Diebstähle aus Autos: Sogar einem Stapi wurde Scheibe eingeschlagen
Immer mehr Diebstähle aus Autos auch im Kanton St. Gallen: Im Verdacht stehen Asylsuchende aus dem Maghreb. Zwei Stapis sagen, was Gemeinden tun können.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Diebstähle aus parkierten Fahrzeugen ist enorm angestiegen.
- Die Diebe - oft Asylsuchende aus dem Maghreb - machen selbst Stadtpräsidenten zu Opfern.
- Zwei Stapis sagen, wie sie auf diese Situation reagieren und was ihre Forderungen sind.
Gemäss der neuen Kriminalstatistik ist die Zahl der Diebstähle in der Schweiz deutlich angestiegen. Einen enormen Zuwachs verzeichnet insbesondere die Kategorie «Diebstahl ab oder aus einem Fahrzeug»: Über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr! Verschiedene Kantone warnen deshalb die Bevölkerung, so auch die Kapo Sankt Gallen.
Nau.ch hat in den betroffenen Gemeinden nachgefragt, wie sie auf diese Situation reagieren wollen. Denn aus Sicht der Polizei scheint der Fall klar: «Das sind fast ausschliesslich Leute aus den Maghreb-Staaten, die in der Schweiz in einem Asylverfahren sind.» Gibt es gezielte Massnahmen oder Forderungen an die nationale Politik?
Stadtpräsident war selbst schon Opfer
Ein Hotspot scheint dabei das Rheintal bis hinunter an den Bodensee zu sein. In Altstätten SG ist man sich des Problems bewusst, sagt Stadtpräsident Ruedi Mattle (GLP). Im Umgang mit Asylsuchenden hat man sich denn auch bereits gut organisiert, schliesslich steht in Altstätten auch eines der Bundesasylzentren: «Wir sind im laufenden Austausch mit der Kantonspolizei und auch mit dem SEM, was die möglichen Massnahmen sind.»
Sein Amtskollege aus Rorschach, Robert Raths (FDP), weist auf die beschränkten Möglichkeiten hin: «Bei uns in der Stadt Rorschach haben wir eine gute Polizeipräsenz, aber es passiert immer wieder.»
Dass solches individuell sehr belastend sein kann, weiss Raths nur zu gut: «Mir selbst wurde auch die Autoscheibe eingeschlagen – morgens zwischen drei und vier Uhr, vor dem Haus, Auto abgeschlossen. Ein riesengrosser Sachschaden! Solches macht einen schon sehr wütend.»
Gemeinden mit wenig Spielraum
Vor Ort, so betonen die Stadtpräsidenten, tue man, was man könne. Aber halt in Grenzen der Möglichkeiten einer Gemeinde, so Robert Raths: «Man macht darauf aufmerksam, gibt Empfehlungen ab, die die Bevölkerung hoffentlich ernst nimmt. Aber eine 24-Stunden-Polizeipräsenz ist schlicht nicht realistisch.»
«Wir wollen zielorientiert arbeiten, darum hört man vielleicht nicht gerade viel in der Öffentlichkeit», ergänzt Kollege Mattle. Aber in der Analyse scheint man sich einig: «Die Situation ist ja die, dass es oft um wenige Personen geht, diese aber dafür mehrfach solche Straftaten verüben.»
Deshalb arbeiteten zahlreiche Stellen zusammen: «An runden Tischen ist auch die Staatsanwaltschaft dabei und alle weiteren zuständigen Stellen.»
Am liebsten mehr Renitenten-Zentren
Mit Forderungen an die nationale Politik gibt man sich indes zurückhaltend. Der Rorschacher Robert Raths will sich als Stadtpräsident diesbezüglich nicht zu fest aus dem Fenster lehnen. In Altstätten mit seiner Erfahrung als Standort eines Bundesasylzentrums sieht man aber immerhin eine mögliche Stossrichtung.
«Wir brauchen mehr solche Zentren wie in Les Verrières NE – da braucht es eventuell Druck via nationale Politik.» Im «besonderen Bundesasylzentrum» von Les Verrières sind renitente Asylsuchende vorübergehend untergebracht, um die übrigen Bundesasylzentren zu entlasten.
Es gelten striktere Ausgangsregeln und es hat mehr Sicherheits- und Betreuungspersonal. Aber Mattle weiss auch genau, was der Knackpunkt sein wird: «Das Problem wird dann sein, einen Standort dafür zu finden.»
Trotz auch persönlicher Betroffenheit relativiert der Rorschacher Stapi die neusten Fälle von «Diebstahl ab oder aus einem Fahrzeug». Wenn auch mit Kopfschütteln: «Das gab es immer wieder, aber im Moment sehr häufig. Ich weiss auch nicht, was mit der Gesellschaft los ist!»