SP-Nationalrätin Ursula Zybach: Mehr Respekt bitte!
Im Gastbeitrag erklärt Ursula Zybach, warum das Tabak-Produktegesetz des Bundesrates hilft, Menschenleben zu schützen und Kosten sparen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Tabakkonsum verursacht jährlich 9500 Todesfälle in der Schweiz.
- Ein starkes Tabak-Produktegesetz hilft Menschenleben zu schützen, sagt Ursula Zybach.
- Der Tabakkonsum belastet die schweizerische Volkswirtschaft mit 3,9 Mrd. Franken je Jahr.
Auch mein Vater hat als Jugendlicher begonnen zu rauchen. Und er tat dies beinahe 65 Jahre lang intensiv. Er hat mehrmals versucht aufzuhören, doch erst fünf Jahre vor seinem qualvollen Tod gelang es ihm, von dieser Sucht wegzukommen.
Das Lungenvolumen ging so stark zurück, dass er seine letzten Jahre rund um die Uhr Sauerstoff benötigte. Seine letzten beiden Lebensjahre hat er bei uns daheim gelebt und wir haben hautnah miterlebt, was es heisst, wenn er täglich vor lauter Husten fast erstickt ist.
«Höret uf rouche, es versecklet nech!» Es war ihm sehr wohl bewusst, dass er noch lange hätte unbeschwert leben können, wenn er nicht geraucht hätte. Deshalb hat er in den letzten Jahren den Rauchenden im Freundeskreis immer wieder ins Gewissen geredet.
Tabakkonsum belastet die schweizerische Volkswirtschaft stark
Mehr als jeder sechste Jugendliche hat vor dem 18. Geburtstag mit dem täglichen Rauchen begonnen und ist damit in die Sucht reingerutscht. Der Tabakkonsum gehört zu den grössten Problemen der öffentlichen Gesundheit.
Tabak gilt als wichtigste Einzelursache für den Verlust an Lebensqualität und Lebensjahren und als wichtigster Risikofaktor für chronische nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Krankheiten.
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In der Schweiz verursacht der Tabakkonsum jährlich 9500 Todesfälle. Das sind 26 Todesfälle pro Tag.
Der Tabakkonsum belastet die schweizerische Volkswirtschaft mit Kosten von rund 3,9 Milliarden Franken pro Jahr, davon werden 3 Milliarden Franken für medizinische Behandlungen und 900 Millionen Franken für den Erwerbsausfall aufgewendet.
Tabakwerbung darf Jugendliche nicht erreichen
Die Allianz Gesunde Schweiz hat dieses Thema gemeinsam mit vielen grossen Organisationen aus dem Gesundheitswesen aufgenommen und eine Initiative dazu lanciert. Denn wir haben als Gesellschaft eine Verantwortung, Kinder und Jugendliche vor dieser Gefahr zu schützen.
Die Initiative fordert ein Verbot jeder Art von Werbung für Tabakprodukte, die Kinder und Jugendliche erreicht. Auch die Verkaufsförderung für solche Produkte sowie das Sponsoring von Veranstaltungen durch die Tabakindustrie wird untersagt. Werbung, die sich ausschliesslich an Erwachsene richtet, ist weiterhin möglich.
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Am 13. Februar 2022 haben 56,6 Prozent der Bevölkerung und 15 Stände diese Initiative klar angenommen. In der Bundesverfassung ist nun verankert, dass der Bund Vorschriften gegen jede Art von Werbung für Tabakprodukte, die Kinder und Jugendliche erreichen können, erlassen muss.
Tabak-Produktegesetz muss griffig sein
Die Tabakbranche weiss jedoch genau: Zuverlässige – sprich abhängige! – Kunden muss man während der Jugend gewinnen.
Und sie hat nichts anbrennen lassen: Schon bei den National- und Ständeratswahlen hat sie sich die Unterstützung für ein lasches Gesetz gekauft: Philipp Morris hat der SVP und der FDP je 35'000 Franken an die nationalen Wahlen bezahlt. Und nun finden genau diese gekauften Politiker Wege zur Verwässerung des Volkswillens und torpedieren das Tabak-Produktegesetz des Bundesrates.
In unserem Land darf jede Bürgerin und jeder Bürger darauf vertrauen, dass der Volkswille redlich umgesetzt wird.
Das Tabak-Produktegesetz hilft Menschenleben zu schützen und qualvolles Leiden zu vermeiden. Das Parlament hat es in der Frühlingssession in der Hand, diesen Volkswillen zu respektieren und ein griffiges Gesetz zu schaffen.
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Zur Autorin: Ursula Zybach (*1967) ist seit 2023 Berner Nationalrätin für die SP. Sie ist zudem Präsidentin der Spitex Kanton Bern und Mitglied im Vorstand der Spitex Schweiz.