Rüdisüli (Mitte): Kluge Lösungen statt unrealistische Experimente
Marc Rüdisüli, Präsident Die Junge Mitte Schweiz, äussert sich im Gastbeitrag zur Umweltverantwortungsinitiative und warnt vor unrealistischen Experimenten.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 9. Februar 2025 stimmt die Schweiz über die Umweltverantwortungsinitiative ab.
- Marc Rüdisüli (Junge Mitte) spricht im Gastbeitrag über die Initiative, welche er ablehnt.
- Für Klima- und Umweltschutz braucht es keine unrealistischen Experimenten, sagt Rüdisüli.
Klima- und Umweltschutz gelingen mit konkreten und umsetzbaren Massnahmen – nicht mit unrealistischen Experimenten wie der Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen.
Wir brauchen keine neuen Ziele. Wir brauchen Massnahmen. Die Initiative enthält leider keine einzige.
Am 9. Februar stimmen wir über die Umweltverantwortungsinitiative ab. Die Initiative fordert, dass die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Schweiz nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen dürfen, wie es für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen notwendig ist.
Innerhalb von zehn Jahren müsste die Schweiz ihre Umweltbelastung so weit reduzieren, dass die sogenannten planetaren Grenzen eingehalten werden.
Dies würde eine drastische Verringerung der Umweltbelastung innerhalb kurzer Zeit bedeuten – ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Konsequenzen.
Ein solcher Zeitplan ignoriert die Tatsache, dass nachhaltiger Wandel Zeit, Innovation und Investitionen erfordert.
Die Schweiz hat sich ambitionierte Ziele gesetzt
Stellen Sie sich vor, eine Familie müsste innerhalb eines Jahres ihre Ausgaben um 90 Prozent kürzen – kaum realistisch, oder?
Die Initiative verlangt Ähnliches von der Schweiz: Um die planetaren Grenzen einzuhalten, müsste beispielsweise der Treibhausgas-Fussabdruck pro Person in der Schweiz 2035 gegenüber 2018 um über 90 Prozent reduziert werden.
Das würde radikale Einschnitte innerhalb kürzester Zeit bedeuten: höhere Preise, Deindustrialisierung, eingeschränktes Angebot – kurzum, ein massiver Wohlstandsverlust.
Aber heisst das, wir sollten bei unserer Umweltbelastung einfach weitermachen wie bisher? Nein. Die Schweiz hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, ist internationale Verpflichtungen eingegangen und hat verschiedene Instrumente eingeführt: das Pariser Klimaabkommen, das CO₂-Gesetz, das Stromgesetz, das Klima- und Innovationsgesetz, das Kunming-Montreal-Abkommen für Biodiversität und Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft.
Damit hat sie eine solide Basis für den Klima- und Biodiversitätsschutz geschaffen. Seit Anfang der 2000er hat die Schweiz ihre Umweltbelastung um mehr als ein Viertel reduziert. Diesen Weg gilt es entschlossen fortzusetzen.
Umweltverantwortungsinitiative enthält keine konkreten Massnahmen
Ambitionierte Ziele müssen zielgerichtet sein, damit sie gemeinsam mit der Gesellschaft und der Wirtschaft erfolgreich umgesetzt werden können. Wir sollten uns darauf konzentrieren, diese umzusetzen, statt neue, unrealistische Forderungen zu stellen, die kaum realisierbar sind.
Wo sinnvoll, können und müssen neue Leitplanken gesetzt werden – das erreichen wir jedoch nicht mit der Umweltverantwortungsinitiative, die keine einzige konkrete Massnahme enthält.
Zusammenfassend: Die Initiative fordert radikale Veränderungen innerhalb kürzester Zeit, ohne aufzuzeigen, wie diese erreicht werden sollen. Der Umweltschutz braucht keine neuen, unrealistischen Ziele, sondern kluge, abgestimmte Massnahmen.
Wir müssen die bereits bestehenden Instrumente konsequent anwenden und dort nachbessern, wo es nötig ist. Fortschritt erreicht man nicht mit radikalen Forderungen, sondern mit klugen, abgestimmten Lösungen. Darum stimme ich am 9. Februar mit Überzeugung Nein.
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Zum Autor: Marc Rüdisüli ist der Präsident von Die Junge Mitte Schweiz. Ausserdem ist er Mitglied des Parteipräsidiums der Mitte Schweiz und ist Thurgauer Kantonsrat.