Coronavirus: Droht Flickenteppich bei Zertifikatspflicht?
Das Wichtigste in Kürze
- Im Aargau will die Regierung eigenständig verschärfen, wenn die Lage ernst wird.
- Beispielsweise könnte der Einsatz des Covid-Zertifikats kantonal erweitert werden.
- Ein Blick in andere Kantone zeigt: Aargau ist mit seiner Strategie bis jetzt alleine.
Vergangenen Herbst hatten die Kantone das Corona-Dossier grösstenteils in den eigenen Händen. Das führte zu einem Flickenteppich an Massnahmen gegen das Coronavirus: Hier waren Restaurants offen, dort waren sie zu, hier galt eine Maskenpflicht in den Läden, andernorts nicht.
Daraus haben sowohl Bund als auch Kantone gelernt. Obwohl juristisch gesehen dasselbe wie vor einem Jahr möglich wäre, halten sich die Kantone sehr genau an die bundesrätlichen Massnahmen. Was aber nicht heisst, dass sie sich nicht auf schlimmere Szenarien im Winter vorbereiten.
Im Aargau beispielsweise hat der Regierungsrat gestern eine «Eventualplanung» präsentiert. Gebündelt an gesundheitlichen Eckwerten würden die Massnahmen in jeweils drei Eskalationsstufen verschärft. Für den Fall, dass der Bund in den Augen der Aargauer zu spät reagiert. Ziel sei es immer, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung durch das Coronavirus zu schützen.
Andere Kantone bleiben – noch – gelassen
Vorgesehen wäre, ab der zweiten Eskalationsstufe in Restaurants eine Zertifikatspflicht einzuführen. Der Bundesrat hat die Gastronomie als «orangen Bereich» für das Zertifikat definiert: Der Einsatz ist möglich, aber nicht nötig. Dementsprechend könnte diese Massnahme für viel Diskussionen sorgen, und auch einen Gastro-Tourismus wie letztes Jahr herbeiführen.
Mit Anfragen in anderen Kantonen zeigt sich aber, dass die Aargauer weitgehend alleine stehen. In Luzern werde aktuell noch keine solche Strategie entwickelt, sagt David Dürr, Leiter der Dienststelle Sport und Gesundheit.
Der Kanton Bern erachtet die Verabschiedung «breiterer Schutzmassnahmen» als «denkbar». Aber nur, falls es zu Engpässen der Spitalkapazitäten kommen würde, präzisiert Sprecher Gundekar Giebel. Im Moment bestehe kein akuter Handlungsbedarf.
In Zürich sieht es die Gesundheitsdirektion ähnlich. Sprecher Patrick Borer weist zudem darauf hin, dass sich ungeimpftes Gesundheitspersonal schon seit April wöchentlich testen lassen müsse. Im Aargau kommt diese Schutzmassnahme gegen das Coronavirus erst bei einer Verschlechterung der Lage zum Zug.
Ist die Aargauer «Eventualplanung» eine sinnvolle Idee?
Basel-Stadt, der aufgrund seiner Position als Grenzkanton immer wieder gegen hohen Fallzahlen kämpfen muss, stimmt den Bernern zu. «Sinnvollerweise würden diese Massnahmen aber – wenn möglich – schweizweit ergriffen, um eine breite Wirkung zu erzielen», sagt ein Kommunikationsmitarbeiter.