Coronavirus: SP-Molina will Soforthilfe für Arme
Während in Zeiten des Coronavirus Reiche bei Chanel anstehen, bilden sich lange Schlangen bei Essensausgaben für Arme. «Unhaltbar», findet Fabian Molina (SP).
Das Wichtigste in Kürze
- In der Coronakrise haben viele, vor allem arme, Menschen Existenznöte.
- Der Verein «Incontro» gibt in Zürich Essen ab. Es bilden sich jeweils lange Schlangen.
- SP-Nationalrat Fabian Molina fordert deshalb vom Bund sofortige Massnahmen.
Diese Bilder bewegen in Zeiten des Coronavirus die Schweiz. An der Zürcher Bahnhofstrasse stehen die Reichen bei Chanel und Luis Vuitton an. Während Menschen an der Langstrasse stundenlang in der Schlange warten um eine Papiertüte voll Essen zu bekommen. Abgegeben von Organisationen wie dem Zürcher Verein «Incontro», der sich um Randständige kümmert.
Es sind Menschen, bei denen die wirtschaftlichen und sozialen Netze der Schweiz nicht greifen. Oft arbeiten sie schwarz, aber ohne Arbeitsvertrag gibt es keine Sozialhilfe, kein Arbeitslosengeld und keine Kurzarbeit. In der Krise um das Coronavirus sind sie die ersten, die ihre Arbeit verlieren. Auf sich alleine gestellt und ohne Einkommen gibt es für sie keine andere Möglichkeit, als auf Hilfe zu hoffen.
Anstehen für Grundnahrungsmittel
Eine unhaltbare Situation, findet Fabian Molina. «Am vergangenen Samstag habe ich an der Zürcher Langstrasse geschätzt 500 Personen gesehen», sagt der Zürcher SP-Nationalrat zu Nau.ch. «Mehrheitlich Frauen mit Kindern, die für Pakete mit Grundnahrungsmitteln angestanden sind, die von jungen Menschen verteilt wurden.»
Molina: «Die Sans-Papiers-Anlaufstellen werden zur Zeit mit Anfragen überrannt.» Vielen illegalisierten Menschen sei über Nacht das Einkommen weggebrochen. «Sie haben keinen Zugang zum Sozialstaat, da sie fast immer unter prekäre, illegalen Anstellungsbedingungen arbeiten. Nach dem Motto: Wir riefen billige Arbeitskräfte und es kamen Menschen.»
Oft wird moniert, dass die Bedürftigen sich illegal in der Schweiz aufhalten und darum durch das Raster fallen. Das will Molina nicht gelten lassen. «Ob und welche Papiere jemand hat, ist für die Armutsbekämpfung völlig irrelevant. Es kann nicht sein, dass sich in der reichen Schweiz Menschen und ihre Familien das Essen nicht leisten können.»
Wer arm ist wird noch ärmer
Den Betroffenen zu helfen versucht Schwester Ariane. Sie verteilt mit «Incontro» an der Zürcher Langstrasse Lebensmittelpakete an Prostituierte, Obdachlose und Drogensüchtige. Immer mehr Bedürftige stehen Schlange.
Letzten Samstag hat das Team 900 Lebensmittelpakete verteilt. Ein Ende des Coronavirus sieht sie noch nicht. «Die Krise ist nicht vorbei», warnt sie.
Und erklärt: «Die Leute, die schon arm sind, werden noch ärmer. Heute haben mir in der Reihe junge Leute erzählt, sie seien vor zweieinhalb Monaten arbeitslos geworden. Das Arbeitslosengeld wurde ihnen gestrichen, sie wissen nicht mehr, wie sie durchkommen sollen.»
Molina fordert konkrete Massnahmen
Solche Szenen in der reichen Schweiz seien auch in Zeiten des Coronavirus schockierend und beschämend, findet Molina. «Der Bundesrat endlich ein ernstzunehmendes nationales Programm gegen Armut ins Leben rufen. Und die notwenigen finanziellen Mittel sprechen», sagt er zu Nau.ch.
«Ausserdem braucht es dringend Soforthilfe, wie eine Erhöhung der Kurzarbeitsentschädigungen für tiefe Einkommen. Und einmalige Corona-Direktzahlungen an Einzelpersonen und Haushalte in finanziell prekären Situationen.»