Schweizer Läden sollen länger öffnen dürfen

Während Zürcher oder Basler abends problemlos einkaufen können, stehen die Luzerner werktags um 18.30 Uhr vor verschlossener Türe. Nirgends in der Schweiz schliessen Läden so früh wie in Luzern. Diese strikten Ladenöffnungszeiten sollen sich ändern. Der Luzerner Stadtrat hat gestern mitgeteilt, dass er in einem Pilotversuch längere Ladenöffnungszeiten in der Luzerner Altstadt testen will. 

Der Stadtrat ist überzeugt, dass die längeren Ladenöffnungszeiten die Umsätze ankurbeln. Besonders bei Touristen, weshalb er auf die «Tourismuszone» in der Altstadt zielt. Kritiker glauben jedoch, es gäbe nicht mehr Umsatz, sondern die Kunden verschieben sich nur auf eine längere Zeitspanne. Anders sieht dies Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern: «Sie bringen vermutlich schon mehr Geld». Das Konsumverhalten habe sich geändert: «Es gibt viele Leute, welche am Abend gerne einkaufen würden.»

Stettler begrüsst eine Liberalisierung der Öffnungszeiten, sieht aber sehrwohl die Schwierigkeiten: «Es ist sicher ein kritischer Faktor, dass ich am Ende des Tages nicht nur höhere Ausgaben habe und weniger verdiene». Aber man müsse sehen, dass der Online-Handel eine immer grösser werdende Konkurrenz darstelle. «Deshalb ist wichtig, dass die Einkaufsmöglichkeiten im stationären Handel flexibler werden.»

Der Luzerner Gewerkschaftsbund kritisiert die längeren Ladenöffnungszeiten in Luzern scharf. Das Volk habe schliesslich mehrere Male eine Lockerung der Öffnungszeiten abgelehnt. Alle negativen Effekte würden auf das Verkaufspersonal fallen. 

Stettler hingegen glaubt: «Es gibt durchaus Personen, welche die Möglichkeiten haben und zu anderen Zeiten arbeiten wollen.» Die Gesellschaft sei punkto Arbeitszeiten ja generell im Umbruch, bedingt durch die Digitalisierung. Es sei auch denkbar, dass die Geschäfte nicht durchgehend geöffnet haben, sondern nur zu den Stosszeiten.