Politologe: Zweiter FDP-Bundesratssitz wackelt
Bei kantonalen Wahlen hat die FDP in letzter Zeit Mühe. Setzt sich dieser Trend fort, droht der Verlust eines Bundesratssitzes. Viel Spielraum gibt es nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Die FDP fährt seit den Wahlen 2023 in den Regionen Verluste ein.
- Bei einem schlechten Abschneiden 2027 könnte der zweite Bundesratssitz weg sein.
- Eine Kursänderung braucht es laut Vizepräsident Andri Silberschmidt aber nicht.
Seit den letzten eidgenössischen Wahlen im Jahr 2023 tut sich die FDP schwer. Insgesamt hat man in den Kantonsparlamenten bisher schon elf Sitze verloren.
Und auch bei Regierungswahlen harzt es: Beispielsweise büsste man in Solothurn einen zweiten Sitz in der Regierung ein.
Gerade die Regierungswahlen sind aus der Sicht von Lukas Golder ein schlechtes Zeichen für die Liberalen.
Der Politikwissenschaftler vom Forschungsinstitut GFS Bern sagt gegenüber SRF: «Leichte Sitzverluste sind vielleicht nicht so schlimm, die auf die eidgenössischen Wahlen folgen.»
«Problematisch ist aber, dass die FDP auch Mehrheitswahlen verliert.» In diesem Bereich habe die SVP aktuell «mehr Karten im Spiel». Die FDP gerate deswegen unter Druck.
Knappes Rennen zwischen FDP und Mitte
Setzt sich der Negativtrend fort, könnte sich dies nach den Wahlen 2027 auf die Zusammensetzung des Bundesrats auswirken. Aktuell liegt die FDP nur knapp vor der Mitte.
«Nur wenige Sitzverluste können im Moment einen riesigen Unterschied machen», sagt Golder. Eigentlich hätte die Mitte jetzt schon mehr Sitze im Parlament. Beim Wähleranteil liegt die FDP allerdings noch hauchdünn vorne.
Wenn die Mitte in den Räten noch mehr Sitze gewinnt und deutlich stärker ist, dann könnte die Situation definitiv kippen.
«Dann ist es eigentlich naheliegend, dass die FDP ihren zweiten Sitz an die Mitte abgeben muss», so Golder.
Andri Silberschmidt: FDP wird Kurs nicht ändern
Bei solchen Resultaten in den Kantonen stellt sich natürlich die Frage des Kurses. FDP-Vizepräsident Andri Silberschmidt gibt sich gegenüber SRF gelassen.
Einen grossen Politikwechsel dürfte es nicht geben. «Wir wollen als Mitte-rechts-Partei liberale, freiheitliche Positionen vertreten. Das ist seit Jahrzehnten der Kurs der FDP, und wir werden diesen Kurs jetzt nicht ändern», so Silberschmidt.

Ob es gelingt, diesen Kurs wieder beliebter zu machen, zeigt sich spätestens im Herbst 2027: Dann finden die nächsten eidgenössischen Wahlen statt.
«Wir schauen nach vorne. Wir wollen in zwei Jahren die Wahlen gewinnen», gibt sich Silberschmidt kämpferisch.