Stadt Luzern

Luzerner CVP-Kantonalpräsident Christian Ineichen provoziert Homosexuelle auf Twitter

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Luzern,

Der Tweet war nicht lang, aber er sorgt für heftige Reaktionen: Christian Ineichen, Präsident der CVP Kanton Luzern, ist strikt gegen das neue Adoptionsrecht im Rahmen der gleichgeschlechtlichen Ehe. Homosexuelle Politiker sind entsetzt, Kritik gibt es aber auch aus der eigenen Partei.

Hat ein Problem mit Adoption bei schwulen Paaren, Homosexuelle haben ein Problem mit ihm: Christian Ineichen, Präsident der CVP Kanton Luzern.
Hat ein Problem mit Adoption bei schwulen Paaren, Homosexuelle haben ein Problem mit ihm: Christian Ineichen, Präsident der CVP Kanton Luzern. - Zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Geht gar nicht: Schwule Paare, die Kinder adoptieren – sagt CVP-Luzern-Präsident Christian Ineichen.
  • Geht gar nicht, sagen homosexuelle Politiker: «Ich bekomme das kalte Kotzen.»
  • Gegenüber Nau rechtfertig Ineichen seine Meinung und kritisiert seine Kritiker.

Immer schön in den biologisch gesetzten Grenzen bleiben, lautet die Devise von Christian Ineichen, luzernischer CVP-Kantonalpräsident. Als Reaktion auf Stimmen aus der eigenen Partei, die die «Ehe für alle» fordern und damit auch ein Adoptionsrecht für Homosexuelle, schreibt Ineichen auf Twitter: «Mann+Frau: Geht. Frau+Frau: Geht irgendwie. Mann+Mann: Geht nicht.»

«Meine Fresse», «Ich bekomme das kalte Kotzen»

Die Reaktionen kamen prompt: «Das hat mich verletzt, wenn er sagt ‹biologisch geht das nicht, und darum darfst du das nicht›», sagt Remo Zuberbühler, BDP-Politiker aus Herzogenbuchsee und homosexuell, zu Nau. Auf Twitter wird er deutlicher: «Meine Fresse» plus Entschuldigung für die heftige Reaktion, dann aber gefolgt von «Wenn ich mir gewisse Aussagen durchlesen muss, bekomme ich das kalte Kotzen.»

«Es ist im Sinne von christlicher Nächstenliebe nicht grad die feine Art, wenn man einem sagt, was man im Leben darf und was nicht», sagt Zuberbühler. Unchristlich waren offenbar aber auch die Reaktionen, die bei Ineichen eintrafen. Mit Protest habe er rechnen müssen, sagt Ineichen, aber: «Ich habe einiges einstecken müssen. Als Politiker habe ich diesbezüglich eine dicke Haut, aber das ging über Grenzen hinaus».

Meinungsfreiheit gilt auf beide Seiten

Nun ist es Ineichen, der protestiert: Er sei weder schwulenfeindlich noch stockkonservativ und habe auch Kollegen, die sich geoutet hätten. ««Ich bin wirklich aufgeschlossen, es muss nicht immer das traditionelle Familienbild sein. Wir leben nicht mehr im Mittelalter.» Genau darum dürfe er auch sagen, was er denke: «Ich habe Mühe mit dem Meinungsverbot.»

Mit vielen Punkten bei der «Ehe für alle» sei er ja einverstanden, zum Beispiel beim Erbrecht. «Wenn sich zwei gefunden haben, spielt es keine Rolle, welchen Geschlechts die Menschen sind. Aber bei der Adoption bin ich skeptisch.»

Mit der Biologie ist das so eine Sache

Das sei sein gutes Recht, sagt auch Remo Zuberbühler: «Absolut, jeder darf denken was er will.» Aber Ideologien hätten nichts in der Politik verloren. Das Argument, biologisch könnten zwei Männer keine Kinder haben, zwei Frauen «irgendwie» via Samenspende schon, sei fadenscheinig: «Wenn er solche Äusserungen macht, müsste er auch unserer älteren Generation die Herzschrittmacher verbieten.»

Kommt dazu: Die Biologie kann ja auch anders: Schwule Flamingos, das Geschlecht wechselnde Clownfische (ja, der «Nemo») oder Echsen, die ganz ohne Männchen auskommen. «Ja das habe ich gemerkt, da kommen wir in eine endlose Diskussion», gesteht Ineichen. Unwohl ist ihm trotzdem beim Thema: «Aber ich habe Mühe mit der Salami-Taktik. Bei der Einführung der eingetragenen Partnerschaft wurde gesagt, Adoption ist kein Thema, jetzt ist es eine fast unumstössliche Forderung: ‹Wir wollen das.›.»

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