Mitte Baselland in der Krise: Knappe Kasse und Streit im Vorstand
Bevor er die Partei auf das Wahljahr 2027 vorbereitet, muss Präsident Hannes Hänggi erst einmal die Scherben zusammenkehren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mitte Baselland befindet sich in der Krise.
- Der aktuelle Präsident der Partei, Hannes Hänggi, ist erst seit Juni im Amt.
- Statt sich um Inhalte kümmern zu können, muss Hänggi jedoch erst mal aufräumen.
Eigentlich würde sich Hannes Hänggi gerne um inhaltliche Themen kümmern. Kandidatinnen und Kandidaten aufbauen. Sachpolitik betreiben. Doch seit seinem Amtsantritt im Juni muss der Präsident der Baselbieter Mitte vor allem aufräumen.
In seiner Partei läuft im Moment einiges schief.
Am vergangenen Samstag informierte der Vorstand die Parteimitglieder via Newsletter über den Entscheid, die Büroräumlichkeiten der Geschäftsstelle in Pratteln per Ende Jahr zu kündigen und auch die Geschäftsstelle neu zu organisieren. Als Grund werden «Kostensparmassnahmen» genannt.
Wer also ein Anliegen hat, muss dieses per E-Mail oder per Post anbringen – das Telefon wird nicht bedient. Für persönliche Angelegenheiten darf man sich aber «selbstverständlich auch an das Präsidium wenden».
Ist die Mitte Baselland pleite? Und was ist mit der bisherigen Geschäftsführerin Dominique Häring passiert? Das seien berechtigte Fragen, sagt Hänggi zu «OnlineReports». Der Landrat aus Schönenbuch war früher selbst Journalist und kann das mediale Interesse nachvollziehen.
«Überbordender Wahlkampf»
Das Jahr 2023 mit kantonalen und nationalen Gesamterneuerungswahlen hat offensichtlich ein Loch in die Parteikasse gerissen. Hänggi spricht von einem «überbordenden» Wahlkampf. «Wir sind zwar nicht im Minus und können auch alle Rechnungen bezahlen», sagt der Mitte-Präsident. Doch es gebe kaum Reserven.
Immerhin haben sich die Ausgaben gelohnt: Bei den Landratswahlen gewann die Mitte erstmals seit Jahrzehnten wieder Sitze, Anton Lauber erzielte bei den Regierungswahlen ein Spitzenresultat, und bei den Nationalratswahlen gelang Wackelkandidatin Elisabeth Schneider-Schneiter die Wiederwahl. Präsident war damals Silvio Fareri.
Die Partei hat die Büroräumlichkeiten bereits Ende November abgegeben. Der Entschluss, das Büro zu kündigen, sei mit sechsmonatiger Frist noch vor seiner Wahl erfolgt, sagt Hänggi. Als weitere Massnahme zur Entlastung des Budgets wird Dominique Häring nur noch auf Mandatsbasis für die Geschäftsstelle tätig sein. Die Prattler Einwohnerrätin war bis anhin in einem 50-Prozent-Pensum angestellt.
Rücktritt aus dem Vorstand: Monika Botrugno
Wie «OnlineReports» weiss, sind die knappen Finanzen jedoch nicht der einzige Grund, dass man sich von Häring als Geschäftsführerin getrennt hat. Offenbar ist die Stimmung innerhalb des Vorstands nicht sonderlich gut. Von «persönlichen Animositäten» zwischen einzelnen Mitgliedern ist die Rede. Manche würden Häring am liebsten gar nicht weiter beschäftigen.
Präsident Hänggi bestätigt «gewisse Probleme» innerhalb des Vorstands. Leider sei es auch zu einem Rücktritt gekommen: Monika Botrugno sei nicht mehr dabei. «Ich bin aber der Meinung, dass Dominique Häring einen guten Job gemacht hat», betont er.
Deshalb habe er durchgesetzt, dass er ihr bei Bedarf Aufgaben überträgt. Häring bestätigt auf Anfrage, dass sie für die Partei da sein werde, «wenn man mich braucht». Zum Streit im Vorstand will sie sich nicht äussern.
Wie die Geschäftsstelle neu organisiert werden soll, ist noch offen. Für Hänggi steht jedenfalls fest, dass die Aufgaben künftig auf mehrere Schultern verteilt werden müssen. «Selbst wenn die Stelle der Geschäftsführung neu besetzt wird, kann es nicht sein, dass alles an dieser Person und am Präsidium hängen bleibt», sagt er.
Man müsse die Leute stärker einbinden, ihnen die Möglichkeit geben, die Partei mitzugestalten, und ihnen auch Verantwortung übertragen. Das wirke motivierend.
Hänggi könnte sich auch vorstellen, die Geschäftsstelle der Baselbieter Mitte mit jener der Mitte Basel-Stadt zusammenzulegen. Noch sei aber nichts entschieden.
Hänggi: «Wir senden ein schlechtes Signal aus»
Allzu lange sollte der Präsident mit Massnahmen aber nicht zuwarten. Zum einen führt die instabile Situation zu Unruhen in der Partei. Erste Sektionen haben laut Hänggi bereits reagiert.
Zum anderen schadet sie dem Image. Der 46-jährige Nuklearinspektor ist sich dessen bewusst. Er sagt: «Wir senden ein schlechtes Signal aus.»
Hänggi will die Krise nun als «Chance nutzen», um die Partei neu aufzustellen und zu reorganisieren. «Ich möchte Aufgaben und Zuständigkeiten von Geschäftsstelle und Vorstand durchleuchten und optimieren, damit die Mitte Baselland eine solide organisatorische Basis hat und wir inhaltliche Akzente setzen können», sagt er.
Das ist vor allem im Hinblick auf das Wahljahr 2027 wichtig. Es ist davon auszugehen, dass die Mitte dann sowohl den Regierungssitz als auch den Nationalratssitz verteidigen muss. Denn weder Lauber noch Schneider-Schneiter dürften – unter anderem altersbedingt – für eine weitere Legislatur zur Verfügung stehen. Dass der Kanton Baselland wegen der Bevölkerungsentwicklung künftig nur noch Anspruch auf sechs statt sieben Nationalratssitze hat, verschärft die Ausgangslage zusätzlich.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.