«Freundlichkeit wird oft mit Schwäche verwechselt»
Joshua Vettiger kauft und verkauft mit seiner Wetziker Firma «Vettiger Automobile» Occasionswagen. Sein Geschäft brummt, was auch Neider auf den Plan ruft.
Das Wichtigste in Kürze
- Joshua Vettiger handelt in Wetzikon mit edlen Karossen.
- Im Gespräch verrät er, warum er an der E-Mobility zweifelt.
- Und wieso er keinem Kunden etwas aufschwätzen will.
Nau.ch: Joshua Vettiger, können Sie es verantworten, in Zeiten von Klimaschutz trotzdem benzinfressende Sportwagen zu glorifizieren?
Joshua Vettiger: Das Eine schliesst das andere nicht aus. Es ist wichtig, dass die Industrie ihr Bewusstsein für unseren Planeten ändert, dass es keinen Raubbau mehr an Regenwäldern gibt, weniger Gier, Egoismus, Ausbeutung und so weiter. Auch ist es wichtig, dass sich Autos weiterentwickeln und eben keine Benzinfresser mehr sind. Dass ein Mensch aber Freude am Auto hat, ist für mich nicht verwerflich. Wofür sollen wir dann die Welt retten, wenn wir keine Freude am Leben mehr haben dürfen?
Nau.ch: Man kann doch auch Freude an einem E-Auto haben?
Joshua Vettiger: Ja, klar! Wenn sich jemand für einen Hybrid oder einen Elektro-Motor entscheidet und Freude daran hat, mag ich ihm oder ihr diese Freude von Herzen gönnen.
Nau.ch: Warum verkaufen Sie keine Elektro-Autos?
Joshua Vettiger: Es ist nicht so, dass wir keine E-Fahrzeuge handeln, aber ja, meist werden unsere Autos von Bleifrei oder Diesel angetrieben. Zum einen habe ich grosse Zweifel an der Entwicklung der E-Mobility und wie China da gerade den Markt spült. Zum anderen gibt es für mich zu grosse Defizite bei der Herstellung und Entsorgung von Auto-Batterien. Schade, dass man diese Probleme nicht vehementer bekämpft.
Nau.ch: Neben Umweltschutz geht es ja auch um den Lärm, der bei E-Autos viel geringer ausfällt. Was halten Sie von Autofahrenden, die extra Gas geben im Tunnel, um akustisch aufzufallen?
Joshua Vettiger: Da kann ich keinen Stein werfen, weil ich es auch schon gemacht habe (lacht). Aber klar: Es soll im Masse sein. Wer die ganze Zeit den Motor knallen lässt, verhält sich kindisch.
Nau.ch: Apropos Kinder: Die werden gerne mit Tempo-30-Zonen geschützt. Ihre Meinung dazu?
Joshua Vettiger: Super, wenn T30 wirklich Sicherheit schafft. Oft beobachte ich, dass Schikanen die Bedrohungen eher noch verschärfen. Zudem sind wütende Autofahrer in der Regel nicht umsichtiger unterwegs. Tempo 30 muss Sinn machen – dann bin ich dafür. An unnötigen Stellen T30 zu verordnen ist falsch.
Nau.ch: Falsch ist es auch, wenn die Konkurrenz auf Google schlechte Rezensionen verfasst, nur um Sie zu schwächen. Sie erleben das öfters?
Joshua Vettiger: Wir erleben immer wieder, dass Menschen schlechte Bewertungen geben, ohne, dass wir wissen, wer die Person überhaupt ist. Kann sein, dass es ein Konkurrent oder sonst ein Neider ist.
Nau.ch: Wie gehen Sie dagegen vor?
Joshua Vettiger: Wir antworten freundlich und versuchen, mit der Person in Kontakt zu treten. Teilweise werden die 1-Sterne-Bewertungen dann wieder gelöscht. Manchmal auch nicht. Gott sei Dank erhalten wir aber vielmehr positive Rückmeldungen.
Nau.ch: Was wird bei positiven Rückmeldungen vor allem gelobt?
Joshua Vettiger: Dass sich Kunden bei uns wertgeschätzt fühlen. Dass man uns anmerke, dass wir immer das Beste für den Kunden herausholen möchten und dabei einem klaren Wertekompass folgen. Es ist mir enorm wichtig, dass man uns vertrauen kann. Dafür braucht es ehrliche und klare Kommunikation. Vor allem aber begegnen wir jedem Menschen interessiert, respektvoll und freundlich.
Nau.ch: Kann das dazu führen, dass Kunden Ihre Freundlichkeit ausnützen wollen?
Joshua Vettiger: Tatsächlich wird Freundlichkeit oft mit Schwäche verwechselt. Ich sehe es genau umgekehrt: Wer ungeduldig einem Kunden etwas aufschwätzen will, ist schwach. Wer den Kunden als König behandelt, ist aber ebenfalls schwach. Stärke bedeutet für mich, Kundschaft auf Augenhöhe zu begegnen und sie so zu behandeln, wie man selber gerne behandelt werden möchte.