SP Luzern für «eine höhere Verbindlichkeit von politischer Bildung»
Die SP Luzern befürworte mehr Verbindlichkeit von politischer Bildung in der Schule, so Urban Sager im Interview. Ein eigenes Fach gestalte sich aber schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kantonale Jugendsession Luzern will das Schulfach «Politische Bildung» schaffen.
- Sie hat diesbezüglich eine Petition beim Kantonsrat eingereicht.
- Urban Sager (SP) sagt, dass sich die Einführung eines eigenen Fachs schwierig gestalte.
Die Kantonale Jugendsession Luzern fordert die Einführung eines Schulfachs «Politische Bildung» ab Sek-Stufe I und hat diesbezüglich eine Petition eingereicht. Mit dem Vorstoss soll bei Jugendlichen das Polit-Interesse gefördert werden.
Im Interview äusserten sich bisher Irina Studhalter (Grüne) und Roger Erni (FDP). Als Nächster spricht Urban Sager (SP) über das Anliegen. Zwar unterstütze die SP eine höhere Verbindlichkeit von politischer Bildung, die Einführung eines eigenen Fachs sei aber schwierig.
Nau.ch: Befürworten Sie die Einführung eines neuen Schulfachs «Politische Bildung» ab Sekundarstufe I im Kanton Luzern?
Urban Sager: Wir befürworten eine höhere Verbindlichkeit von politischer Bildung während der gesamten Volksschule. Die Einführung eines eigenen Faches wurde bereits mehrfach gefordert und gestaltet sich politisch als schwierig. Wir müssen also nach anderen Wegen suchen, um die Verbindlichkeit zu erhöhen.
Nau.ch: Erwarten Sie dadurch eine höhere politische Beteiligung von jungen Menschen, beispielsweise bei Abstimmungen und Wahlen?
Sager: Bei der politischen Bildung geht es darum, bei Kindern und Jugendlichen die Kompetenz zur demokratischen Teilhabe zu fördern. Das ist viel mehr als die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen und zeigt sich beispielsweise in einer Fähigkeit für demokratische Entscheidungsfindungen, der Akzeptanz von anderen Meinungen und der Toleranz gegenüber Minderheiten.
«Dazu gibt es langjährige und bewährte didaktische Prinzipien»
Nau.ch: Die Lehrpersonen, die den Unterricht gestalten, haben auch eine eigene politische Meinung. Wie kann sichergestellt werden, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine unabhängige Meinung bilden können?
Sager: Dazu gibt es langjährige und bewährte didaktische Prinzipien. Die Lehrperson muss beispielsweise Themen wählen, zu denen die Schülerinnen und Schüler eine Haltung entwickeln können. Zudem muss sie den Schülerinnen und Schülern immer unterschiedliche Meinungen und Haltungen zu politischen Themen präsentieren und alle dazu animieren, eine eigene Haltung zu entwickeln.
Nau.ch: Wären durch eine solche Änderung andere Schulfächer betroffen oder würden wegfallen, um eine höhere «Stundenlast» zu vermeiden?
Sager: Womöglich ja. Deshalb ist ein neues Schulfach auch nicht die richtige Lösung. Politische Bildung ist im Lehrplan 21 überfachlich verankert und kann in vielen unterschiedlichen Fächern stattfinden.
Dass dies aber auch geschieht, dazu braucht es eine höhere Verbindlichkeit. Jährliche Thementage in Schulhäusern zu politischer Bildung wären eine gute Möglichkeit.
Nau.ch: Welche alternativen Massnahmen schlagen Sie vor, um mehr junge Menschen für die Politik zu begeistern?
Sager: Nebst alljährlichen Thementagen zu unterschiedlichen politischen Fragestellungen oder Klassen- und Schulräten braucht es eine bessere Ausbildung aller Lehrpersonen bezüglich politischer Bildung. Denn nur wer über die nötigen fachdidaktischen Kompetenzen verfügt, macht auch politische Bildung im eigenen Unterricht.
Zur Person: Urban Sager (42) ist Luzerner SP-Kantonsrat. Er arbeitet als Mittelschullehrer und wohnt in Luzern.