Nationalrätin Maya Graf zu Frauenstimmrecht und den Wahlen 2019
Seit 50 Jahren dürfen die Frauen in Baselland mitreden. Jetzt aber sollen sie regieren – national. Das will eine parteiübergreifende Frauenallianz garantieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 23. Juni 1968, vor 50 Jahren also, wurde in Baselland das Frauenstimmrecht eingeführt.
- Das bisher Erreichte sei «ein Anfang. Es muss noch weitergehen», sagt Nationalrätin Graf.
- Dazu ist mit Alliance F ein Projekt geplant, um mehr Frauen auf die Wahlzettel zu bringen.
Heute vor 50 Jahren sagten die Baselbieter Männer ja. Ja zu einer Demokratie, in der fortan auch die Stimme der Frauen zählen sollte. Das halbe Jahrhundert Frauenstimmrecht feierte Baselland mit Reden, Zukunftsplänen und einer Kunstinstallation im restaurierten Römertheater von Augusta Raurica. In dem alten Gemäuer fanden sich auch viele junge Gesichter. «Zum Glück», befindet Nationalrätin Maya Graf. Denn für eine tatsächliche Gleichberechtigung gebe es noch immer viel zu tun. Die Geschlechter-Richtwerte und Massnahmen zur Lohngleichheit seien «ein Anfang, aber es muss noch weitergehen».
Mehr Frauen auf die Wahlzettel
Diese neue Generation von Frauen - sie muss mit anpacken. «In den letzten 50 Jahren durften die Frauen mitreden. Es wäre doch spannend, zu sehen, was passiert, wenn die Frauen in den nächsten 50 Jahren tatsächlich regieren», so die Grünen-Politikerin.
Damit Frauen
in der Regierung tatsächlich gleich vertreten sind, wie die Männer, plant die
Frauen Dachorganisation Alliance F, deren Co-Präsidentin Graf ist, «ein Projekt, um mehr Frauen auf die Listen zu bringen,
damit sie überhaupt gewählt werden können.»
Dies im Hinblick auf die Wahlen 2019 – das Projekt sei parteiübergreifend.
«Wir ziehen an einem Strick», erklärt Graf. Sie wünscht sich besonders in den Rängen
bürgerlicher Parteien noch mehr Frauen. «Wenn Frauen Politik machen, ergeben sich andere Themen, weil wir auch andere Bedürfnisse haben.»
Die Stimme zum Stimmrecht
«Ich bin stolz dass es vor 50 Jahren so mutige Frauen gab, die für unser Recht kämpften», hallt es über die Ränge des alten Theaters: Zur Feier des Wahlrechts forderte die Kunstinstallation «Voice Theatre» die Gäste dazu auf, ihre eigene Stimmen zum Stimmrecht zu erheben.
In ein Mikrofon in der Theatermitte gesprochen, werden die Stimmen zum Stimmrecht mit Lautsprechern verstärkt und kombiniert mit Lichtwellen über das Theater gespült. Das passt, denn bis die Stimme der Frauen in der Schweiz und im Baselbiet Gehör fand, war es ein langer Weg.
Vier Mal «nein»
Ganze vier Mal hatten die Baselbieter Stimmbürger sich bitten lassen. 1926, 1946 und 1955 legten sie ein «Nein» zum Frauenstimmrecht in die Urne. Das, obwohl die UNO-Menschenrechtscharta das Wahlrecht für Frauen bereits 1948 in die Liste der Menschenrechte aufgenommen hatte.
Auch 1968 mussten die Frauen zittern. Denn nicht nur das Frauenstimmrecht stand auf dem politischen Tablett, sondern auch die Wiedervereinigung der beiden Halbkantone Basel-Stadt und Baselland. Während die Gegner der Wiedervereinigung das Frauenstimmrecht unterstützten, wollten die Befürworter eines einigen Basels der neuen Kantonsverfassung keinen «Ballast» aufhalsen. Sie waren klar gegen die politische Gleichberechtigung von Frau und Mann.
Die Macht der Frauen
1967 wurde das Frauenstimmrecht schliesslich in Basel-Stadt angenommen. 1968 sagte Baselland als fünfter Schweizer Kanton «ja» zum Wahlrecht seiner Bürgerinnen. Als im Dezember 1969 schliesslich die Abstimmung zur Wiedervereinigung der beiden Halbkantone anstand, bekamen die Befürworter ihre Quittung: Dank der neuen Stimmbürgerinnen wurde die Wiedervereinigung klar abgelehnt.