Pärli zu Berner Wahl: «Hätte gerne Vielfalt in Gemeinderat gebracht»

Yannick Zimmermann
Yannick Zimmermann

Bern,

Doppelte Niederlage für Florence Pärli: Nichtwahl in den Gemeinderat und Abwahl als Stadträtin. Nau.ch sprach mit der enttäuschten FDP-Politikerin.

Florence Pärli
Florence Pärli (FDP) äussert sich bei Nau.ch zu ihrem misslungenen Wahlsonntag. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Florence Pärli (34) äussert sich bei Nau.ch zu ihrem misslungenen Wahlsonntag.
  • Die FDP-Politikerin verpasst die Wahl in den Gemeinderat und fliegt aus dem Stadtrat.

Florence Pärli erlebte in Bern einen Wahlsonntag zum Vergessen! Die FDP-Politikerin verpasste nicht nur die Wahl in den Gemeinderat, sondern flog auch aus dem Stadtparlament.

Pärli hatte einen aktiven Wahlkampf geführt, um es in den Gemeinderat zu schaffen. Am Ende blieb die Stadt Bern aber fest in rot-grünen Händen. Der einzige bürgerliche Gemeinderatssitz ging an Melanie Mettler (GLP).

Bist du froh, dass die Stadt Bern in rot-grünen Händen bleibt?

Für Pärli blieb auf der Gemeinderatsliste «Meh Farb für Bärn» nur der zweite Platz. Und ihr Jungfreisinn blieb ohne Stadtratssitz. Damit ist die Politik-Karriere der 34-Jährigen vorerst vorbei.

Nau.ch: Wie sehr schmerzt die «Doppel-Niederlage»?

Florence Pärli: Ich hätte gerne als Freisinnige für die Stadt Bern gearbeitet und mehr politische Vielfalt in den Gemeinderat gebracht. Heutige Zeitungsartikel zeigen es bereits: Rot-Grün will in den nächsten Jahren vor allem Geld ausgeben und dafür noch mehr Schulden anhäufen. Auch eine Steuererhöhung wurde bereits in den Raum gestellt.

Es schmerzt mich, konnten wir Freisinnigen – wenn auch knapp – nicht mehr Bernerinnen und Berner davon überzeugen, dass andere Wege nötig wären, um den heutigen Wohlstand in Bern auch in der Zukunft erhalten zu können.

Gemeinderat Bern neu
Die Mitglieder des neugewählten Berner Gemeinderats. Von links: Matthias Aebischer (SP), Melanie Mettler (GLP), Ursina Anderegg (GB), Marieke Kruit (SP) und Alec von Graffenried (GFL). - keystone

Nau.ch: Woran hat es gelegen, dass es mit dem Sprung in den Gemeinderat nicht geklappt hat?

Pärli: Die Wahl ist äusserst knapp nicht gelungen, ich bin auf der Liste «Meh Farb für Bärn» auf dem zweiten Platz gelandet, für den zweiten Sitz der Liste haben wenige Stimmen gefehlt. Dass Rot-Grün-Mitte wieder vier der fünf Gemeinderäte stellen kann, liegt meines Erachtens daran, dass Rot-Grün ausgezeichnet mobilisiert.

Nau.ch: Gibt es noch weitere Gründe, weshalb die Stadt Bern fest in rot-grünen Händen bleibt?

Pärli: Deren Wähler sind sehr treu – es wird auf den Listen wenig gestrichen und panaschiert. On top haben auch die nationale Mietrechts- und die Autobahnvorlage Rot-Grün an die Urnen gelockt. Es war also viel Pech dabei, wir müssen künftig aber konsequenter an der Mobilisierung arbeiten.

Florence Pärli
Florence Pärli: «Wir haben mit der Liste ‹Meh Farb für Bärn› vieles richtig gemacht.» - keystone

Nau.ch: Erstmals haben sich Berns Bürgerliche in einer breiten Allianz zusammengefunden. Dennoch hat es mit dem zweiten Gemeinderatssitz nicht geklappt. Wie soll die rot-grüne Dominanz in der Stadt Bern künftig durchbrochen werden?

Pärli: Wir haben mit der Liste «Meh Farb für Bärn» vieles richtig gemacht. Bei einem Bündnis, das von der EVP bis zur SVP reicht, gibt es aber wenige gemeinsame inhaltliche Nenner. Eventuell müsste man aber wenigstens bei den gemeinsamen Nennern noch verstärkter zusammenarbeiten.

Nau.ch: Wann wird es in der Stadt Bern zum politischen Wandel kommen?

Pärli: Im Moment ist der Wohlstand in Bern zum Glück noch gegeben. Deshalb und überspitzt formuliert befürchte ich, dass es in der Stadt Bern leider erst einen politischen Wandel gibt, sobald eintrifft, wovor wir «Bürgerlichen» gewarnt haben: eingeschränkter finanzieller Handlungsspielraum, Leistungskürzungen oder Steuererhöhungen. Und vor allem ein Wegzug derjenigen «Mittelständler», die ihr Leben nicht mit dem Lastenvelo organisieren können und keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden.

Florence Pärli
Florence Pärli (M.) mit Beatrice Wertli (l.) und Janosch Weyermann. - keystone

Nau.ch: Kommen wir noch zum Stadtrat. Weshalb haben Sie auf der Liste der Jungfreisinnigen und nicht auf der FDP-Liste kandidiert?

Pärli: Ich hatte den Sitz der Jungfreisinnigen inne und musste also versuchen, diesen zu verteidigen.

Nau.ch: Können Sie sich erklären, warum es mit der Wiederwahl nicht geklappt hat?

Pärli: 2020 haben wir den Sitz knapp gewonnen, weil ein sehr engagierter Wahlkampf geführt wurde. Dieses Mal war für so einen Wahlkampf keine Kapazität da. Dass ich – obschon ich dieses Jahr mehr als dreimal so viele Stimmen wie 2020 erhalten habe – dennoch nicht wiedergewählt wurde, ist zudem Proporzpech. Und schliesslich ist leider ein Trend da, dass Jungparteien weniger Stimmen erhalten. Auch die Junge GLP und die Junge SP haben Sitze verloren.

Kommentare

Weiterlesen

SP Basel Christoph Brutschin
7 Interaktionen
Marieke Kruit,
3 Interaktionen
Bern Gemeinderat rot-grün
32 Interaktionen
Weihnachtsmarkt
2 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern