Michael Breu (Grüne SG): Über 10 Millionen Franken für PR-Kampagne

Michael Breu
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Stadt St. Gallen,

Michael Breu (Grüne SG) spricht im Gastbeitrag über die Vorlage zum Ausbau der Nationalstrassen. Er unterstellt Befürwortenden politisches Framing.

Michael Breu
Michael Breu ist Präsident Grüne Stadt und Region St. Gallen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 24. November 2024 stimmt die Schweiz über den Ausbau der Nationalstrassen ab.
  • Michael Breu (Grüne SG) äussert sich im Gastbeitrag zur Vorlage, die er ablehnt.

Der masslose Autobahn-Ausbau, über den wir am 24. November abstimmen, wird in eine Sprachwolke verpackt, die vom Wesentlichen ablenken soll. Politisches Framing nennt man dies, ein Erzählmuster, das neurowissenschaftliche Erkenntnisse nutzt, um den Menschen einzulullen. Für diese Manipulation gibt das Bundesamt für Strassen (Astra) über zehn Millionen Franken aus.

Worte sind mehr als nur ein Informationshappen. Ein Beispiel: Der Begriff «Hammer» löst im Gehirn eine ganze Kaskade von Reaktionen aus. Im Gedächtnis wird das Bild von einem Hammer abgerufen, Erinnerungen werden wach – allenfalls auch schmerzliche –, und das prämotorische Zentrum löst sogar die neuronale Aktivität aus, die für die Bewegung «hämmern» zuständig ist.

Politische Entscheidungen oft unterbewusst gesteuert

Das kann man nachweisen, wenn man Menschen in einem Computertomografen untersucht. Das Gleiche gilt für Begriffe aus der Politik.

«Flüchtlingswelle» erinnert an den gefährlichen Tsunami, die «Steuerhölle» an den Teufel und der «Verkehrsinfarkt» an einen höchst bedrohlichen Zustand. Diese Worte werden in der Politik bewusst gewählt, um Entscheidungen zu beeinflussen, um Menschen einzulullen.

Forscher wie der Linguist Georg Lakoff von der University of California in Berkeley gehen davon aus, dass zwischen 70 und 98 Prozent unserer politischen Entscheidungen vom «Unbewussten» gesteuert werden, also nicht rational erfolgen!

In der politischen Kommunikation wird dies gezielt eingesetzt – mit Frames, Metaphern und Plots.

Ausbau Nationalstrassen
Am 24. November 2024 stimmt die Schweiz über den Ausbau von Nationalstrassen ab. (Symbolbild) - keystone

Das Bundesamt für Strassen (Astra) lässt sich diese «Kommunikation» in der aktuellen Debatte um den masslosen Autobahn-Ausbau viel kosten: Über zehn Millionen Franken gehen alleine an die beiden grossen PR-Agenturen, die sich auf Framing spezialisiert haben. Und es dürfte noch weit mehr Steuergeld sein; das Astra kann die Ausgaben «wegen einer Informatikumstellung» aber nicht beziffern.

Deshalb ist es interessant, die Sprachwolken von Bundesrat Albert Rösti genauer anzuschauen, um zu verstehen, wie er vom Wesentlichen ablenkt. So betont der Bundesrat den «Sicherheitsgewinn», den ein Ausbau der Autobahnen bringe, ein doppelt positiv besetzter Begriff.

Astra wirbt in St. Gallen mit Pixibüchlein

In Wirklichkeit zeigen Studien, dass mehr Spuren zu mehr Unfällen und zu mehr Unfallschwerpunkten führen. Eng verbunden mit dem Frame vom «pulsierenden Verkehr» steht der Engpass, der zum Infarkt führt und nur mit einem Bypass – sprich: mit zusätzlichen Spuren – behoben werden kann. Kein Wort, dass mehr Strassen mehr Verkehr bringen.

St.Gallen
In St.Gallen wirbt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) auch mit dem Pixibüchlein «Fredi Vogel und die Stadtautobahn» für den Ausbau der Nationalstrassen. - Stadt St.Gallen

Verkehrskollaps ist ein gutes Stichwort: In St. Gallen hat sich das Astra (für 56'000 Franken) eine besonders perfide Idee ausgedacht für die «Kommunikation» der Autobahn-Sanierung.

Mit dem Pixibüchlein «Fredi Vogel und die Stadtautobahn» trägt das Bundesamt seine Botschaft direkt ins Kinderzimmer – im Wissen, dass damit auch die Meinung der Eltern beeinflusst werden kann.

Befürwortest du den Autobahn-Ausbau, der am 24. November vors Volk kommt?

Autobahn-Sanierung, Autobahn-Ausbau oder Autobahn-Anschluss Güterbahnhof in St. Gallen: Mit viel Geld wollen sich Bundesrat Rösti und sein Astra die Meinung der Bevölkerung mit einem gezielten Framing erkaufen.

Zum Autor: Der Umweltwissenschaftler Michael Breu (*1971) ist Präsident der Grünen Stadt und Region St. Gallen. Er ist Autor von «Der direkte Weg ins Gehirn. Frames, Metapher und Plots in der politischen Kommunikation».

Kommentare

User #1483 (nicht angemeldet)

Die 10 Millionen sind ein Bruchteil des grünen Strassenkleberbudgets. Was regt der sich auf?

User #1243 (nicht angemeldet)

Wussten sie, dass ab 2035 wenn es keine neuen Benzin und Diesel Autos und Lastwagen und Traktoren mehr gibt, die E- Auto Besitzer mit 70 % Strom Steuer die Autobahn zahlen werden ?

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