Kantonsrat für kürzere Arbeitszeiten für junge Ärztinnen und Ärzte
Der Kantonsrat hat eine Parlamentarische Initiative vorläufig unterstützt, die eine 46-Stunden-Woche für Assistenzärztinnen und Assistenzärzte fordert.
Assistenzärztinnen und Assistenzärzte sollen keine gesundheitsschädlichen Arbeitspensen mehr bestreiten müssen. Der Kantonsrat hat am Montag eine Parlamentarische Initiative für eine 46-Stunden-Woche vorläufig unterstützt. Die Bürgerlichen halten davon wenig.
Der Vorstoss von Grünen, SP, EVP und AL wurde mit 62 Stimmen vorläufig unterstützt und an die zuständige Kommission überwiesen. 60 Stimmen waren notwendig.
Sollte die Parlamentarische Initiative umgesetzt werden, müssten Assistenzärztinnen und -ärzte künftig per Gesetz maximal 42 Stunden pro Woche arbeiten, dazu kommen 4 Stunden Weiterbildung.
Gesundheitsrisiko durch Überarbeitung
Gemäss einer aktuellen Umfrage arbeiten 90 Prozent der jungen Ärztinnen und Ärzte mehr als 10 Stunden pro Tag. Das sei klar gesundheitsschädlich, sagte Benjamin Walder (Grüne, Wetzikon), der selber in der Ausbildung zum Arzt ist. «Viele Ärzte möchten nicht ihre eigenen Patienten sein».
Erreicht werden soll die Entlastung aber nicht mit weniger Patientenkontakt oder weniger Weiterbildung, sondern mit weniger Bürokratie.
Eine Umfrage unter Assistenzärzten habe gezeigt, dass sie regelmässig noch einen Fax bedienen müssten. Es gebe innerhalb von Spitälern zudem Systeme, die nicht miteinander kompatibel seien. So würden auch Medikamente mehrfach erfasst.
Widerstand aus der Politik
Keine Unterstützung erhielt der Vorstoss von bürgerlicher Seite. Josef Widler (Mitte, Zürich), selber Hausarzt, bezeichnete Ärztinnen und Ärzte als «privilegierte Berufsgruppe». Es sei erstaunlich, dass diese jetzt ein Gesetz für kürzere Arbeitszeiten forderten.
Dass übermüdete Ärztinnen und Ärzte mehr Fehler machen, glaubt Widler nicht. «Es gibt Leute, die machen schon nach 30 Stunden Fehler. Andere auch nach 70 Stunden nicht».
Auch die SVP war gegen eine gesetzlich verankerte Stunden-Obergrenze. Arzt sei nun mal kein normaler Beruf. «Es muss die Bereitschaft da sein, die Extra-Meile zu gehen», sagte Lorenz Habicher (Rümlang).
Zukunft der Initiative ungewiss
Reto Agosti (FDP, Küsnacht) möchte sich natürlich «gerne von einem ausgeruhten Arzt untersuchen lassen». Aber auch von einem gut ausgebildeten Arzt ist ihm wichtig.
Zustande kam die Unterstützung dank der Stimmen der GLP. Diese findet die konkrete Forderung mit der 46-Stunden-Woche zwar nicht umsetzbar aber will das Thema in einer Kommission diskutieren.