Männer erfahren Nachteile wegen veralteter Vorstellungen von Männlichkeit. Mit einem Kompetenzzentrum soll nun geholfen werden.
Vater Geschlechterrolle Emanzipation
Ein Vater hält seine fünf Monate alte Tochter auf dem Arm, während er die Wäsche zusammenlegt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gleichstellung ernst nehmen: Männer sollen sich emanzipieren, sagt die SP Basel-Stadt.
  • Sie will helfen, Männer von veralteten Geschlechterrollen zu befreien.
  • Der Grosse Rat entscheidet, ob ein Kompetenzzentrum geschaffen wird.
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Die SP Basel-Stadt hat eine neue Mission: Sie will Männern helfen, sich von traditionellen Geschlechterrollen zu befreien.

Die Partei argumentiert, dass Männer oft unter schlechter Gesundheit leiden und eher gewalttätig sind. Probleme, die sie auf veraltete Vorstellungen von Männlichkeit zurückführen.

«Um das Thema Männlichkeit kümmern»

Melanie Nussbaumer, Grossrätin der SP Basel-Stadt, ist eine treibende Kraft hinter dieser Initiative. Gegenüber der «Basler Zeitung» sagt sie: «Wenn wir die Gleichstellung ernst nehmen wollen, dann müssen wir uns auch um das Thema Männlichkeit kümmern.»

Melanie Nussbaumer Männlichkeit Emanzipation
Melanie Nussbaumer sitzt für die SP im Grossen Rat von Basel-Stadt. - Grosser Rat Basel-Stadt

Nussbaumer und weitere Grossrätinnen und Grossräte haben mehrere Anträge eingereicht, um Themen rund um Männer anzugehen: Von geschlechtsspezifischer Unterstützung im Ruhestand bis hin zu bezahlten Geburtsvorbereitungskursen für Väter.

Eines ihrer Hauptziele ist es jedoch, ein Forschungs- und Kompetenzzentrum für Fragen der Männlichkeit einzurichten. Dieses Zentrum würde Wissen über moderne männliche Identitäten schaffen und verbreiten und so dazu beitragen können, starre Rollenbilder aufzubrechen.

Forschung zur modernen Männlichkeit fehlt

Nussbaumer bemerkte während ihres Studiums einen eklatanten Mangel an Forschung zum Thema Männlichkeit. «Und dann liest man ständig von Problemfeldern, die mit toxischen Vorstellungen von Männlichkeit zu tun haben», sagt sie.

Sie weist auf gesundheitliche Probleme hin, die durch stereotype Männlichkeitsbilder verursacht werden können. Etwa ungesundes Verhalten und eine höhere Suizidrate.

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Die Grossrätin hebt auch hervor, dass Männer statistisch gesehen häufiger Gewalt ausüben. Zudem sind sie in radikalen Gruppen überrepräsentiert. Sie argumentiert, dass Buben eher in geschlechtsstereotype Berufe gedrängt werden als Mädchen.

Melanie Nussbaumer glaubt fest daran: «Das Ziel ist, dass jeder Mensch und jedes Paar selbstbestimmt entscheiden kann, wie man leben möchte». Ein Kompetenzzentrum könnte dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

Unterstützung aus der Wissenschaft

Matthias Luterbach ist Wissenschaftler an der Universität Basel und forscht zum Thema Männlichkeit. Er begrüsst die Idee eines solchen Kompetenzzentrums gegenüber der «Basler Zeitung» sehr.

In den letzten Jahrzehnten habe sich enorm viel gewandelt – initiiert von der Frauenbewegung. «Wie die Männer mit diesen Veränderungen umgegangen sind und noch umgehen, wie es ihnen damit geht, wird aber noch viel zu wenig untersucht».

Kita Kind Mann
Ein Betreuer hilft einem Kleinkind beim Anziehen der Schuhe und Sonnenschutzkleidung, bevor es zum Spielen in den Aussenbereich der Kita 6a der Stiftung GFZ geht, aufgenommen am 9. Juli 2020 - keystone

Luterbach stellt fest, dass es unter den Männern unterschiedliche Meinungen zur Gleichstellung gibt. Einige sehen darin Vorteile für sich selbst: Sie wollen nicht mehr nur als Ernährer fungieren, sondern auch aktiv am Familienleben teilnehmen. Andere fühlen sich jedoch durch die Veränderungen verunsichert und haben Angst vor dem Unbekannten.

Der Wissenschaftler betont: Ein besseres Verständnis der modernen Männlichkeit kann den Männern helfen, sich in der sich wandelnden Gesellschaft zurechtzufinden. «So wird der Wandel der Geschlechterverhältnisse vielleicht auch von den Männern weniger erlitten und mehr mitgestaltet».

Die Entscheidung liegt beim Grossen Rat

Nun muss der Grosse Rat entscheiden, ob er Nussbaumers Antrag unterstützt. Sollte das Parlament zustimmen, müsste die Regierung prüfen, wie ein solches Kompetenzzentrum realisiert werden könnte.

Luterbach betont die Bedeutung von Prävention durch Bildung und sieht in einem solchen Zentrum eine gute Möglichkeit dafür. Er weist darauf hin, dass trotz Fortschritten bei der Gleichstellung Männer immer noch weniger Kinderbetreuung leisten als Frauen. Ein Problem, das seiner Meinung nach durch bessere Aufklärung gelöst werden könnte.

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