Im Interview äussert sich die FDP-Grossrätin Sandra Hess zu einer Bewerbung des Kantons Bern für die Austragung des ESC. Sie sieht darin eine einmalige Chance.
Nemo ESC Austragung Bern
Nach Nemos Sieg am Eurovision Song Contest, stellt man sich in Bern die Frage, ob man sich auf die Austragung im nächsten Jahr bewerben soll. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Austragungsort des ESC 2025 wird bis Ende August 2024 bekannt gegeben.
  • Offen ist nach wie vor, ob sich der Kanton Bern um eine Bewerbung bemüht.
  • Sandra Hess (FDP) befürwortet eine Bewerbung klar, sagt sie im Interview.
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Ende August will die SRG bekannt geben, wo der Eurovision Song Contest im nächsten Jahr stattfindet. Während einige Städte ihre Bewerbung bereits eingereicht haben, ist im Kanton Bern nach wie vor unklar, ob man sich bewerben will. Im Grossen Rat von Bern wurden zum Thema schon diverse Vorstösse eingereicht.

Nau.ch hat mit den verschiedenen Fraktionen gesprochen. Bisher äusserten sich Mathias Müller (SVP) und Manuel C. Widmer (GFL) zu einer allfälligen Bewerbung. Im nächsten Teil der Interview-Reihe kommt Sandra Hess (FDP) zu Wort.

Nau.ch: Soll sich der Kanton Bern Ihrer Meinung nach um eine Bewerbung für die Austragung des Eurovision Song Contests 2025 bemühen?

Sandra Hess: Unbedingt. Der Eurovision Song Contest ist eine einmalige Plattform, um unseren Kanton, unsere Kultur und Landschaft der Welt zu präsentieren. Eine Kandidatur bedingt aber die Unterstützung der Regierung, der Städte, der Wirtschaft, des Tourismus, von Eventprofis und der Bevölkerung.

Sandra Hess FDP
Sandra Hess ist Berner Grossrätin und Präsidentin der FDP Kanton Bern. - zVg

«Wäre für Stadt und Kanton Bern ein touristisches Fenster zur Welt.»

Nau.ch: Welche Vorteile ergäben sich durch eine Austragung des Contests für den Kanton?

Hess: Würde der Eurovision Song Contest im Kanton Bern stattfinden, wäre das für den Wirtschafts-, Tourismus- und Eventstandort Stadt und Kanton Bern ein touristisches Fenster zur Welt. Allein die TV-Ausstrahlung erreicht über 160 Millionen Menschen weltweit.

Nau.ch: Bei einem positiven Entscheid für Bern würden Kosten in Millionenhöhe entstehen. In welcher Relation stehen diese Kosten zu den erwarteten Vorteilen?

Hess: Gemäss einer Studie der Universität Liverpool bracht die ESC-Austragung 2023 der Stadt Liverpool eine Wertschöpfung von 62 Millionen Franken. Das sollte auch in der Schweiz, respektive im Kanton Bern möglich sein. Das muss nun aber vorab geprüft werden.

ESC Liverpool Einnahmen Wertschöpfung
Der Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool generierte eine hohe Wertschöpfung für die Region. - keystone

Nau.ch: Philippe Müller, der aktuelle Regierungspräsident, bezeichnete den Eurovision Song Contest auf X als «durch & durch korrupt» sowie «antisemitisch geprägt». Die Veranstaltung müsse daher von Bern fernbleiben. Teilen Sie diese Einschätzung?

Hess: Sie zitieren einen persönlichen Tweet von Regierungspräsident Müller. Ich bin der Meinung, es wäre für den Kanton Bern eine einmalige Chance zu zeigen, dass es für Messen und Events nicht nur Zürich und Genf gibt und wir im Kanton Bern eine Top-Infrastruktur haben.

«Die Organisation ist auf jeden Fall anspruchsvoll, das muss man ehrlich und klar sagen.»

Nau.ch: Der zu erwartende Personenansturm würde den Kanton vor grosse Herausforderungen stellen. Ist Bern in der Lage, diese zu meistern?

Hess: In Liverpool besuchten 2023 rund 300'000 Personen den ESC und die Side-Events während 10 Tagen. Die BEA hatte dieses Jahr über 330'000 Besucherinnen und Besucher.

Die Region Biel hat mit der Expo.02 und Bern mit der Euro 08 bewiesen, dass sie Grossanlässe abwickeln können. Die Organisation ist auf jeden Fall anspruchsvoll, das muss man ehrlich und klar sagen, es braucht auf allen Ebenen eine gute Zusammenarbeit.

Biel Expo.02 ESC Austragung
Besucher vor dem Steg, der auf einen der Klangtürme der Schweizerischen Landesausstellung Expo.02 auf der Arteplage Biel Bienne führt. (Archivbild) - keystone

Nau.ch: Nemo hat nach dem Sieg am Eurovision Song Contest den Wunsch geäussert, dass der Event nächstes Jahr in Nemos Heimatstadt Biel stattfindet. Wäre, um diesem Wunsch nachzukommen, eine Zusammenarbeit zwischen den Städten Bern und Biel möglich?

Hess: Das muss möglich sein. So ein Grossanlass hat viele Side-Events, welche man in Bern und Biel durchführen könnte. Und für die Live-Shows mit dem Eurovision Village können die neue Festhalle, das Bernexpo-Gelände, die Postfinance-Arena und die Allmend in Bern in Überlegungen einbezogen werden.

Soll sich der Kanton Bern für die Durchführung des Eurovision Song Contest bewerben?

Nau.ch: Bis wann erwarten Sie einen Entscheid für oder gegen die Bewerbung für die Austragung des Eurovision Song Contests?

Hess: Gemäss dem Zeitplan der SRG will sie im Herbst entscheiden, welche Kandidatur den Zuschlag erhält. Ob Bern-Biel sich für die Austragung bewerben, muss sicher in den nächsten Wochen geklärt werden.

Zur Person: Sandra Hess (51) ist Stadtpräsidentin von Nidau, Grossrätin und Präsidentin der FDP Kanton Bern. Sie wohnt in Nidau.

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