Monika Stampfli (GLP): Kanton Bern hat bei Nacht-ÖV Nachholbedarf
GLP-Grossrätin Monika Stampfli will, dass der Kanton Bern das nächtliche ÖV-Angebot ausbaut, und unterstützt deshalb die Einführung von Nacht-S-Bahn-Linien.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Grosse Rat unterstützt eine Motion zur Einführung von Nacht-S-Bahnen am Wochenende.
- Monika Stampfli (GLP) erklärt im Interview, weshalb auch sie dafür war.
- Der Kanton Bern habe in diesem Bereich Nachholbedarf.
Im Kanton Bern können Nachtschwärmer mit dem Moonliner nach Hause fahren, wenn sie bis nach Mitternacht feiern. Das Angebot ist sehr beliebt, vor allem seit der Ticketzuschlag 2021 abgeschafft wurde. Die Fraktion von SP und Juso möchte nun auf stark frequentierten Strecken Nacht-S-Bahn-Linien wie in Zürich einführen.
Die GLP unterstützte das Postulat, das im Grossen Rat einstimmig angenommen wurde. Grossrätin Monika Stamplfi erklärt im Interview gegenüber Nau.ch die Gründe.
Nau.ch: Sollen im Kanton Bern künftig am Wochenende die Züge der S-Bahn-Linien an stark frequentierten Strecken auch in der Nacht fahren?
Monika Stampfli: Der Kanton Bern hat im Vergleich zu anderen Kantonen in der Schweiz im Bereich des nächtlichen ÖV Nachholbedarf. Gerade auch weil Taxis im Kanton Bern besonders rar und teuer sind, ist es sowohl zugunsten eines lebendigen Nachtlebens als auch aus sicherheitspolitischen Überlegungen nötig, hier Hand zu bieten. Wir wollen sicherstellen, dass Junge mit dem Zug statt dem Auto in den Ausgang gehen können.
Nau.ch: Wer soll die Kosten für die Nachtfahrten tragen?
Stampfli: Die GLP steht zur Kostenwahrheit. Wer Kosten verursacht, soll diese grundsätzlich auch zahlen. Beim ÖV haben wir einen Kostensplit, das soll auch für die Nachtzüge gelten. Natürlich wird mit der Einführung der Nachtzüge nicht ein Gratisticket gefordert. Wie auch am Tag muss man ein Billett lösen, wenn man mitfahren will. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis müsste im Vergleich mit anderen ÖV-Angeboten vertretbar sein.
Nau.ch: Welche Vorteile bietet die Bahn gegenüber dem Moonliner, die es rechtfertigt, die Nachtruhe der Menschen, die entlang der Bahnstrecke wohnen, am Wochenende zu stören?
Stampfli: Verkehr – egal, ob Moonliner oder Zug – verursacht immer auch Emissionen. Nicht nur CO2, sondern auch Lärm. Der Vorteil des Nachtzuges ist, dass mit einer Zugfahrt mehr Personen transportiert werden können. Zudem verursachen Regionalzüge zum einen weniger Lärm als Güterzüge, zum anderen sind massiv weniger Personen von Zug- als von Strassenlärm betroffen. Die Lärmbelastung der Bevölkerung nimmt insgesamt ab, wenn wir den Nachtverkehr auf die Schiene bringen würden.
Nau.ch: Was würde die Einführung von Nachtzügen bezüglich der Sicherheit an Bahnhöfen bedeuten?
Stampfli: Die Sicherheit an den Bahnhöfen ist bereits heute hoch. Nachtzüge bringen zudem in der Nacht mehr Publikumsverkehr an den Bahnhöfen, was der Sicherheit durchaus auch zuträglich sein kann. Ebenfalls zeigen Untersuchungen, dass Nachtschwärmerinnen und -schwärmer mit einem entsprechenden ÖV-Angebot sicherer nach Hause kommen. Auch die Verkehrssicherheit nimmt mit der Verlagerung zu. Durch ein gutes Angebot sind weniger Personen für den Ausgang auf das Auto angewiesen und damit finden sich weniger alkoholisierte Personen im Verkehr.
Zur Person: Monika Stampfli (Jahrgang 1966), Mutter zweier erwachsener Söhne, GLP-Grossrätin Kanton Bern, Stadträtin Nidau, Geschäftsführerin Winterhilfe Schweiz.