SP-Nationalrätin Zybach: Einheitliche Finanzierung Chance für Pflege
Die Berner SP-Nationalrätin Ursula Zybach setzt sich für ein Ja zur einheitlichen Finanzierung ein. Die Finanzierung der Pflege sei heute unzureichend.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 24. November wird in der Schweiz über die einheitliche Finanzierung abgestimmt.
- Ursula Zybach (SP) spricht im Gastbeitrag über die Vorlage, welche sie befürwortet.
- Die einheitliche Finanzierung sei eine Chance für die Pflege, so die Berner Nationalrätin.
Die Finanzierung der Pflege in der Schweiz ist heute unzureichend. Sie leidet unter Fehlanreizen und Finanzierungslücken. Das ist weder im Sinne der zu pflegenden Personen, noch ist es fair für die Prämienzahlenden.
Mit der Einführung der einheitlichen Finanzierung wird die Pflege aufgewertet, die Patientinnen und Patienten profitieren von einer besseren Versorgungsqualität und die Prämienzahlenden werden entlastet.
Nach einer Blutvergiftung sollte mein betagter Vater eigentlich in ein Pflegeheim. Doch er wollte möglichst selbstbestimmt weiterleben und so haben wir gemeinsam entschieden, dass er bei meinem Mann und mir einziehen kann. Und dass die nicht profitorientierte Spitex uns dabei unterstützt.
Es war keine einfache Situation – ein anspruchsvoller beruflicher Alltag und ein Vater, der am Tag und in der Nacht immer wieder Unterstützung brauchte. Aber wir hatten besondere und schöne Erlebnisse, sind einander nochmals viel näher gekommen und mein Vater hat seine ihm so wichtige Selbstbestimmung bis zum letzten Tag gelebt.
Nicht alle können dies so organisieren. Auch wir hätten ohne Zusicherung eines verlässlichen und qualitativ hochstehenden Pflegeteams der Spitex keine Chance gehabt, dies zu stemmen. Umso wichtiger, dass die Langzeitpflege gestärkt wird. Und dazu braucht es auch die einheitliche Finanzierung.
Fehlanreize in der Pflegefinanzierung
Denn heute bezahlt die Krankenversicherung bei einem Aufenthalt im Pflegeheim weniger als bei der ambulanten Pflege durch die Spitex. Dies schafft für Krankenversicherungen einen finanziellen Anreiz, Patientinnen und Patienten früh in ein Heim zu schicken, auch wenn die Pflege zu Hause sinnvoller und die Kosten insgesamt günstiger wären. Das müssen wir ändern!
Die Pflegefinanzierung ist zudem unnötig kompliziert. Die Krankenversicherungen bezahlen einen fixen Betrag an die Pflegekosten, während der Rest durch Kantone und Gemeinden gedeckt sein sollte – aber eben nicht immer gedeckt ist: Alleine im Bereich der Pflegeheime gibt es jährlich ungedeckte Kosten von mehreren 100 Millionen Franken.
Die sogenannte «Restfinanzierung» ist unklar und uneinheitlich geregelt. Dies führt zu einem föderalen Wildwuchs und zu unnötigem und teurem Administrativaufwand für die Pflege und die Kantone.
Lösungen im Interesse aller
Mit der einheitlichen Finanzierung werden diese Probleme angepackt. Statt einer komplexen und lückenhaften Finanzierung soll eine klare, schweizweit einheitliche und stabile Regelung geschaffen werden: Krankenversicherungen und Kantone übernehmen jeweils einen fixen Teil der Pflegekosten – unabhängig davon, ob die Pflege zu Hause von der Spitex oder im Pflegeheim erfolgt.
Kurz: Die klaren Finanzierungsregeln der einheitlichen Finanzierung schaffen mehr Transparenz sowie mehr Planungssicherheit und Stabilität für Pflegeeinrichtungen. Das Personal profitiert durch bessere Koordination, weniger Bürokratie und weniger Leerlauf. Die Patientinnen und Patienten erhalten eine bessere Versorgung. Und letztlich wird auch das Portemonnaie von uns Prämienzahlerinnen und -zahler entlastet.
Zur Autorin: Ursula Zybach (*1967) ist seit 2023 Berner Nationalrätin für die SP. Sie ist zudem Präsidentin der Spitex Kanton Bern und Mitglied im Vorstand der Spitex Schweiz.