auch für ältere Menschen, die sich so doch noch einen Termin ergattert haben, zeigt Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion, kein Verständnis.
«Wer nicht zu dieser Gruppe gehört und ihnen nun einen Termin wegschnappt, sollte sich schämen», sagt Giebel auf Anfrage von Nau.ch unmissverständlich. Es sei allerdings auch «schade», dass Teile des Kita-Personals den Link in Umlauf gebracht hätten. «So schaden sie nur sich selbst. »
«Wir können Missbrauch nicht verhindern»
Giebel bestätigt indes, dass alle gebuchten Termine gültig sind, weitere Kontrollen gebe es nicht. «Missbrauch können wir nicht verhindern, er fand aber meines Wissens auch nicht in grossem Umfang statt», so der Sprecher von Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (SVP).
Dennoch muss sich der Kanton den Vorwurf gefallen lassen, dass er die Termine für das Kita-Personal nicht geschützt hat. Dazu sagt Giebel: «Kurzfristig eine weitere Hürde einzubauen, war technisch nicht möglich und würde auch dem Persönlichkeitsschutz entgegenlaufen.»
Die Bevorzugung der Kinderbetreuer in Bezug auf das Coronavirus ende bald. Dann gelte wie aktuell für alle: First come, first served. Und, so Giebel optimistisch: «In einigen Wochen wird das Gedränge um Impftermine so oder so vorbei sein.»