Grüne zu politischer Bildung ab Sek-Stufe: «Stärkung der Demokratie»
Im Interview sagt Irina Studhalter, dass die Grünen mehr politische Bildung in der Schule unterstützen. Diese soll aber in bestehende Fächer aufgenommen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Luzerner Kantonsrat diskutiert über eine Einführung des Fachs «Politische Bildung».
- Gefordert wird dies in einer Petition der Kantonalen Jugendsession.
- Irina Studhalter (Grüne) befürwortet politische Bildung, lehnt ein eigenes Fach aber ab.
Eine Petition im Luzerner Kantonsrat will das Schulfach «Politische Bildung» ab der Sek-Stufe I einführen. Ziel ist es, Politik für Jugendliche interessanter zu machen und ihre Kompetenzen auf dem Gebiet zu steigern. Eingereicht wurde die Vorlage von der Kantonalen Jugendsession.
Nau.ch hat bei den Fraktionen des Kantonsrats nachgefragt, was sie von der Einführung eines solchen Schulfachs halten. Den Start der Interviewreihe macht Irina Studhalter von der Grünen-Fraktion.
Nau.ch: Befürworten Sie die Einführung eines neuen Schulfachs «Politische Bildung» ab Sekundarstufe I im Kanton Luzern?
Irina Studhalter: Ja, wir unterstützen die Forderung. Statt eines neuen Fachs kann politische Bildung aber in vielen bestehenden Fächern aufgenommen werden.
Nau.ch: Erwarten Sie dadurch eine höhere politische Beteiligung von jungen Menschen, beispielsweise bei Abstimmungen und Wahlen?
Studhalter: Ja, ich erwarte durch eine gestärkte politische Bildung auch eine höhere Partizipation. Die Stärkung von politischen Kompetenzen ist immer auch eine Stärkung der Demokratie.
«Kompetenzen können gestärkt werden, ganz unabhängig von der Meinung der Lehrperson»
Nau.ch: Die Lehrpersonen, die den Unterricht gestalten, haben auch eine eigene politische Meinung. Wie kann sichergestellt werden, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine unabhängige Meinung bilden können?
Studhalter: Politische Bildung heisst, sich Grundlagen zu erarbeiten, abzuwägen, Argumente zu finden, zu diskutieren, sich zu entscheiden. Diese Kompetenzen können gestärkt werden, ganz unabhängig von der Meinung der Lehrperson.
Nau.ch: Wären durch eine solche Änderung andere Schulfächer betroffen oder würden wegfallen, um eine höhere «Stundenlast» zu vermeiden?
Studhalter: Die Stundentafel ist bereits sehr voll, es wird viel verlangt von den Schülerinnen und Schülern. Statt einem neuen Fach kann politische Bildung in bestehenden Fächern und sehr praxisbezogen umgesetzt werden. Das verlangt neue Kompetenzen der Lehrpersonen, die PH soll das in der Ausbildung der Fachkräfte ausbauen.
Nau.ch: Welche alternativen Massnahmen schlagen Sie vor, um mehr junge Menschen für die Politik zu begeistern?
Studhalter: Demokratie stärken und ausbauen: Stimmrechtsalter 16 und Stimmrecht für Ausländerinnen und Ausländer. Wenn wir wollen, dass sich mehr Menschen beteiligen, dann müssen wir ihnen auch die Rechte dazu geben.
Zur Person: Irina Studhalter (31) ist Grünen-Kantonsrätin für die Stadt Luzern und soziokulturelle Animatorin.