Sechs Anekdoten zum Sechseläuten
Das Wichtigste in Kürze
- Beim heutigen Sechseläuten in Zürich wird der Böögg, ein stilisierter Schneemann, verbrannt.
- In der Vergangenheit lief das nicht immer reibungslos.
- Da stürzte der Böögg ebenso wie ein Alt-Bundesrat und die Zünflter mussten auf Steckenpferde umsatteln.
Heute ist in Zürich Sechseläuten. Eine grosse Sache für die Limmat-Stadt, die bis zum kleinsten Detail durchgetaktet und organisiert werden muss. Immerhin wird bei dem feurigen Frühlingsfest die Qualität des bevorstehenden Sommers bestimmt. Trotz grossem Effort kam es aber immer wieder zu Zwischenfällen.
Der entführte Böögg
Am 19. April 2006 verschwand der Böögg aus seiner Werkstatt in Stäfa ZH. «Böögg hat Schnauze voll, für die Kapitalistinnen den Kopf hinzuhalten. Ist jetzt Gefangener der Bewegung 1. Mai Strasse frei», hiess es in einem Bekennerschreiben. Erst am Tag der Arbeit ward er wieder gesichtet, als Ehrengast am revolutionären Treffen. Die Zürcher Polizei konnte den Abtrünnigen dingfest machen und brachte ihn die Stadtgärtnerei. Von dort allerdings wurde er erneut «befreit». Jetzt reichte es dem Zürcher Bürgertum: Am Sechseläuten brannte der Ersatzböögg.
Blocher und der Böögg
2005 schwang Blocher grosse Worte im TeleZüri-Interview. Danach schwang er das Bein ein klein wenig zu fest – und stürzte vom Podest.
Eine standhafte Figur?
Wer schon mal vor dem brennenden Böögg gestanden hat, mag sich bei dieser Gelegenheit die bange Frage erlaubt haben: Was wenn der Koloss kippt? So geschehen in den Jahren 1950, 1960 1993 und 1994. Sorgen bereitete den Zürchern aber nicht das Feuer, sondern das Ausbleiben des Knalls, wenn der Kopf verbrennt. Wagemutige stürzen also vor, packten beherzt den Kopf und warfen ihn zurück in die Flammen – «damit’s chlöpft und tätscht».
Steckenpferde
Weil in den Sechzigern nicht nur die freie Liebe, sondern auch die Maul- und Klauenseuche grassierte, mussten die Pferde im Stall bleiben. 1965 ritten die hochehrwürdigen Zunftleute darum auf Steckenpferden aus Holz um den Böögg.
In’s Wasser gefallen
1923 regnete es so stark, dass an einen brennenden Böögg beim besten Willen nicht zu denken war. Der Sommer trat widererwarten dennoch ein.
Während dem zweiten Weltkrieg herrschte in der neutralen Schweiz Anbauschlacht. Statt Zünften und Rössli gab es auf dem Sechseläutenplatz Kartoffel- und Rapsfelder. Der Böögg musste dem Gemüse weichen und wurde 1943 und 44 auf den Hafendamm Enge verpflanzt. Es kam, wie es kommen musste: 1944 brach die Tragestange, der Böögg kippte wenig glamourös in den Zürisee. Die Zünfter der Schiffleute bargen den durchweichten Mann, schlugen ihm den Kopf ab und verbrannten zumindest diesen noch. Denn wiederum galt: Hauptsache es chlöpft zum Schluss.
Auch Putin marschiert zur Hymne von Zürich
Der Sechseläutenmarsch wurde ziemlich sicher nicht am Ufer der Limmat, sondern im fernen Russland komponiert. Dort untermalt er bis heute die eine oder andere Militärparade.